Die Wahrheit hinter dem Meme über Wentworth Miller
Depressionen und Selbstmordgedanken: Nachdem sich ein Internetmeme über Wentworth Millers Gewichtszunahme lustig gemacht hatte, schrieb der Schauspieler einen offenen Brief.
Heutzutage sind Memes fast nicht mehr aus dem Internet wegzudenken. Sei es Leonardo di Caprio, der endlich einen Oscar bekommen hat, oder eine komische Grimasse von Jennifer Lawrence: Oft müssen Hollywood-Grössen für diese Witze herhalten, und noch öfter sind diese Witze unter der Gürtellinie.
Das musste auch Wentworth Miller, Star der TV-Serie «Prison Break», gestern Montag am eigenen Leib erfahren. Mit einem Fotovergleich machte sich die Facebook-Seite «The Lad Bible» über seine Gewichtszunahme lustig: «Wenn du aus dem Gefängnis ausbrichst und das Monopol von Mc Donald’s entdeckst…»
In einem offenen Brief auf Facebook äusserte sich Miller über den «Witz» und sagte ehrlich, was ihn in den letzten Jahren beschäftigte: Depressionen und Selbstmordgedanken.
Der Schauspieler hatte 2013 sein Coming-out als schwuler Mann, nachdem er eine Einladung an ein russisches Filmfestival aufgrund der Rechtslage für LGBT-Menschen ausgeschlagen hatte.
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Hier die Botschaft von Wentworth Miller:
Heute war ich die Zielscheibe eines Internetmemes. Nicht zum ersten Mal.
Dieses hebt sich jedoch von den anderen ab.
2010 zog ich mich aus der Schauspielerei zurück und hielt mich aus mehreren Gründen von der Öffentlichkeit fern.
In erster Linie war ich suizidgefährdet.
Ein Thema, über das ich oft geschrieben und gesprochen habe.
Aber zu dieser Zeit habe ich stillschweigend gelitten. Wie viele andere. Das Ausmass meines Kampfes haben nur sehr, sehr wenige gekannt.
Voller Scham und Schmerzen betrachtete ich mich als beschädigte Ware. Die Stimmen in meinem Kopf trieben mich in die Selbstzerstörung. Nicht zum ersten Mal.
Seit meiner Kindheit kämpfe ich mit Depressionen. Es ist ein Kampf, der mich Zeit, Karrieremöglichkeiten, Beziehungen und Tausende schlaflose Nächte gekostet hat.
2010 war der Tiefpunkt meines Erwachsenenlebens und ich habe überall hingeschaut auf der Suche nach Erleichterung/Trost/Ablenkung. Alles hätte dafür in Frage kommen können: Drogen, Alkohol, Sex. Ich aber wendete mich dem Essen zu. Auf das Essen konnte ich mich immer freuen, mich darauf verlassen. Es gab Zeiten, da waren mein Lieblingsessen und eine neue Episode von «Top Chef» die Highlights meiner Woche. Manchmal war das genug. Es musste genügen.
Und ich habe an Gewicht zugenommen. Big f-ing deal.
Als ich eines Tages mit einem Freund in Los Angeles wandern war, stiessen wir auf eine Filmcrew, die gerade eine Reality Show drehte. Ohne, dass ich es wusste, wurde ich von Paparazzi umzingelt. Sie fotografierten mich und die Fotos wurden zusammen mit Fotos aus früheren Zeiten meiner Karriere veröffentlicht. «Hunk to Chunk» «Fit to Flab» etc.
Eine Person aus dem Freundeskreis meiner Mutter schnitt einen dieser Artikel aus einem beliebten Magazin heraus und schickte es ihr zu. Sie rief mich an, beunruhigt.
2010, als ich um meine mentale Gesundheit kämpfte, war es das Letzte, das ich brauchte. Kurz gesagt: Ich überlebte.
So wie diese Fotos.
Ich bin froh.
Jetzt, wenn ich dieses Foto von mir in meinem roten T-Shirt sehe, ein seltenes Lächeln auf meinem Gesicht, erinnere ich mich an meinen Kampf. Meine Ausdauer und meine Beharrlichkeit angesichts einer Vielzahl von inneren und äusseren Dämonen.
Wie ein Löwenzahn auf dem Asphalt bleibe ich bestehen.
Immer noch. Trotzdem.
Ich muss gestehen, dass mir das Atmen schwerfiel, als ich das Meme zum ersten Mal in meinem Newsfeed sah. Aber wie es mit allem im Leben ist, kann ich dem Ganzen eine Bedeutung zuordnen. Und die Bedeutung, die ich diesem/meinem Bild zuordne, ist Kraft. Heilung. Vergebung.
Meiner selbst und anderen.
Falls du mit Schwierigkeiten kämpfst, oder jemand, den du kennst: Hilfe steht zur Verfügung. Frag nach Hilfe. Schreib eine Nachricht. Schick eine Email. Nimm das Telefon in die Hand. Jemand sorgt sich um dich. Sie warten darauf, von dir zu hören. Mit viel Liebe. – W.M. #koalas #inneractivist #prisonbroken
Wentworth Miller machte seine Suizidgedanken bereits 2013 zum Thema, kurz nach seinem Coming-out. In seiner Rede an der Gala der LGBT-Organisation «Human Rights Campaign» sagte er: «Als Jugendlicher war ich eine Zielscheibe. Auf die richtige Art und Weise sprechen, stehen oder sein Handgelenk bewegen. Jeder Tag war ein Test und es gab Tausend Wege, durchzufallen, Tausend Wege, sich selbst zu hintergehen und die Erwartungen anderer Menschen nicht zu erfüllen wenn es darum geht, was akzeptiert ist, was normal ist.»
Mit 15 Jahren versuchte sich Miller das erste Mal, umzubringen. Es sei kein Hilfeschrei gewesen, erinnerte er sich. «Man schreit nur nach Hilfe, wenn man glaubt, geholfen zu werden. Ich brauchte sie nicht, ich wollte nur raus.»
UPDATE 29. März 15:43 Uhr:
«The Lad Bible» hat sich bei Wentworth Miller für ihren Post entschuldigt.
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