Die «Liebenden von Modena» waren zwei biologische Männer
Die Forschung will jetzt nichts mehr von einem Liebespaar wissen
Die zwei Skelette, die 2009 in einem gemeinsam Grab Händchen haltend entdeckt wurden, sind biologische Männer. Neue Auswertungen von Eiweissablagerungen und Zahnschmelz liefern diese Erkenntnis.
In der Nähe von Bologna entdeckten Forscher*innen 2009 zwei Skelette, die Händchen haltend begraben wurden. Schätzungen zufolge sind die sterblichen Überreste rund 1500 Jahre alt, eine Beerdigung muss folglich zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert stattgefunden haben. Die Art der Bestattung deutet auf eine innige Beziehung der Verstorbenen hin – in den Medien und der Forschungswelt erhielt das Paar schnell den Übernamen die «Liebenden von Modena».
Genetische Untersuchungen hatten bislang keinen Hinweis auf das Geschlecht der Skelette gegeben. Neuste Auswertungen von Zahnschmelz und Eiweissablagerungen in den Knochen zeigen nun, dass es sich bei den «Liebenden von Modena» sehr wahrscheinlich um Männer handelt. Ein entsprechender Bericht erschien letzte Woche in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Scientific Reports.
Kein Liebespaar mehr Die Forschung ist nun aber skeptisch, ob die Skelette tatsächlich ein Liebespaar waren. Studienleiter Federico Lugli streitet nicht ab, dass es zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert Liebesbeziehungen zwischen Männern gegeben hat. Vielmehr zweifelt er daran, dass Männerliebe zu dieser Zeit gesellschaftlich anerkannt war und ein verstorbenes Paar als solches begraben wurde.
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«Es gibt zurzeit keine anderen Beispiele dieser Art. Es sind schon viele Gräber mit Händchen haltenden Menschen entdeckt worden, in jedem Fall waren es stets ein Mann und eine Frau», sagte Lugli gegenüber Rai News. In dieser Zeit sei es nicht üblich gewesen, zwei Männer nebeneinander zu begraben. Trotzdem deute die gemeinsame Bestattung auf eine «Beziehung irgendeiner Art» hin. «Die Verbindung dieser zwei Individuen im Grab von Modena wird wohl ein Rätsel bleiben.»
Lugli sieht davon ab, die beiden Skelette als homosexuelles Männerpaar zu bezeichnen. «In der späten Antike ist es unwahrscheinlich, dass die Personen, die das Begräbnis vorbereitet haben, eine homosexuelle Liebesbeziehung klar erkannt haben», sagt er. Bei den beiden Männern könne es sich auch um «Cousins» oder um «Soldaten» handeln.
Die Internetgemeinde ist mit der Erklärung des Forschers nicht einverstanden. Bei den beiden Skeletten könne es sich nicht nur um ein schwules Männerpaar, sondern auch um einen Mann und eine trans Frau oder eine intersexuelle Person handeln, so die Spekulationen.
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