Du hast einen Regenbogenfilter? Dann bist du vielleicht ein Facebook-Experiment
Nach der Öffnung der Ehe durch den Supreme Court haben mehr als eine Million User weltweit ihr Profilfoto mit einer Facebook-App einfärben lassen. Für Facebook sei das ein soziales Experiment, behauptet nun ein Informatikwissenschaftler.
Der Regenbogenfilter von Facebook gehört zu den beliebtesten Trends der letzten Woche. Um ihre Solidarität mit LGBT-Menschen weltweit zu zeigen, haben über eine Million Facebook-User nach dem Entscheid des amerikanischen Supreme Courts ihr Profilbild eingefärbt.
Solidarität? Eher ein Experiment zur Beeinflussung der Masse, findet Cesar Hidalgo, Informatikwissenschaftler an der renommierten MIT in Boston.
«Die Frage ist, zu welchem Zeitpunkt die User ihr Profilbild wieder zurückwechseln», schreibt er auf seinem Facebook-Profil. «Das ist sehr wahrscheinlich ein Facebook-Experiment!»
Facebook will nichts von einem solchen Experiment wissen. Gegenüber der Daily Mail nahm ein Sprecher Stellung zu den Vorwürfen. Die App sei nicht dafür bestimmt, Informationen über die User zu sammeln: «Das ist kein Experiment oder Test, sondern etwas, womit Menschen ihre Unterstützung gegenüber der LGBTQ-Community ausdrücken können.»
Profilbilder und Katzenvideos sind nicht dasselbe Auch The Atlantic hat die solidarischen Absichten des sozialen Netzwerks in Frage gestellt. Um die Wichtigkeit von Internettrends zu veranschaulichen, beruft sich das Newsportal auf eine Studie von 2013, die zu einem ähnlichen Phänomen gemacht wurde. 2012 änderten viele User ihr Profilbild zu einem roten Gleichheitszeichen, dem Symbol für die Ehegleichstellung in den USA. Die Wissenschaftler Bogdan State und Lada Adamic stellten sich die Frage, wie viele Freunde ihr Profilbild wechseln mussten, damit man sein eigenes wechselt.
Untersucht wurden über 3 Millionen User zusammen mit weiteren 106 Millionen User, denen veränderte Profilbilder im Newsfeed gezeigt wurden. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sein Profilbild zu einem Gleichheitszeichen wechselte, war gemäss State und Adamic nicht nur von verschiedenen Faktoren wie Religion, Alter oder politischer Einstellung abhängig, sondern wurde grösser, wenn Facebook-Freunde den ersten Schritt machten.
Interessanterweise war dies nur der Fall, wenn der User bis zu sechs Mal mit dem Profilbild konfrontiert wurde. Danach flachte der Einfluss des einheitlichen Profilbilds ab.
Die Übernahme eines einheitlichen Profilbilds verbreitet sich jedoch anders, als beispielsweise ein niedliches Katzenvideo. Während die Beliebtheit von Videos, Gifs und Internetmemes über längere Zeit zunimmt, ist dies bei einem politischen Statement wie der Eheöffnung nicht der Fall. Ein durchschnittlicher User braucht «soziale Gewissheit», dass er mit seiner Einstellung zur Eheöffnung nicht allein auf weiter Flur steht, bevor er sein Profilbild wechselt. User, deren Freunde das Profilbild gewechselt haben, sind eher dazu bereit, dasselbe zu tun.
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