Daniel Frey kehrt ans Mikrofon zurück
Mit «Der queere Alltag» will der langjährige Moderator auch die Cis-Hetero-Welt bereichern
Lange blieb er der Sendungsmacherei nicht fern. Anderthalb Jahre nach seinem Abschied von Gayradio ist Daniel Freys tiefe Stimme wieder regelmässig zu hören – im neuen Podcast «Der queere Alltag».
Am 17. Juli lancierte Daniel Frey seinen neuen Podcast «Der queere Alltag». Erstes Thema ist «Queer im Alltag», zu Gast ist der langjährige Aktivist Max Krieg, der über sein Engagement in der Fachgruppe Alter der LGBTIQ-Dachverbände und seine persönlichen Erwartungen und Wünsche fürs Älterwerden spricht.
Anderthalb Jahre nach seinem Abschied bei Gayradio, heute Queerup-Radio, kehrt Frey zurück ans Mikrofon. Der Aktivist und langjährige Moderator scheint sich gut zu kennen. «Ich war schon immer ein Tonjäger. Mal schauen, wie lange ich es ohne aushalten kann», sagte er damals schon im Interview mit MANNSCHAFT. «Bei Sportlern ist es der Sport, der ihnen Adrenalinschübe verlieht, bei mir war es der Gang ins Studio vor einer Sendung.»
Seit seinem Coming-out vor nunmehr 30 Jahren interessieren ihn Menschen und Geschichten aus der LGBTIQ-Community. Jahrelang habe er regelmässig «wunderbare Menschen» interviewt. «Ich vermisse diese alltäglichen, aber spannenden Geschichten», sagt er. Und deshalb mache er nun auch noch das, was jetzt plötzlich viele machen: Er veröffentlicht regelmässig seinen Podcast mit Geschichten aus dem Alltag von queeren Menschen.
Frey scheut sich nicht davor, seine Meinung kundzutun. Als 20 Unternehmen im Juni eine Plakatkampagne startete und LGBTIQ-Menschen als eine Bereicherung im Arbeitsalltag bezeichnete, fragte er sich: «Sind wir aber nicht mehr als nur gerade «bereichernd»? Haben wir es nicht verdient, als gleichwertig in der Vielfalt der Menschen wahrgenommen zu werden?»
Bereichernd im beruflichen Alltag sei doch eine neue Mikrowelle für das schnelle Mittagessen in der kurzen Mittagspause. «Doch queere Menschen sind definitiv nicht bloss das Sahnehäubchen auf dem trockenen Sandkuchen der Cis-Heteros», schreibt Frey in einer Medienmitteilung. «Die – sicher gutgemeinte – Beurteilung ‹bereichernd› grenzt nämlich aus und ist weit davon entfernt, LGBTIQ gleichwertig zu behandeln.»
Bereichernd für die Cis-Hetero-Mehrheit sollen hingegen die Geschichten aus dem queeren Alltag sein, so Frey. «Dabei wäre der Alltag von uns eigentlich nicht besonders – ausser in den Momenten, wo wir uns immer wieder als gleichwertig beweisen müssen.»
Der fast 60-jährige Berner ist überzeugt, dass auch cis-heterosexuelle Menschen seinen Podcast hören werden, was schon zu seiner Zeit bei Gayradio der Fall gewesen war. «Ihnen zeigen wir, dass wir Menschen mit den gleichen Problemen und Sorgen sind, obwohl wir vielleicht nicht alle Kinder haben», sagte Frey 2018 zu MANNSCHAFT. «Auch wir müssen morgens aufstehen, Geld verdienen und Steuern zahlen. Das spornt meinen Aktivismus an.»
«Der queere Alltag» erscheint auf Schweizerdeutsch unter dqa.ch. Abonniert werden kann der Podcast bei Spotify, Google Podcasts und Apple Podcasts.
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