CSD Bremen stellt Strafantrag gegen homophoben Pastor
Olaf Latzel soll Schwule und Lesben als Verbrecher bezeichnet haben
Der umstrittene Bremer Pastor Olaf Latzel hatte am vergangenen Sonntag versucht, den gegen ihn erhobenen Vorwurf der Diskriminierung Homosexueller zu entkräften. In einer Erklärung in der St. Martinikirche bestritt er, er habe Schwule und Lesben als Verbrecher bezeichnet. Nun stellte der CSD Bremen Strafantrag.
Gegen den Bremer Pastor ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung. Wenn der Eindruck entstanden sei, er halte alle Homosexuellen für Verbrecher, wolle er sich dafür entschuldigen, so Olaf Latzel. Das sei selbstverständlich nicht seine Meinung (MANNSCHAFT berichtete). Die Bremische Evangelische Kirche bestätigte Anfang der Woche gegenüber der Sendung buten un binnen, dass vorerst nur ein Dienstgespräch geplant sei. Dienstrechtlichen Konsequenzen gebe es nicht.
Am Mittwoch hatten sich 50 Beschäftigte der Bremischen Evangelischen Kirche in einer öffentlichen Erklärung mit dem Titel «Für Demokratie, Respekt und Verständigung» von ihrem Kollegen Olaf Latzel distanziert. Am Donnerstag nun stellte der CSD Bremen Strafantrag gegen den Pastor.
Vorausgegangen war ein Eheseminar, das Latzel im vergangenen Oktober unter dem Titel «Biblische Fahrschule zur Ehe» in seiner Gemeinde abgehalten hat. Einen Tonmitschnitt dieses Seminars soll er auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht haben. Der betreffende Mitschnitt ist aber inzwischen verschwunden.
«Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau»?
Unter anderem hat die Frankfurter Rundschau ihn mit Äusserungen zitiert wie: «Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day, feiern ihre Partys.» Gelebte Homosexualität sei wie Ehebruch ein «todeswürdiges Verbrechen». Ausserdem sei der «ganze Gender-Dreck» für ihn «zutiefst teuflisch und satanisch». Wenn Kollegen für ein Geschenk für eine schwule Hochzeit sammelten, dann sei das eine «grosse Katastrophe».
Die Leitung der Bremischen Evangelische Kirche hatte am Freitag die Äusserungen «auf das Schärfste» verurteilt. Olaf Latzel schade der Kirche, der Gemeinschaft der Gemeinden und den gesamtkirchlichen Einrichtungen. Er habe Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde verletzt, distanzierte sich die Kirchenleitung. Sie dagegen stehe «klar an der Seite homosexuell lebender Menschen».
Auf seinem YouTube-Kanal ist auch folgende Erklärung nachzulesen:
«Liebe Gemeinde, wie sie vermutlich aus den Medien entnommen haben, hat es in den letzten Wochen zahlreiche Übergriffe, Straftaten bis hin zu Morddrohungen gegen unsere Gemeinde und auch gegen meine Person gegeben. Diese fanden in einer bisher nicht gekannten Häufung und Aggressivität statt. Nun ist in dieser Woche der Vorwurf der Hetze gegen mich erhoben worden. Dieser Vorwurf steht im Zusammenhang mit einem Eheseminar, das ich im Oktober 2019 mit etwa 30 Ehepaaren aus unserer Gemeinde gehalten habe.»
Homophober Hassprediger kennt Ursache für Buschfeuer. Nicht.
Die Bibel benenne klar Dinge die Sünde sind so z.B. Geldgier, Ehebruch, Neid, Lieblosigkeit, Jähzorn, Rache, Geiz, Trunkenheit oder Unzucht, so Latzel weiter. «Diese und zahlreiche andere Dinge werden von mir als Sünde benannt, weil die Bibel diese so deklariert. Auch die Homosexualität wird in der Bibel eindeutig als Sünde gekennzeichnet (3. Mo 18,22, 3.Mo 20,13; Röm 1,26-27). Wir haben in unserer Gemeinde St. Martini homosexuell empfindende Glaubensgeschwister, die selbstverständlich Teil unserer Gemeinschaft sind. Homosexuelle sind in St. Martini, wie jeder andere Mensch, willkommen.»
Allerdings werde in der Gemeinde klar zwischen dem eindeutigen «Ja» zum Sünder und dem ebenso eindeutigen «Nein“ zur Sünde unterschieden. So gebe es ein «Ja» zum Lieblosen und zum Homosexuellen, aber auch das biblisch gebotene «Nein» zu Lieblosigkeit und zu Homosexualität, erklärt der Pastor.
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