Cologne Pride zieht umstrittenes Motto zurück
Das ursprünglich geplante Motto «Einigkeit! Recht! Freiheit!» ist vom Tisch
Das ursprünglich geplante Motto «Einigkeit! Recht! Freiheit!» ist vom Tisch. Stattdessen steht die Cologne Pride 2020 im Juli unter dem Motto «Für Menschenrechte».
Die politischen Forderungen zur Cologne Pride 2020 sind klar und unbestritten: Erweiterung des Artikels 3, Absatz 3 des Grundgesetzes um die Merkmale sexuelle und geschlechtliche Identität, bundesweite Aktionspläne gegen Homo-, Trans- und Biphobie – um nur zwei zu nennen. Doch wegen der Nähe zur deutsche Nationalhymne gab es seit Wochen heftige Diskussionen über das Motto (MANNSCHAFT berichtete).
«Wenn wir keine Brücke schlagen, interessiert mich Pride nicht»
Nun lenkt der Veranstalter ein. Der Verein KLuST erklärte in einer Pressemitteilung am Sonntagabend, man wolle nicht zur Spaltung der Community beizutragen: «Die Cologne Pride ist eine Plattform, auf der die Menschen der so vielfältigen und diversen queeren Community, in eben dieser Vielfalt für ihre Rechte eintreten können.»
Diese Rechte seien nicht zwingend für alle universell; jeder Mensch habe individuelle Bedürfnisse. Nicht jeder müsse die sich aus diesen Bedürfnissen ergebenden Forderungen des anderen nachvollziehen können. «Dennoch darf dabei nicht die Empathie verloren gehen, die Forderungen und Bedürfnisse des anderen Menschen zu hören und mitzufühlen. Nur gemeinsam können wir den Kampf um Respekt, Gleichbehandlung und Gerechtigkeit gewinnen.»
Das gewählte Motto kann keine Einigkeit erzielen Neben den bekannten politischen Zielen und Forderungen, kämpfe der KLuST seit Anbeginn für Respekt. Respekt benötige Empathie, heisst es in der Erklärung weiter. «Wenn nun Menschen durch das für 2020 gewählte Motto Ängste empfinden und wir nicht in der Lage waren, ihnen diese zu nehmen, kann das Motto keine Einigkeit erzielen. Und Einigkeit bedeutet nicht Gleichheit. Wenn Zorn und Wut der Vergangenheit und der Zukunft durch das Motto geschürt und nicht gelindert werden, dann eint dieses Motto nicht, sondern spaltet die Community.»
«QueerTausch» – ein Auslandjahr gegen Vorurteile
Dem KLuST liege nichts ferner, als zur Spaltung der Community beizutragen und man wolle sich auch von Populist*innen nicht vor den Karren spannen. Insbesondere die leisen Töne habe man inb der Diskussion gehört, so der Verein: «Es gab unter anderem viele persönliche, konstruktive Gespräche mit betroffenen Menschen der Community. Wir wünschen uns einen für alle Menschen angstfreien, sicheren und respektvollen CSD, den alle Demokraten gerne unterstützen.»
Dass dies unter dem gewählten Motto nicht möglich sei, hätten auch die Diskussionen der letzten Wochen gezeigt. «Das haben wir verstanden! Wir ziehen das Motto Einigkeit! Recht! Freiheit! für den Cologne Pride 2020 zurück! Lasst uns nun gemeinsam und einig unter dem Motto Für Menschenrechte demonstrieren und uns auf unsere bestehenden politischen Forderungen besinnen!»
Die Reaktionen im Netz fallen unterschiedlich aus, wenn auch die meisten Kommentator*innen bei Facebook die Entscheidung des Vereins begrüssen und den Mitgliedern dafür Respekt zollen. Der grüne Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann etwa schrieb: «DANKE! Das habt ihr sehr gut entschieden.»
Ein andere User meint dagegen: «Das Motto war toll und dass nun eingeknickt wird, empfinde ich als genauso peinlich, wie die, die sich so aufgebläht empörten und, schlimmer noch, gewalttätig wurden. Ich glaube, wir brauchen mal einen Reset, damit man sich wieder klar wird, worüber es sich lohnt, aufzuregen. Dieses Motto in Anlehnung an den Beginn unserer Nationalhymne garantiert nicht.»
Der offen schwule Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) hat via Twitter sein Bedauern über den Motto-Wechsel ausgedrückt.
Auch Jens Brandenburg, Sprecher für LGBTIQ der FDP-Bundestagsfraktion, kritisiert das Einlenken des Kölner Vereins. «Die Abkehr vom geplanten CSD-Motto ist eine verpasste Chance. Einigkeit, Recht und Freiheit sind die Grundwerte unserer Demokratie. Sie sind klarer Auftrag, LGBTIQ-Rechte in Deutschland stärker zu schützen. Die Deutungshoheit über unsere Nationalhymne dürfen wir nicht den Extremisten überlassen», so Brandenburg.
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