Herr Bossart schwört auf Unterhosen, die ihm viel Freiheit lassen
Unser Stil-Papst schwört auf die Kraft der zwei Taschen
Eigentlich lässt sich Herr Bossart von Werbung nicht beeindrucken. Bis ihm ein verlockendes Angebot für Herrenunterwäsche ins Haus flatterte …
Herr Bossart, er muss es zugeben, ist mehr oder weniger werberesistent. Reklameseiten in Zeitung überblättert er, Beilagen und andere nicht adressierte Kaufpropaganda im Briefkasten werden ungelesen dem Altpapier zugeführt. Bei Youtube-Werbung hält er sich Augen und Ohren zu und bei Radiowerbung – der allerdoofsten Art von Werbung – stellt er den Sender um. Kein Pardon.
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Und dann passierte Folgendes: Auf Instagram wurden Herrn Bossart kürzlich wiederholt zwei Unterwäscheanzeigen untergejubelt. Dabei ging es natürlich nicht um irgendwelche und x-beliebige oder gar aufreizende Wäscheteile für den Herrn, sondern um wirkliche Innovationen. Der kalifornische Algorithmusausdenker hat wohl Herrn Bossarts Schwachstelle in Bezug auf Werbung gefunden, Chapeau! Herr Bossart klickte sich durch den Kaufprozess und wurde Wochen später mit Wunderlichkeiten aus China beliefert.
Das erste Paket enthielt weisse Trunks aus «ultrafeiner Buchenholzfaser aus Österreich», wie es im Beipackzettel hiess. Das besondere an den Trunks ist aber nicht die Mikrofaser – obschon wirklich sehr angenehm auf der Haut. Die Innovation ist die Zone rund um das «Reproduktionsorgan», wie es ebenfalls sehr schön vom Hersteller beschrieben wird: Penis und Hodensack werden nämlich in zwei separaten Taschen versorgt.
Als würde man nichts tragen Der Inhalt des zweiten Pakets versprach ebenfalls ultimativen Tragekomfort. Slips aus dehnbarer, ultrafeiner Mikrofaser nämlich, die seien, als würde man nichts tragen und dabei doch alles an Ort und Stelle eindrücklich zurechtrücken.
Herr Bossart prüfte beide Heilsbringer an mehreren Tagen und in unterschiedlichen Situationen. Sein Fazit: Die Zwei-Taschen-Unterhosen sind anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, dann aber überaus angenehm zu tragen. Das «member» und die «boys», wie Männer das in den Videotestimonials auf der Webseite nennen, kommen sich nicht in die Quere, und das ist doch angenehmer als bislang gelebt. Es ist ein bisschen so, als würde man in Boxershorts in weite Hosen steigen: Freiheit, also.
Auch der Slip aus dem kühlen Seidenimitat ist okay zu tragen, wenn man denn Slips mag. An das Freiheitsgefühl der Zwei-Taschen-Unterhose kommt der dünne Stoff aber nicht ran. Zudem macht Herr Bossart weitere zwei Nachteile aus: Die Transparenz der Slips dürfte scheuen Männern die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn sie sich zum Beispiel vor dem Sport mit anderen Herren in der Garderobe umziehen müssen. Des Weiteren sind die Slips lediglich bei 30 Grad waschbar, was für Unterwäsche doch ungenügend ist, findet Herr Bossart.
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