Blutspenden für alle: Minister aus Rheinland-Pfalz gegen Diskriminierung
Gegen Stigmatisierung schwuler Männer
Ein neues grosses Blutspendemobil soll mehr Bürger in Rheinland-Pfalz zum Spenden animieren – und gleichzeitig das Blutspenden für alle erleichtern.
Blutspenden leicht gemacht: Dafür soll ein grosses neues Blutspendemobil in Innenstädten sowie bei Unternehmen und Schulzentren sorgen. Der fast eine Million Euro teure Truck hat ausfahrbare Seitenerweiterungen, 47 Quadratmeter Fläche, sechs Liegen für sechs Spender*innen zur selben Zeit und zwei TV-Bildschirme, wie der Blutspendedienst Rheinland-Pfalz und Saarland des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mitteilte. Am Freitag startete das Fahrzeug mit einer Feier seine Tour in Neuwied – künftig soll es Stationen in Rheinland-Pfalz, Saarland und im südlichen Nordrhein-Westfalen anfahren. Viele Verletzte und Kranke sind auf das Blut anderer Menschen dringend angewiesen.
«Das Blutspenden muss für die, die es wollen, einfacher und zugewandter werden», sagte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Viele Menschen haben immer noch das Gefühl, sie seien beim Blutspenden nicht erwünscht.» Als Beispiel nannte Hoch homosexuelle Männer. «Diese Stigmatisierung und Diskriminierung muss aufhören.» Der SPD-Politiker sprach sich zudem für eine neue Diskussion über eine Widerspruchslösung bei Organspenden aus. «Wir würden so viele Leben retten.» Demnach wäre jeder prinzipiell Organspender, der nicht ausdrücklich widerspricht.
Die Zahlen seien auch nach der letzten Bundestagsentscheidung vom Januar 2020 für die erweiterte Zustimmungslösung immer noch viel zu niedrig, bedauerte Hoch. «Die Unimedizin Mainz war 2021 bundesweiter Spitzenreiter mit 16 Organspendern.» Hoch forderte die Menschen auf, sich einen Organspenderausweis zu besorgen. «Auch die Anmerkung, kein Spender, hilft.» Damit werde das komplizierte Verfahren im Zweifel beschleunigt. «Ein Spender kann bis zu drei Menschenleben retten.»
Blutspenden sei im Sommer besonders wichtig, mahnte Hoch. Die Konserven seien dann besonders knapp. «Viele sind im Urlaub, und gleichzeitig steigt der Bedarf mit der Zahl der Freizeitunfälle.» Mit dem demografischen Wandel werden Blutkonserven auch unabhängig von der Ferienzeit noch knapper werden. «Viele Spender wachsen raus», sagte Hoch. «Ab 65 Jahren kann man nicht mehr Blut spenden.»
Der neue DRK-Truck ist laut dem Blutspendedienst Rheinland-Pfalz und Saarland des Roten Kreuzes in Neuwied stationiert. Meist sind drei Mitarbeiter*innen und ein Arzt an Bord. Angesichts der Corona-Pandemie erneuert eine Luftfilteranlage nach den Angaben neunmal in der Stunde die Luft im Fahrzeug. Vor dem Blutspenden werden persönliche Daten abgefragt. In Videos schildern Spendenempfänger*innen ihre Erfahrungen. Zum Abschluss gibt es einen Imbiss. DRK-Blutspendedienst-Sprecher Daniel Beiser sagt: «Wir sind jetzt mobiler und unabhängiger und kommen dahin, wo die Menschen sowieso sind.»
Bereits im August 2020 hatte der saarländische Landtag sich gegen eine Diskriminierung von homosexuellen Männern beim Blutspenden ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Die Abgeordneten beschlossen einstimmig einen von CDU und SPD eingebrachten Antrag, wonach die bisher für Blutspenden noch geltende «Rückstellung» Homosexueller für die Dauer von zwölf Monaten deutlich verkürzt werden solle.
Die Rückstellungsfrist von MSM wurde vom Robert Koch-Institut für Deutschland im September 2021 auf vier Monaten verkürzt. In Österreich und in der Schweiz dürfen Männer, die in den letzten zwölf Monaten Sex mit einem Mann hatten, hingegen nicht Blut spenden (MANNSCHAFT+).
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