Grossbritannien lockert Blutspendeverbot für schwule Männer deutlich
Die Ankündigung der Regierung bedeutet eine weltweit führende Liberalisierung bei der Blutspende für MSM und andere Gruppen, die früher ausgeschlossen waren.
In Grossbritannien sollen Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), künftig schon 3 Monate nach dem letzten Sexkontakt Blut spenden dürfen. Auch für Trans*Menschen hat Bildungsministerin Justine Greening gestern eine Verbesserung angekündigt: Es soll ihnen leichter gemacht werden, ihr Geschlecht selber zu bestimmen. «Die Regierung verpflichtet sich, eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, die für jeden da ist, ungeachtet des Geschlechts oder der Sexualität, und heute machen wir den nächsten Schritt dorthin.»
2011 hatte Grossbritannien als eines der ersten Länder die Regelung einer kompletten Blutspende aufgegeben zugunsten einer Regelung, die zunächst eine 12-monatige Enthaltsamkeit vorsah. Der Gründer der Organisation FreedomToDonate, Ethan Spibey, sagte angesichts der gestern angekündigten Reform: Der Plan der Regierung bedeute eine weltweit führende Praxis der Blutspende für schwule und bisexuelle Männer und andere Gruppen, die früher ausgeschlossen waren wie Drogenkonsumenten. Sie tragen ein statistisch höheres Risiko, sich mit HIV zu infizieren.
Schon ab November in Schottland Ausschlagend für die Wende war eine Empfehlung des Komittees zur Sicherheit von Blut und Organspende, das festgestellt hatte, dass die neuen HIV-Testverfahren sehr zuverlässig seien und die Spender sich an die Regeln hielten. Die neuen Regeln sollen bereits ab November in Schottland gelten und ab Anfang 2018 auch in England
Die meisten anderen Länder haben gerade erst die 12-Monats-Regelung eingeführt: Frankreich im vergangenen Jahr, Irland Anfang dieses Jahres. In der Schweiz gilt diese Regelung seit Anfang des Monats.
In Deutschland gilt Komplettverbot In Deutschland gilt weiterhin ein Totalverbot der Blutspende für MSM. LGBTI-Aktivisten und AIDS-Hilfen prangern seit Jahren diese als diskriminierend empfundene Regelung an. Zwar haben inzwischen sowohl Bundesgesundheitsminister Gröhe (CDU) wie auch die Gesundheitsminister der Länder das Ende des Totalverbots angeregt, aber noch hat die verantwortliche Bundesärztekammer nicht reagiert. Sie prüft eine Aufhebung des Verbots seit vier Jahren. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, der zufolge „Personen, deren Sexualverhalten ein hohes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt“, vom Blutspenden auszuschliessen sind. Homosexuelle werden dort allerdings nicht ausdrücklich genannt.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Zur Sommerzeit kommen weniger Spender als zu anderen Zeiten im Jahr[/perfectpullquote] Eigentlich können es sich die Blutspendedienste nicht leisten, bestimmte Gruppen auszuschließen. Erst am Freitag hatte das Bayerische Rote Kreuz (BRK) zu Blutspenden aufgerufen, da mit dem Ferienstart alljährlich die Vorräte knapp werden. „Zur Sommerzeit bleiben mehr Spenderliegen leer als zu anderen Zeiten im Jahr“, sagte Geschäftsführer Georg Götz. Viele Menschen seien verreist, die bayerischen Kliniken bräuchten aber kontinuierlich 2000 Blutkonserven täglich.
Wer als schwuler Mann in Deutschland Blut spendet und beim Ausfüllen des Fragebogens falsche Angaben macht, begeht nach Paragraf 30 Absatz 3 Transfusionsgesetz eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbusse von bis zu 10.000 Euro geahndet werden kann. Seit ein paar Jahren können sich homosexuelle Männer in Deutschland aber immerhin als Knochenmark- bzw. Stammzellenspender registrieren lassen.
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