Mode-Designer Wolfgang Joop: «Ich stöhne nicht»
Zum 80. Geburtstag der bisexuelle Ikone
Wolfgang Joop feiert seinen 80. Mit dem Designen aufhören möchte die bisexuelle Mode-Ikone allerdings nicht.
Im Gegentei, er spricht von der «Gnade», noch arbeiten zu können. «Ich stöhne nicht über Arbeit. Ich bin lieber überbeschäftigt als unterbeschäftigt», sagte er dem ZEITmagazin. Arbeit sei «besser als eine Kopfschmerztablette».
«Ich hätte nicht damit gerechnet, 80 zu werden», sagte der Modedesigner ausserdem. Der Geburtstag des Modeschöpfers ist am 18. November. Er habe aber Angst davor, «dass das Alter zum zentralen Alltagsthema wird. Dieses Verletzbare, das Gefühl, da geschieht was mit mir, was ich nicht kontrollieren kann und was ich nicht kenne. Man ist ja schliesslich das erste Mal alt.»
Der Potsdamer sagt von sich, er kenne keine Gleichaltrigen und verbringe nur Zeit mit jüngeren Menschen. Er habe aber eine gewisse «Heimatverrücktheit», sei am liebsten in seiner Geburtsstadt – auf dem Hof nahe des Schlosses Sanssouci, wo er geboren wurde und jetzt selbst nahezu alles anbaut, was er zum Leben braucht. Von Bohnen über Rucola hin zu Zwiebeln. «Es ist so einmalig, was mir hier vom Schicksal geschenkt wurde», sagt Joop, der im Kreise seiner Kinder und seiner Ex-Frau lebt. «Das ist alles wie ein erfüllter Traum. Ich kann mich erinnern, wie dringend ich hierher wollte, als kleiner Junge, als ich plötzlich in Braunschweig wohnte. Da habe ich nur von Potsdam geplärrt.»
Joop berichtet wie er sich als kleiner Junge auf dem Bauerhof sein eigenes kleines Reich aufgebaut hat, wie er sich dort als «kleiner Prinz» fühlte und wie schwer es für ihn war, als seine Familie mit ihm 1954 nach Niedersachsen zog, in einen Westen, den er seinen eigenen Worten zufolge «überhaupt nicht golden fand».
Später habe er Jobs angenommen, wie zum Beispielspiel in der Porzellanmanufaktur in Meissen, nur um ein Visum für den Osten zu bekommen. Auch als Künstler hat er in dieser Zeit gearbeitet. «Ich habe nicht gefälscht. Ich habe holländische Stillleben aus dem 17. Jahrhundert nachempfunden, mit derselben altmeisterlichen Technik», erzählt Joop, der die Bilder indes nicht signiert hat. Als kriminellen Kunstfälscher sieht er sich in damaliger Zeit deshalb nicht, auch wenn ihm das beizeiten vorgeworfen wird. «Es war schon auch anstrengend, die Bilder im Backofen meiner Mutter zu bearbeiten und so weiter. Aber mit 23, als Karin mit Jette schwanger war, musste ich Geld verdienen. Ich hatte zu der Zeit auch keine andere Perspektive.»
Sein Studium der Kunstpädagogik brach er ab, arbeitete als Restaurator und Maler. 1970 nahm er gemeinsam mit seiner Frau Karin an einem Modewettbewerb der Zeitschrift Constanze teil und gewannen drei Preise. Wenig später wurde er Moderedakteur beim Frauenmagazin Neue Mode. Danach ging es in die Werbung, in den Journalismus und letztlich zu seiner Arbeit als Designer.
«Ja, das ist eine lange Geschichte, meine Karriere. Ich kann sie selbst gar nicht begreifen. Sie hat mich ausgesucht. Nicht ich sie», sagt Joop heute.
Mehr zufällig als geplant sei auch seine erste Begegnung mit Yves Saint Laurent verlaufen. Bei der Pariser Modewoche stieg dieser aus dem Auto aus, bahnte sich den Weg durch die Massen zu seiner Modenschau und nahm den davorstehenden Joop samt Frau spontan mit hinein.
Ob das heute auch noch jemandem aus Deutschland gelingen würde? «Ich finde, man muss glamourös aussehen. Ein paar Leute schaffen es ja auch», antwortet Joop und führt Schauspielerin Sandra Hüller als positives Beispiel an.
Eine andere Mode-Ikone feierte jüngst ihren 75. Geburtstag: Anna Wintour. Durch Sonnenbrille, Bob mit Stirnfransen und Haute-Couture-Kleid ist die Vogue-Chefin ihre eigene Marke (MANNSCHAFT berichtete).
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