Belgische Politiker*innen verbinden EU-Beitritt Serbiens mit Europride
Eine Delegation aus Brüssel reist zur Veranstaltung nach Belgrad und übt politischen Druck aus
Die belgischen LGBTIQ-Aktivist*innen von «Forbidden Colours» spenden ihrer Regierung öffentlich Beifall wegen der politischen Unterstützung der eigentlich abgesagten Europride in Belgrad.
In einer Pressemitteilung von «Forbidden Colours» heisst es: «Trotz der umstrittenen Erklärung des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić (MANNSCHAFT berichtete) wird die Europride vom 12. bis 18. September in Belgrad stattfinden. Forbidden Colours wird an dem Event teilnehmen, zusammen mit einer grossen Delegation aus Belgien.»
Zu dieser Delegation gehören demnach Petra de Sutter, die belgische Vizepremierministerin, ausserdem Stephanie D’Hose, Senatspräsidentin Belgiens, sowie Pascal Smet, Staatssekretär für internationale Angelegenheiten für die Region Brüssel.
Weiter heisst es in der Pressemitteilung: «Die Veranstaltung ist wichtig, um Kernwerte der Europäischen Union in Serbien zu stärken – Menschenrechte, Demokratie und Gleichberechtigung. Das Land, in dem der russische Einfluss stark ist und wo LGBTIQ immer noch viele Diskriminierungen erdulden müssen, ist EU-Beitrittskandidat. Die Unterstützung der Europride durch die belgische Regierung ist entscheidend, um die serbische Regierung dazu zu bringen, mehr für Inklusion und Gleichheit zu tun.»
Protest von orthodoxer Seite Zur Erinnerung: Serbiens Regierung beharrt auf einem Verbot der Europride. Zuvor hatten rechtsradikale Organisationen sowie Vertreter*innen der serbisch-orthodoxen Kirche Stimmung gegen die Veranstaltung gemacht.
Die Europride wird seit 1992 abwechselnd in verschiedenen europäischen Hauptstädten organisiert, Serbien hätte nun die erste Station in Südosteuropa sein sollen.
Petra de Sutter werde laut Forbidden Colours an der Eröffnungsdiskussionsrunde bei der Internationalen Menschenrechtskonferenz am 13. September in Belgrad teilnehmen. Einen Tag später soll der Vizedirektor von Forbidden Culours, Rémy Bonny, eine Diskussionsrunde moderieren, die sich damit beschäftigt, wie Gleichberechtigung und Sicherheit von LGBTIQ gewährleistet werden kann; an dieser Diskussion werde auch Stephanie D’Hose teilnehmen, heisst es.
«Inklusivere Städte» Am 16. September wird dann ein weiterer Forbidden-Colours-Mitarbeiter, Vincent Reillon, eine Diskussionsrunde leiten zur Frage, wie «inklusivere Städte» aussehen könnten, diesmal ist Pascal Smet als Gast vorgesehen.
Die Parade selbst werde dann am Samstag, dem 17. September, durch die Strassen von Belgrad ziehen, heisst es. Trotz gegenteiliger Erklärungen der serbischen Regierung.
«Der Erfolg dieses Marsches ist entscheidend, um zu zeigen, dass Serbien das Recht all seiner Bürger*innen garantiert, friedlich demonstrieren zu können. Jede Unterbrechung bzw. Behinderung des Marsches wäre ein Brechen des Versprechens, das 2019 gegeben wurde von der serbischen Premierministerin Ana Brnabić bezüglich einer sicheren und erfolgreichen Durchführung der Veranstaltung», so Forbidden Colours.
Die Gruppe fügt drohend hinzu: «Ein solcher Bruch des Versprechens würde Serbien zurücksetzen im Prozess eines EU-Beitritts.»
Die Aktivist*innen weisen darauf hin, dass noch nie zuvor so viele belgische Regierungsvertreter*innen an einer Pride ausserhalb Belgiens teilgenommen hätten. Was die hohe Bedeutung dieser speziellen Europride unterstreicht.
«Haltet euch von Kindern fern» In den letzten Wochen hatten serbische Europride-Gegner*innen mit Plakaten demonstriert, auf denen zu lesen war: «Wir wollen keine Schwulenparade und keine Besetzung durch den Westen» sowie «Haltet euch von Kindern fern». Ausserdem wurden Kreuze, Heiligenbilder und serbische Fahnen zur Schau gestellt (MANNSCHAFT berichtete).
Homosexualität und damit verbunden auch LGBTIQ-Rechte werden von vielen als vermeintliches Zeichen des «dekadenten» Westens gesehen, vor denen man das Land schützen müsse, eine Rhetorik, die man auch aus Russland von Vladimir Putin kennt.
Zuvor hatte bereits die «LGBTI Intergroup» des Europaparlaments in einem Brief an den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und Premierministerin Ana Brnabić gefordert, dass die Europride stattfinden müsse (MANNSCHAFT berichtete).
Der Brief wurde von 145 EU-Abgeordneten unterzeichnet, die der Europäischen Volkspartei, der sozialdemokratischen Fraktion, den Liberalen, den Grünen und den Linken angehören. Zu den Unterstützer*innen zählt u.a. Vizeparlamentspräsidentin Katarina Barley (SPD). Keine Unterschrift gab es von der CDU/CSU und den rechtspopulistischen EU-Fraktionen ID bzw. EKR.
Auch der CSD-Verein in Belgrad beharrt darauf, dass die Europride nicht abgesagt sei. Der europäische CSD-Dachverband EPOA erklärte Ende August: «Nur die Organistor*innen können die Veranstaltung absagen.»
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