Frauenschwarm, aber heimlich schwul: «Rex Gildo – der letzte Tanz»
Der neue Film von Rosa von Praunheim kommt ins Kino
Rex Gildo war ein hochtalentierter junger Mann und heimlich schwul. Für die Öffentlichkeit musste er eine Kunstfigur spielen. Rosa von Praunheim hat einen Film über den Sänger gedreht.
Rex Gildo war ein deutscher Star. Er sah blendend aus, konnte singen und tanzen, verkaufte 40 Millionen Schallplatten, wirkte in über 30 Filmen mit, und «Fiesta Mexicana» kannte jedes Kind. Auch «Sieben Fässer Wein» hätte er singen sollen, doch den Song machte dann Roland Kaiser zum Hit.
Dass Rex Gildo und sein Manager Fred Miekley, der auch sein Entdecker und Ziehvater war, über Jahrzehnte ein Liebespaar waren, das wussten nur engste Vertraute. Um Pressegerüchten über sein Schwulsein zuvorzukommen, heiratete Gildo damals sogar seine eigene Cousine Marion.
Nach dem Tod seines Partners Fred bekam Gildos Karriere tiefe Risse, er wurde tablettensüchtig, hatte Alkoholprobleme. Halb fiktional, halb dokumentarisch erzählt Rosa von Praunheim in seinem neuen Film Rex Gildos Leben als die tragische Geschichte eines Unterhaltungskünstler, der sich in der repressiven Öffentlichkeit der 1950er und 60er Jahre zu einem Doppelleben gezwungen glaubte und auch später nie den Ausbruch aus seinem Versteck wagte.
«Seine Homosexualität war ein gesellschaftliches Problem», erzählt von Praunheim dem NDR. «Das war ja nicht nur beim Schlager so. Es war kriminalisiert, sonst kam man ins Gefängnis und das bedeutete vorbestraft zu sein. 1968 gab es die sexuelle Revolution. Aber Rex war zu sehr in diesem konservativen Schlagermillieu. Er ging dann auch nicht mit der Zeit, sondern blieb bei seinen Sachen.»
Dass er für die Öffentlichkeit eine Kunstfigur spielen musste, dafür könne man ihm nicht die Schuld zuschieben, so von Praunheim.
«Er kommt halt aus einer Zeit, in der das sehr gefährlich war. Als er erst mal als Frauenschwarm etabliert war, da war es dann natürlich sehr schwer sich zu outen. Ich habe Anfang der Neunzigerjahre einige geoutet, Hape Kerkeling oder Alfred Biolek, die dann erst mal einen Schock bekamen, aber Gott sei Dank ihr Publikum nicht verloren haben», so von Praunheim zum NDR.
Rex Gildo ist am Ende seines Lebens, das auch das Ende des Film ist, nur noch eine Karikatur. 1999 starb er nach einem Sturz aus dem Fenster seiner Münchner Wohnung. Er wurde 63 Jahre alt.
Kilian Berger spielt den jungen Rex Gildo, Ben Becker ist als Manager Fred Miekley zu sehen. Sidsel Hindhede stellt Gitte Hænning dar, Katrin Katz Köbbert ist Conny Froboess. Auch Zeitzeug*innen wie Cindy Berger, Bernhard Brink und Costa Cordalis kommen in dem Film zu Wort.
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