Ärger um «One Love»-Binde: Rewe beendet Zusammenarbeit mit DFB
Man stehe ein für Diversität
Die Debatte zur verbotenen «One-Love»-Armbinde hat Folgen für den DFB: Werbepartner Rewe distanziert sich vom Fussballweltverband und beendet die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fussball-Bund.
Der Kölner Handelsriese Rewe beendet wegen der FIFA-Entscheidung zur «One-Love»-Armbinde ab sofort die Kooperation mit dem Deutschen Fussball-Bund. Das Unternehmen wolle sich in aller Deutlichkeit von der Haltung des Weltverbands FIFA und den Äusserungen von Präsident Gianni Infantino distanzieren und werde deshalb auf seine Werberechte aus dem bestehenden Vertrag mit dem DFB insbesondere im Kontext der Weltmeisterschaft verzichten, sagte Konzernchef Lionel Souque am Dienstag.
«Wir stehen ein für Diversität – und auch Fussball ist Diversität», sagte Souque. «Die skandalöse Haltung der FIFA ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel.» Der DFB hatte am Montag mitgeteilt, dass Kapitän Manuel Neuer bei der WM entgegen der ursprünglichen Planung doch nicht mit der «One-Love»-Kapitänsbinde auflaufen werde (MANNSCHAFT berichtete). Dazu entschieden sich der DFB und die anderen beteiligten europäischen Verbände wegen angedrohter FIFA-Sanktionen.
Rewe hatte bereits im Oktober dem DFB mitgeteilt, den langjährigen Partnerschaftsvertrag nicht weiterzuführen – damals noch ohne inhaltliche Verbindung zur Weltmeisterschaft. Nach den aktuellen Entscheidungen der FIFA stelle der Konzern den Vertrag mit dem DFB aber ab sofort ruhend und verzichte auf Werberechte, hiess es in Köln. Dies habe das Unternehmen dem DFB bereits mitgeteilt.
Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hatte zuvor erklärt, er glaube an längerfristige Auswirkungen der «One Love»-Eskalation auf die deutschen Fussball-Profis. Er wirke so «dass wir sie jetzt überfrachtet haben», sagte der DFB-Botschafter für Vielfalt in den ARD-«Tagesthemen». «Nur, was sie verstehen müssen, ist, dass sie in der Vergangenheit selbst Zeichen setzen wollten, so haben sie die Erwartungshaltung gesteigert.» Es werde «eine Zeit dauern, bis sie wieder glaubwürdig für diese Werte einstehen können».
Der Weltverband FIFA hatte sieben europäischen Teilnehmern am Montag untersagt, während der WM in Katar mit einer «One Love»-Kapitänsbinde zu spielen. Der Aufschrei insbesondere in den betroffenen Ländern ist riesig. «Heute wurden sie auf eine Probe gestellt, und man hat gemerkt, wie die Machtverhältnisse im Weltfussball sind», sagte Hitzlsperger. «Dort, wo die Rechnung bezahlt wird, wird auch bestimmt. Meines Erachtens kommt der Druck aus dem Gastgeberland, und das war heute unmissverständlich.»
Die Entscheidung der iranischen Spieler, vor dem Spiel gegen England ihre Nationalhymne nicht mitzusingen, bezeichnete Hitzlsperger als «extrem mutige Entscheidung». Genau das wisse auch FIFA-Präsident Gianni Infantino, «dass die unterschiedlichen Themen, die die Mannschaften mitbringen in das Turnier, dass man sie gegeneinander aufwiegen kann, das plötzlich Vergleiche gezogen werden und so gerade bei den Europäern Stress entsteht.»
Infantino möchte «Zwietracht säen, es ist ihm gelungen», sagte der 40-Jährige. «Wenn wir jetzt immer wieder vergleichen, welche Mannschaft eine Aktion fährt und welche nicht, dann schafft es nur Stress, und er erreicht sein Ziel. Am Ende geht es um seinen Machterhalt und das hat er bisher hervorragend gemeistert.»
Fan-Vertreter Dario Minden kritisierte den DFB scharf. «Ich glaube die DFB-Spitze begreift noch gar nicht, was der Rückzieher bedeutet. Die (eventuelle!) Gelbe Karte war eigentlich ein Geschenk der FIFA: nur zum Preis einer Gelben Karte hätte man auf einen Schlag Haltung zeigen und viel Ansehen gewinnen können», sagte der stellvertretende Vorsitzende der Fan-Dachorganisation «Unsere Kurve» im Interview des Hessischen Rundfunks. «So hingegen hat der DFB schon seine erste bittere wie peinliche Niederlage bevor der Ball überhaupt rollt.»
Gianni Infantino kann sich so schwul fühlen wie er lustig ist. Schwulsein ist aber kein Gefühl, sondern Identität.
Zudem ging er auf die Pressekonferenz des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino am Samstag ein, in der dieser unter anderem pathetisch gesagt hatte, heute fühle er sich schwul. «Gianni Infantino kann sich so schwul fühlen wie er lustig ist. Schwulsein ist aber kein Gefühl, sondern Identität. Ich hingegen fühle mich wütend, nicht nur heute», sagte Minden.
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