19-Jähriger eröffnet eigene LGBTIQ-Bar in St. Gallen

Sven hat sich mit dem «St.Gallen Libre» einen Traum erfüllt

Sven Sennhauser (Bild: zvg)
Sven Sennhauser (Bild: zvg)

Sven Sennhauser aus St. Gallen ist mit 19 Jahren bereits stolzer Barbesitzer. Sein queeres Lokal «St.Gallen Libre» feierte Mitte August seine Eröffnung und kommt beim Publikum richtig gut an.

Seit zwei Monaten betreibt Sven Sennhauser seine LGBTIQ-freundliche Bar «St.Gallen Libre». Diesen Traum habe er sich dank einer Erbschaft erfüllen können, erzählt er im Interview mit MANNSCHAFT. Damit ist der gelernte Koch also mit erst 19 Jahren schon Besitzer eines eigenen Lokals. Es laufe noch alles ein bisschen nach dem Motto «learning by doing», sagt Sven. Manchmal frage er bei befreundeten Lokalen nach, das meiste mache er aber auf eigene Faust. Am ersten Tag habe er sich einfach gesagt: «Jetzt muss es irgendwie funktionieren.»

«Top Location, top Chef!» Und es funktioniert! Zumindest kann man das aus den Dutzenden, ausschliesslich positiven Google-Rezensionen schliessen: «Wir lieben es! Top Location, top Chef», schreibt da jemand. Oder: «Sehr gemütlich und offen, man fühlt sich sehr willkommen!» Ein anderer Gast hatte ein besonders originelles Kompliment für den frischgebackenen Barbesitzer: «Mein Lieblingsplatz nach meinem Bett. Ich könnte jeden Tag dort verbringen.»

Auch Sven selbst findet, dass der Start ziemlich gut gelungen ist. Mit dem St.Gallen Libre wolle er in der Stadt eine Lücke schliessen und besonders jüngeren Menschen aus der LGBTIQ-Community einen Safe Space bieten. Diese Zielgruppe hat auch Auswirkungen auf sein Bar-Sortiment: «Das bedeutet dann etwa, dass es eine grössere Auswahl an süssen Schnäpsen gibt und vielleicht etwas weniger unterschiedliche Whiskey-Sorten», erklärt Sven.

Dass er die Preise möglichst tief halten möchte, kommt dem Budget der jüngeren Barbesucher*innen natürlich ebenfalls entgegen. Ausserdem soll der Ausgang im St.Gallen Libre unkompliziert sein. «Niemand muss sich extra schön anziehen und man wird am Eingang auch nicht von einem Türsteher begutachtet…»

Laufkundschaft in Ausgehmeile St. Gallen habe eine ausgeprägte «Beizenkultur», in der es für Neulinge nicht leicht sei, weil viele ihre Stammkneipen bereits gefunden hätten. Doch da sich das St.Gallen Libre quasi in der «Ausgehmeile» der Stadt befindet, kann Sven von neugieriger Laufkundschaft profitieren.

Und wie ist in St. Gallen die Situation mit homophober Gewalt im Ausgang? Sven persönlich habe diesbezüglich zum Glück noch nie schlechte Erfahrungen machen müssen. «Aber es kommt vor, dass zum Beispiel mal ein schwules Paar am Bahnhof angegriffen wird. Von der Polizei wird dieses Problem weitgehend ignoriert», so Sven.

In Zürich sind LGBTIQ-feindliche Hassverbrechen dank der statistischen Erfassung seit 2021 sichtbarer (MANNSCHAFT berichtete).

Karaoke und Kinky Night Das Leben als Barbesitzer ist anstrengend. Sven befindet sich momentan fast rund um die Uhr in seinem Lokal – auch an Tagen, an denen das St.Gallen Libre geschlossen ist. Unterstützung gibt es aus der eigenen Wohnung: Seine Mitbewohnerin hat eine Ausbildung im Service und ist an den Wochenenden als Teilzeitmitarbeiterin im Einsatz.

Sven hat auch schon einige Veranstaltungen wie eine «Kinky Night» und einen Karaoke-Abend durchgeführt. Aktuelle Infos zu kommenden Events findest du hier auf dem Instagram-Account der Bar.

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