93-jähriger Brite: «Ich will keine Rehabilitierung, ich will eine Entschuldigung»
Es ist Jahrzehnte her, dass Homosexualität strafbar war in Grossbritannien. Den damals geltenden Gesetzen entsprechend wurden rund 65’000 Männer für ihr Schwulsein strafrechtlich geahndet. Letzte Woche kündigte die britische Regierung an, dass bereits Verstorbene posthum rehabilitiert werden sollen. Jene Männer, die noch leben, können eine Rehabilitierung beantragen.
«Ich war nie schuldig» Von den Regierungsplänen wenig begeistert ist George Montague. Der 93-jährige LGBT-Aktivist und Autor kann einer solchen Begnadigung nichts abgewinnen. «Wenn du eine solche akzeptierst, dann akzeptierst du auch, dass du damals schuldig warst», sagt er gegenüber britischen Medien. «Ich wurde so geboren, wie ich eben geboren wurde – wie kann ich dessen schuldig sein?» Statt einer Rehabilitierung fordert Montague eine Entschuldigung. «Die Mühlen der Politik mahlen langsam. Es wird ein oder zwei Jahre dauern, aber wir erhalten die Entschuldigung.» Irgendwann werde der Tag kommen, an dem «ich alte ‹Queen› einen Brief von der richtigen Queen» erhalte, ist Montague überzeugt.
Vorbild Alan Turing Das neu beschlossene Gesetz, das die posthume Rehabilitierung verurteilter Homosexueller vorsieht, wird nach Alan Turing benannt. Alan Turing ist der bekannte Mathematiker, der während des Zweiten Weltkriegs massgeblich dazu beitrug, dass die verschlüsselten deutschen Funksprüche entziffert werden konnten. Er war 1952 wegen seiner Homosexualität verurteilt und chemisch kastriert worden. Wegen der Hormonbehandlung erkrankte Turing an einer Depression und beging rund zwei Jahre später Selbstmord. Im Jahr 2009 entschuldigte sich der damalige britische Premier im Namen der Regierung offiziell bei Alan Turing, 2013 wurde er offiziell posthum rehabilitiert.
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