100. Film von Inga Lindström: Herzkino mal lesbisch
«Einfach nur Liebe» läuft am Sonntag im ZDF
Die 100. Folge der Reihe «Inga Lindström» bietet eine lesbische Liebesgeschichte auf – erstmals nicht nur in einer Nebenrolle.
Majas Vater stirbt und vermacht ihr eine Insel. Eigentlich möchte sie das Erbe ausschlagen, doch dann besucht sie die Insel noch ein letztes Mal. Dort triff sie auf ihre Jugendfreundin Lucinde …
Soweit die Ausgangssituation im neuen Lindström-Film am Sonntag. «Einfach nur Liebe» ist bereits der 100. Ausgedacht hat ihn sich Christiane Sadlo. Inga Lindström ist ihr Pseudonym, unter dem sie die meisten Drehbücher selbst geschrieben hat. «Über 70 müssten es sein», erzählt sie uns lachend. «Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.» Auch für die Rosamunde-Pilcher-Reihe hat sie bereits ein Dutzend Drehbücher geliefert.
Auch diesmal – es handelt sich um Herzkino, da kann man nicht viel spoilern – verlieben sich die beiden Hauptfiguren bzw. entdecken ihre Liebe wieder, und am Ende kriegen sie sich natürlich. Sadlo ist eine gut gelaunte Schwäbin, 69 Jahre alt und lebt in Berlin, wo sie die Bücher schreibt. Über Umwege kam sie zum Drehbuchschreiben. Erst war sie als Journalistin tätig, dann als Theaterdramaturgin, schliesslich kam sie zum Fernsehen. «Irgendwann ging immer eine Tür auf, und ich bin durch. Ich wollte halt immer schreiben», sagt sie im Gespräch mit MANNSCHAFT.
Es war Sadlos Vorschlag, in der Hauptgeschichte diesmal eine lesbische Liebe zu erzählen. «Ich wolle das erzählen, weil es normal ist», sagt sie. «Ich meine, das ZDF ist jetzt nicht so unfassbar modern, aber die haben mitgemacht und sagten: ‹Ja, warum eigentlich nicht. Wer, wenn nicht wir?› Da war ich schon ein bisschen verblüfft.»
Andererseits, sagt sie: «Wir sind so ein eingespieltes Team, und es ist eine Liebesgeschichte am Sonntagabend. Da ist es doch egal, ob es um Frau und Mann geht oder um Frau mit Frau.»
Die eine der beiden Frauen, Maja (Mersiha Husagic) hat jahrelang eigentlich heterosexuell gelebt, und dann kommt diese Frau, Lucinde (Xenia Assenza), daher und Maja merkt: Mann, das ist meine grosse Liebe! So beschreibt es die Autorin. Und findet: Der Film ist hübsch geworden. «Es ist nachvollziehbar eine grosse Liebe und dabei völlig egal, ob schwul oder lesbisch. Es ist einfach eine Liebesgeschichte. Liebesgeschichte ist Liebesgeschichte – so!»
Lesbische und schwule Paare gab es schon, bisher immer in der Nebengeschichte. Auch bei einem Pilcher-Film, den sie geschrieben hat, 2019 lief der im ZDF. Da ging es in der Hauptgeschichte um einem Fussballer, der sein Schwulsein verstecken will.
Wie das durchschnittlich eher ältere ZDF-Publikum auf queeres Personal im Sonntagabend-Film reagiert? «Ich habe überhaupt nie negative Resonanz gekriegt», sagt die Autorin. «Ich verfolge aber auch nicht, was im Netz so geschrieben wird. Ich habe grundsätzlich den Eindruck, dass die Menschen deutlich toleranter sind, als die Leute vom Sender es glauben. Da sind die Ängst immer gross. Als hätten die Über-60-Jährigen noch nie was von Schwulen und Lesben gehört.» Die meisten haben doch Enkel oder Kinder oder kennen sonstwie Leute, die sich irgendwann geoutet haben, sagt sie.
Ans Aufhören denkt Sadlo übrigens noch lange nicht. «Solange die Zuschauer das mögen: Ich schreibe es jedenfalls gerne.» Denn: «Liebesgeschichten sind das älteste Genre der Welt. Man sieht es in der Nachbarschaft oder bei den Kindern oder man wünscht es sich für sich selbst. Und in der Welt, wie wir sie gerade haben, da kann bissl Liebe und Romantik und bissl Kitsch überhaupt nicht schaden.»
In der ZDF-Mediathek steht «Einfach nur Liebe» schon. Uschi Glas ist hier in einer Nebenrolle zu sehen.
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