Lebenspartnerschaft umwandeln: Für dieses Paar öffnet das Standesamt sogar am Sonntag
Reinhard und Heinz aus Hannover, seit bald 30 Jahren ein Paar, sind vermutlich die einzigen, die nicht nach dem Bundestagsbeschluss zur Eheöffnung beim Standesamt anrufen mussten, um zu erfahren, wann sie ihre Eingetragene Lebenspartnerschaft umwandeln könnten in eine Ehe. Nein, das Standesamt rief bei ihnen an. Und das kam so:
Als 2001 die Verpartnerungen möglich wurden, wollten sie direkt am ersten Geltungstag dabei sein. Nicht zwingend als erstes Paar, aber am ersten Tag. Sie waren dann tatsächlich die ersten verpartnerten Schwulen in Deutschland – morgens um 8 – und brachten es mit ihrem Hochzeitsfoto prompt in die Tagesschau – als Aufmacher. Seither kennt man sie, vor allem in Hannover.
Seither sind sie glücklich verpartnert. Aber es hat sie gestört, dass immer mehr Menschen von ihnen als Ehepaar sprachen. Viele glaubten, es gäbe gar keinen Unterschied mehr.“ Tatsächlich würden sie immer noch als Paar 2. Klasse behandelt, erzählt Reinhard. Dass noch einiges zu tun ist, zeigt sich oft an Behördenpost, etwa am Steuerbescheid:
„An Herrn und Frau Heinz Harre und Reinhard Lüschow“, steht da gerne in der Anrede – egal ob den Brief ein Mensch oder ein Computer verschickt hat.
Reinhard (56) arbeitet als Beamter für das Land Niedersachsen, Heinz-Friedrich (64) ist seit vergangenem Jahr in Rente. Kennengelernt haben sich vor 29 Jahren, in Hannovers schwuler Vulkan-Sauna. Heinz-Friedrich arbeitete damals dort. Drei Jahre später zogen sie zusammen.
Als am 30. Juni die Abgeordneten des Deutschen Bundestages die Eheöffnung beschlossen, waren sie im Urlaub, in Dänemark mit zwei Heteropaaren. Dass die Kanzlerin mit ihrem Auftritt beim Brigitte-Talk überraschend den Weg ebnete für die freie Abstimmung, bekamen sie mit und saßen am 30. Juni morgens mit ihren Freunden vor dem Fernseher, um die Abstimmung zu verfolgen. Alle freuten sich über das Ergebnis, auch die Heten. Es dauerte nicht lange, da meldeten sich die ersten Medien bei Reinhard und Heinz. Wollten sie ihre Lebenspartnerschaft umwandeln in eine Ehe? Das war der Plan. Aber mit Anrufen beim Standesamt hielten sie sich zurück. Reinhard wusste, dass dort noch niemand einen Plan hatte, wie das vonstatten gehen sollte. Noch hatte ja auch der Bundespräsident das Gesetz nicht unterschrieben. Nachdem auch dieser Schritt vollzogen war, erschien das Gesetz zur Eheöffnung im Bundesgesetzblatt. Reinhard druckte es aus, betrachtete es – und musste erstmal weinen. Da stand es schwarz auf weiß. Das Warten auf Gleichstellung hatte ein Ende.
„Jetzt haben wir es geschafft“, dachte er. Im Stillen hätten sie immer darauf gehofft, daran wirklich geglaubt nicht sehr.
Wollen Sie die ersten sein, die ihre Lebenspartnerschaft umwandeln ?
Das Warten der Männer wird nun belohnt. Als erstes Paar – gemeinsam mit zwei Lesben – verlassen sie am 1. Oktober nachmittags das Standesamt als vollwertiges Ehepaar. Nun ist der erste Geltungstag ein Sonntag, da hat das Standesamt gewöhnlich geschlossen. In Hannover macht man eine Ausnahme. Man möchte wie 2001 bei der Verpartnerung ganz vorne mit dabei sein. Also erkundigte man sich bei Reinhard und Heinz, ob sie am 1. Oktober ihre Lebenspartnerschaft umwandeln möchten. Der 2. Oktober war ohnehin schnell ausgebucht mit Terminen für 28 Homopaare. Und wie ließe sich die erste Ehe zwischen zwei Männern besser zelebrieren als mit den Männern, die damals die erste Verpartnerung geschlossen hatten?
Wie genau die Umwandlung vor sich geht, das wissen die beiden nicht. Die Standesbeamtin von 2001 ist bereits in Rente. Aber vielleicht ist der amtierende SPD-Oberbürgermeister wieder mit dabei. Der heißt inzwischen Schostok, nicht mehr Schmalstieg. Aber immerhin hat sich der OB von 2001 als Gast angekündigt. Vor dem Standesamt werden viele Pressevertreter warten, und vielleicht schaffen es Reinhard und Heinz auch wieder in die Tagesschau.
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