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Zwischen zwei Welten

Goas bewegte Geschichte reicht bis ins 3. Jahrhundert vor Christus zurück. Bereits damals stritten sich verschiedene Sultanate um dieses fruchtbare Gebiet, weshalb es immer wieder zu Herrschaftswechseln kam. Nachdem 1498 die Portugiesen zum ersten Mal an der indischen Küste gelandet waren, verstanden sie es, die Feindschaften zwischen den Regionalreichen mit strategischen Bündnissen gezielt zu ihren Gunsten auszunutzen. So eroberten sie mit der Unterstützung eines befreundeten Sultans 1510 die heuteigen Städte Panaji und Velha Goa.

Auf dem Höhepunkt der portugiesischen Macht im 16. Jahrhundert wurde Velha Goa zur blühenden Stadt, bekannt als «Goldenes Goa». Mit den Portugiesen hielt auch der Katholizismus verstärkt Einzug in Goa, was sich im Bau unzähliger Kirchen und Klöstern bemerkbar machte. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Goa von mehreren verheerenden Seuchen heimgesucht. Als Folge davon verkam die prunkvolle Stadt Velha Goa mehr und mehr zur Geisterstadt, bis die Hauptstadt 1843 offiziell nach Panaji verlegt wurde.

Architektonische Harmonie: In Panaji prägen portugiesische und indische Baustile das Stadtbild.

Die Ausrufung der Republik in Portugal am 5. Oktober 1910 hatte für Goa die Proklamierung der Glaubensfreiheit zur Folge. Zum ersten Mal seit dem Beginn der europäischen Herrschaft durften nun auch Hindus ihre Religion frei ausüben. Dies weckte nach kurzer Zeit auch den Ruf nach politischer Selbständigkeit, und es begann sich der Widerstand gegen die Kolonialherren zu regen. Nach der Unabhängigkeit Indiens im Jahre 1947 erhöhte sich der Druck auf Portugal, auch seine Kolonien im indischen Ozean abzutreten.


Im Dezember 1961 marschierten übermächtige indische Truppen in Goa ein, weshalb die Portugiesen innerhalb weniger Stunden Hals über Kopf abzogen. Obwohl Goa von nun an zum indischen Unionsterritorium gehörte, dauerte es noch bis 1987, bis aus diesem Gebiet ein eigener indischer Bundesstaat wurde.

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[item title=“Gay Life“]

Homosexualität wird in Indien bis heute gesellschaftlich stark tabuisiert. Zudem existieren uralte schwulenfeindliche Gesetze, die «sexuelle Handlungen wider die Natur» seit der britischen Kolonialherrschaft unter Strafe stellen. Auch wenn aufgrund gleichgeschlechtlicher Handlungen seit rund zwanzig Jahren keine Verurteilungen mehr zu einer Gefängnisstrafe ausgesprochen wurden, kommt es immer wieder zu Erpressungen und Repressalien gegen Lesben und Schwule – oftmals auch durch die Polizei. Im Juli 2009 entschied der Delhi High Court, dass der besagte Paragraf 377 im Strafgesetzbuch grundsätzlich verfassungswidrig sei. 2013 hob der indische Supreme Court die untergerichtliche Entscheidung jedoch wieder auf und erklärte den Paragrafen 377 für verfassungsgemäss. Demnach sei die Bestrafung von Homosexualität kein Verfassungsbruch. Im Februar 2016 hat der Supreme Court angekündigt, sich erneut mit der Überprüfung der Kriminalisierung von Schwulen und Lesben auseinanderzusetzen. Die indische Filmindustrie Bollywoods, die Homosexualität immer wieder zum Thema macht, leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Toleranz gegenüber Gays vor allem in den Städten kontinuierlich zugenommen hat. Auch die indischen Medien haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend mit den Rechten von LGBTs auseinandergesetzt. Es bleibt somit zu hoffen, dass sich der Trend zur gesellschaftlichen Öffnung fortsetzt. Goa gilt seit jeher als einer der liberalsten indischen Bundesstaaten. Eine überschaubare Szene mit gayfriendly Hotels und Bars findet man entlang der Strände von Calangute und Candolim. Wie überall in Indien empfiehlt es sich jedoch auch hier, in der Öffentlichkeit diskret aufzutreten.


trikone.org

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[item title=“Auf einen Blick“]

Anreise: Etihad bietet in Kooperation mit Jet Airways Flüge ab der Schweiz und Deutschland via Abu Dhabi und Mumbai nach Goa an (ab CHF 800.- / EUR 600.-). etihad.com

Beste Reisezeit: Während der Trockenzeit von Oktober bis Mai. In den übrigen Monaten fällt viel Niederschlag und ist es oft bewölkt.

Sprache: Die offizielle Amtssprache Goas ist Konkani. Darüber hinaus spricht fast jeder Bewohner auch Englisch und Hindi. Reisende können sich folglich gut in englischer Sprache mit den Einheimischen verständigen.

Einreise: Schweizer und EU-Bürger benötigen für die Einreise einen gültigen Reisepass sowie ein kostenpflichtiges e-Tourist-Visum, das online beantragt werden kann.

Sicherheit: In den Städten sollte man stets wachsam sein. Dies gilt im Besonderen für Alleinreisende und Frauen.

Weitere Informationen: goa-tourism.com

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Indien für Anfänger
Wenn man nach Goa fliegt, fliegt man nicht wirklich nach Indien. Zumindest kommt es einem nicht so vor. Die vertrauten Überbleibsel des europäischen Kolonialismus und römischen Katholizismus lassen Goa im Vergleich zum übrigen indischen Subkontinent leicht zugänglich erscheinen. Und die bilderbuchartige Exotik, die überdurchschnittliche Liberalität der Menschen und die politische Fortschrittlichkeit, die so nirgendwo sonst in Indien zu finden ist, wirken auf westliche Besucher ansprechend.

Bereits in den Siebzigerjahren entdeckten Hippies und Aussteiger die endlosen Strände am Arabischen Meer. Auch wenn seither immer grössere Hotel­anlagen entlang der Küste aus dem Boden geschossen sind, wird man auf der Suche nach einsamen paradiesischen Traumstränden nach wie vor fündig. Die längsten Strände des kleinen indischen Bundesstaates liegen südlich der Hauptstadt Panaji. Auf der Fahrt dorthin kommt man an malerischen Reisfeldern, ausgedehnten Palmenhainen und kleinen Dörfern vorbei, bis man schliesslich den über vierzig Kilometer langen Corva Beach, der sich in verschiedene Strandabschnitte aufteilt, erreicht.

Noch weiter im Süden gelangt man zur sichelförmigen Bucht von Palolem mit ihren Kokospalmen, feinem Sand, chilligen Strandbars und ruhigem Wasser. Sie steht vor allem bei Rucksackreisenden hoch im Kurs.  Die meisten Pauschalurlauber bekommen davon nichts mit. Ihre Hochburg ist Calangute im Norden Goas. Rund sieben Kilometer erstreckt sich dieser breite Sandstrand vom Baga bis nach Candolim. Anjuna Beach, der beliebteste Strand während der Flower-Power-Ära, ist in der Zwischenzeit zur Hochburg der Technoszene avanciert.

Vor allem in den trockenen Wintermonaten treffen sich hier tausende Vergnügungssüchtige bei den berühmt-berüchtigten Strandpartys. Mittlerweile mehren sich jedoch auch Stimmen, die sich das ursprüngliche Goa von vor der Zeit des Massentourismus zurückwünschen. Doch muss man diesem zugutehalten, dass er dem gesamten Küstenabschnitt zweifelsohne starke wirtschaftliche Impulse verliehen hat und der Lebensstandard der Bewohner mittlerweile weit über dem indischen Durchschnitt liegt. Zudem verfüg Goa über eine hervorragende Infrastruktur – was in Indien noch längst nicht überall Standard ist.

Gemütliche Hauptstadt
Die meisten Reisenden besuchen Goa vor allem wegen seiner traumhaften Strände. Da diese Region Indiens aber auch kulturell sehr viel zu bieten hat, sollte der eine oder andere Tagesausflug ins Landesinnere unbedingt zum touristischen Pflicht­programm gehören. In Panaji, der Hauptstadt Goas, ist das koloniale Erbe in den alten Vierteln bis heute besonders gut sichtbar und spürbar.

Der Victoria Terminus, der grösste Bahnhof der Wirtschaftsmetropole Mumbai, zählt heute zum Weltkulturerbe.

Der schönste Stadtteil, um in das indisch-portugiesische Flair einzutauchen, ist Sao Tomé. In den engen, verwinkelten Gassen lassen sich zahlreiche schmale Häuser mit roten Ziegeldächern und den typischen über die Strasse hängenden Holzbalkonen bewundern. Im Stadtzentrum befindet sich auch der Church Square, ein gemütlicher Park, der zum Verweilen einlädt. Von hier aus ist es nur noch einen Katzensprung bis zur «Church of Our Lady of the Immaculate Conception», die strahlend weiss auf einem Hügel thront.

Dieses sehenswerte Gotteshaus wurde 1541 eingeweiht und wurde damals vor allem von Seeleuten aus Portugal besucht. Bis zum Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft bestand die Mehrheit der Bevölkerung aus Katholiken. Heute sind die Hindus stärkste Glaubensgemeinschaft in Goa, über ein Viertel der Bevölkerung ist jedoch immer noch katholisch.

Entdeckungsreise in die Vergangenheit
Neun Kilometer von Panaji entfernt liegen die Reste Old Goas, der einstigen Hauptstadt der Kolonie. Ende des 16. Jahrhunderts lebten hier mehr als 300 000 Menschen, mehr als in Rom oder London zur damaligen Zeit. Zudem war Velha Goa, wie der Ort von den Portugiesen genannt wurde, als eine der prächtigsten Städte des Ostens bekannt. Heute zeugen nur noch die übrig gebliebenen Kirchen vom einstigen Reichtum, wobei die imposanten Gebäude etwas verloren zwischen den uralten Bäumen der gepflegten Parkanlagen stehen. Dank den zum Teil sehr gut restaurierten Gotteshäusern zählt Alt-Goa mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eigentlich sind alle der rund zehn Kirchen der Stadt einen Besuch wert.

Weiss gestrichene Kirchen bestimmen in Goa vielerorts das Strassenbild.

Besonders sehenswert ist die majestätische Sé-Kathedrale, die zu den grössten Gotteshäusern Asiens gehört. Auch die Basilika Bom Jesus und die Kirche St. Cajetan sollten im Rahmen eines Rundgangs unbedingt besucht werden. Letztgenannte ist übrigens dem Petersdom in Rom nachgebildet. Empfehlenswert ist auch ein Abstecher zu der auf einem Hügel stehenden Kirche «Lady of the Mount». Von dort aus lässt sich ein herrlicher Blick auf die Stadt und ihre Umgebung geniessen. Wer sich nach so viel portugiesischer Historie auch noch mit der indischen Kultur auseinandersetzen will, erreicht nach einer kurzen Fahrt den berühmten Shri-Shantadurga-Hindutempel. Dieser der hinduistischen Friedensgöttin gewidmete Tempel liegt idyllisch inmitten der tropischen Landschaft und zählt zu den wichtigsten Gebetsstätten in Goa.

Hektik und Exotik
Die indische Wirtschaftsmetropole Mumbai liegt nur etwas mehr als eine Flugstunde von Goa entfernt. Daher lassen sich Badeferien im Strandparadies Goa optimal mit einem Besuch der bevölkerungsreichsten Stadt Indiens kombinieren. Berühmtestes Wahrzeiten Mumbais  ist der Gateway of India, ein imposantes Tor, das im Jahr 1924 von den damaligen britischen Kolonialherren erbaut wurde.

Das massive Bauwerk weist eine Höhe von 25 Metern sowie einen Durchmesser von 15 Metern auf. Es steht direkt an der Hafenpromenade, wo früher Dampfschiffe aus dem fernen Europa ankamen. Aktuell dient der Torbogen als Anlegepunkt für Boote, die Touristen auf die benachbarte Insel Elephanta bringen. Diese liegt knapp zehn Kilometer östlich von Mumbai entfernt und weist zahlreiche dunkle Höhlen mit beeindruckenden Statuen auf, deren Ursprung sich bis heute nicht eindeutig einordnen lässt.

Mehr als drei Millionen Pendler machen sich tagtäglich auf den Weg ins Stadtzentrum von Mumbai – die Mehrzahlt per Bahn. Es erstaunt daher nicht, dass es beim grössten Bahnhof der Stadt, dem Victoria Terminus, stets hektisch zu und her geht. Gemessen an den Fahrgästen belegt dieser Bahnhof sogar weltweit gesehen einen der absoluten Spitzenränge. Erbaut wurde der prunkvolle Victoria Terminus, der bereits seit vielen Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, Ende des 19. Jahrhunderts während der britischen Kolonialzeit. Damals lebten rund 700 000 Menschen in der Stadt, heute sind es inklusive Agglomeration über 18 Millionen.

Der berühmte Shri-Shantadurga-Tempel ist der hinduistische Friedensgöttin gewidmet und liegt mitten im Dschungel.

Kein Wunder, ist es in den Zügen, aber auch am Bahnhof und überall sonst in der Stadt spürbar enger und hektischer geworden. Vom diesem repräsentativen und fotogenen Gebäude aus lässt sich der Marine Drive, die palmengesäumte Meerespromenade der Stadt, gut zu Fuss erreichen. Entlang dieser findet man nicht nur zahlreiche Restaurants und Bars, sondern auch einige der besten Hotels Mumbais. Spaziergänger lieben insbesondere die prächtigen Sonnenuntergänge und warmen Abende, die man hier fast ganzjährig erleben kann.

[title maintitle=“Insidertipps“ subtitle=““]

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[tab title=“Grand Hyatt, Goa“]

Grand Hyatt, Goa 
Diese luxuriöse Hotel­anlage befindet sich direkt am langen Bambolim-­Strand, rund 25 Fahrminuten von Goas internationalem Flughafen entfernt. Zu den Annehmlichkeiten des Hotels gehören ein 25 Meter langer Aussenpool mit bequemen Sonnenliegen, ein Fitnesscenter, ein Spabereich sowie ein Business Center. Für das kulinarische Wohl der Gäste sorgen nicht weniger als sieben Restaurants und Bars, die eine Auswahl an indischen und asiatischen Gerichten aus der Region, mediterraner Küche sowie Fisch- und Meeresfrüchtespezialitäten anbieten. Dank seiner zentralen Lage ist dieses Hotel ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten der Region.

goa.grand.hyatt.com

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[tab title=“Acron Waterfront Resort, Goa“]

Acron Waterfront Resort, Goa 
Dieses sympathische Resort liegt idyllisch an einer Flussmündung, nur wenige hundert Meter vom berühmten Calangute Beach entfernt. Tagsüber kann man vom weitläufigen Pooldeck aus die Fischer und das emsige Dorfleben am gegenüberliegenden Ufer beobachten oder endlose Strandspaziergänge unternehmen. Zu den Annehmlichkeiten gehören ein Wellessbereich, ein Whirlpool sowie ein Restaurant, das sich auf die indische und chinesische Küche spezialisiert hat. Diverse weitere Restaurants und Strandbars befinden sich zudem in Gehdistanz. Den internationalen Flughafen von Goa erreicht man nach rund vierzig Kilometern.

acronwaterfrontresortgoa.com

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[tab title=“Taj Mahal Palace, Mumbai“]

Taj Mahal Palace, Mumbai 
Dieses im Jahr 1903 erbaute Luxushotel thront in unmittelbarer Nähe zum Gateway of India majestätisch über dem Arabischen Meer. Im gemütlichen tropischen Garten des Hotels befinden sich ein Aussenpool mit bequemen Liegestühlen sowie eine Café-Lounge. Den Gästen stehen mehrere Restaurants zur Auswahl, die innovative japanische Küche, chinesische Spezialitäten und internationale Gerichte anbieten. Vom Taj Mahal Palace aus sind die Sehenswürdigkeiten Mumbais schnell mit dem Taxi zu erreichen. Boote zur Insel Elephanta legen direkt vor dem Hotel ab. Der internationale Flughafen von Mumbai ist rund 26 Kilometer entfernt.

taj.tajhotels.com

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