Trans Schüler Ryo will Modegrenzen überwinden
Das neuste Werk von Yūki Kamatani
«Boys Run the Riot» dreht sich um den trans Schüler Ryo, der seine wahre Identität vor der Schule und dem Elternhaus versteckt. Das Manga stammt aus der Feder von Yūki Kamatani.
Text: Simone Veenstra
In welches Regal? Neben andere Mangas mit LGBTIQ-Themen wie beispielsweise Erica Sakurasawas Kurzgeschichten, «Wer bist du zur blauen Stunde?» des nicht-binären Mangaka Yūki Kamatani oder zu dem autobiografischen «Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit» von Kabi Nagata.
Wie sieht es aus? «Boys Run the Riot» liest sich von rechts nach links, die Zeichnungen sind schwarz-weiss. Keito Gaku verzichtet auf ab und an für Mangas typische Übertreibungen. Im Gegensatz zu seinem Erstling «Light», der ebenfalls einen trans Charakter im Mittelpunkt hat, wirken die Zeichnungen beinahe aufgeräumt. Einzig architektonische Hintergründe oder die Street-Art des Hauptcharakters Ryomuten wie skizzenhafte Bearbeitungen von Fotografien an.
Um was geht es? Jeden Tag der gleiche Kampf: Ryo entledigt sich auf einer öffentlichen Toilette der verhassten Schuluniform mit dem kurzen Rock und schlüpft in den Trainingsanzug – am wohlsten fühlt er sich in Kleidern, in dem er seinen ungeliebten weiblichen Körper verstecken kann. Weder seine Familie noch seine Schulkameraden kennen Ryos wahre Identität – und das aus gutem Grund.
«Der Nagel, der heraussteht, wird eingeschlagen» lautet ein japanisches Sprichwort und genau das ist dem Jungen im Mädchenkörper schon mehrmals widerfahren. Dann kommt der ebenso coole wie kompromisslose und offene Sitzenbleiber Rin in Ryos Klasse und lockt Ryo mit einem Vorschlag aus der Reserve: Gemeinsam mit Ryo will er ein Label für Mode gründen, die Grenzen überwindet. Ihr erstes Produkt: Ein von Ryo gestaltetes T-Shirt mit dem Spruch «No shame in my game».
Wie finden wir es? Nicht erst seit Nanna Grundfeld 2010 in dem finnischen Ableger von «America’s Next Top Model» in einem Hoodie mit aufgesprühten «Homo» auftrat, sorgen Slogans auf Kleidung für LGBTIQ-Sichtbarkeit. Ryos und Jins Design wirkt da trotz ihres Namens «Boys Run the Riot» eher handzahm.
Vom Zusammenhang mit Ryos Leben und der schmerzhaften Wahrheit hinter den Worten auf ihrem ersten Produkt, wird nichts verraten. So bleibt der Aufruf, sich nicht für sich selbst zu schämen, zunächst pures Lippenbekenntnis und stellt zeitgleich eine interessante Frage: Reicht die Hoffnung, dass sich die ein oder anderen darin wiederfinden aus? Oder hat ein Label, das Grenzen einreissen will, für Toleranz und gegen Stereotypen und Diskriminierung ist, nicht eine Verantwortung zu mehr Offenheit? Ein Konflikt der in den nächsten Bänden, so ist zu hören, eine zunehmende Rolle spielen wird. Wir bleiben gespannt.
Keito Gaku: «Boys Run the Riot», Softcover, 226 Seiten, Carlsen Verlag
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