Warten auf Fördergelder – Wenn der CSD ausfällt
«Das ist ein Lotteriespiel mit den Lottomitteln»
Vor kurzem ist der Christopher Street Day in Wittenberge in der Prignitz aus finanziellen Gründen geplatzt. Auch andere Veranstalter*innen haben ähnliche Probleme.
Von: Oliver Gierens, dpa
Die Absage des Christopher Street Days (CSD) in Wittenberge kommt nach Ansicht der Landeskoordinierungsstelle Queeres Brandenburg nicht überraschend. Problematisch sei, dass Fördergelder häufig erst sehr kurzfristig genehmigt würden, sagte von Jirka Witschak von der Landeskoordinierungsstelle der Deutschen Presse-Agentur.
Dies sei insbesondere bei Lottomitteln der Fall, für deren Vergabe das Brandenburger Sozialministerium zuständig sei. «Das ist ein Lotteriespiel mit den Lottomitteln», sagte Witschak. Beim CSD in Potsdam habe man etwa erst eine Woche vor der Veranstaltung einen Zuwendungsbescheid erhalten. Allerdings seien die Mittel dort bereits zuvor mündlich zugesagt worden.
Das Organisationsteam rund um den CSD Prignitz hatte am 10. Mai kurzfristig erklärt, den für den 15. Juni in Wittenberge geplanten Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans und inter Personen aus finanziellen Gründen abzusagen. Jessika Muhs vom Kreisjugendring Prignitz in Perleberg sagte, man habe bis sechs Wochen vor dem Termin nicht alle nötigen Fördermittel zusammenbekommen. Rund ein Drittel des Geldes habe noch gefehlt. In den vergangenen beiden Jahren habe es noch andere Fördertöpfe gegeben, um nach der Corona-Pandemie wieder Veranstaltungen ins Leben zu rufen. Diese Gelder seien jetzt nicht mehr verfügbar.
Bei manchen Fördermitteln dauere die Beantragung sehr lange, bis man einen Zuwendungsbescheid erhalte. «Wenn das so lange dauert, kann ich nichts machen», sagte Muhs. Für kleine Vereine sei das ein finanzielles Risiko. Dabei habe man die Fördergelder relativ früh beantragt. Lottomittel habe der Kreisjugendring allerdings nicht beantragt, sagte Muhs.
Das Problem langer Bearbeitungszeiten insbesondere bei der Beantragung von Lottomitteln sei zuletzt grösser geworden, sagte Witschak. Mittlerweile gebe es viele regionale Christopher Street Days in Brandenburg, die einen entsprechenden Finanzbedarf hätten. Er hofft darauf, dass nach der Landtagswahl im September die Mittel aus dem Landesaktionsplan für die Veranstaltungen im Land um 100’000 Euro pro Jahr erhöht werden.
Spannend wird es bei allen, die Gelder beantragt haben
Diese Lösung könnte aber frühestens im kommenden Jahr greifen. «Spannend wird es bei allen, die Gelder beantragt haben», sagte Witschak. Ob die Mittel in der beantragten Grössenordnung genehmigt werden, bezweifle er. Zwar habe das Sozialministerium angekündigt, alle Anträge zu genehmigen, aber ob dies technisch zu schaffen sei und die Veranstalter vor Ort die Nerven behielten, sehe er skeptisch, sagte der Projektkoordinator.
Candy Boldt-Händel, Mitorganisator des CSD Oberhavel in Oranienburg, sagte, man warte bei einigen Anträgen noch auf Rückmeldung. Dazu gehörten auch Lottomittel. «Wir schwimmen mit unseren Finanzen, wir haben aber einen Plan B», so Boldt-Händel. Die Demo werde auf jeden Fall stattfinden, für das Fest habe man eine Notvariante, die sich mit wenig Geld umsetzen lasse.
Die Beantragung von Fördergeldern dauere nicht nur lange, auch sei unklar, ob man die beantragte Summe in voller Höhe erhalte. Im vergangenen Jahr, beim ersten CSD in Oranienburg (MANNSCHAFT berichtete), habe es am Ende mit der Finanzierung noch gut funktioniert. Allerdings habe man in Vorleistung gehen müssen, sagte Boldt-Händel.
Fünf Jahre nach dem Debütalbum der Londoner Künstlerin Girli erschien Mitte Mai ihr zweites Album «Matriarchy». Darauf zeigt sich die Poprebellin von ihrer bisher sensibelsten Seite. Im Interview spricht sie über ihr Verständnis von Matriarchat, ihre bevorstehende Tour und übers kreative Dasein (MANNSCHAFT+).
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