Vielfalt zum Trinken: «QueerWein» aus Rheinland-Pfalz
Eine berühmte Ex-Weinkönigin hält davon nichts
Ein neuer «QueerWein Rheinland-Pfalz» soll Botschafter sein für Sichtbarkeit und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. So will es das Grünen-geführte Familienministerium.
«Vielfältige Lebensweisen gehören heute selbstverständlich auch zur Weinwelt, sind aber aktuell noch wenig sichtbar», heisst es aus dem Ministerium. Mit der neuen Initiative «QueerWein Rheinland-Pfalz» soll diese Vielfalt in Rheinland-Pfalz sichtbarer gemacht werden.
«Ich lade alle lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten, intergeschlechtlichen und nichtbinären Winzerinnen und Winzer aus Rheinland-Pfalz ein, mir gute Weine vorzuschlagen. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten werde ich aus allen vorgeschlagenen Weinen diejenigen zwei Weine auswählen, die Ministerin Katharina Binz und ich als ,QueerWein Rheinland-Pfalz‘ ankaufen und ein Jahr lang bei repräsentativen Anlässen als rheinland-pfälzische Vielfaltsbotschafter verschenken werden. Wein ist ein guter Botschafter für Rheinland-Pfalz, die Weingüter und die Vielfalt», so David Profit, Staatssekretär und Landesbeauftragter für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität.
Die Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz und ehemalige Bundesagrarministerin Julia Klöckner hält von der Idee nicht allzu viel: «Unsere Winzer an der Ahr treibt ganz Anderes um: Keller sind komplett weggespült worden von der Flut, ganze Ernten verloren gegangen. Da steht die sexuelle Identität nicht im Vordergrund» sagte sie die ehemalige Weinkönigin der Bild-Zeitung. «Im Übrigen hat auch die Güte eines Weines damit nichts zu tun. Ich glaube, dass durch solche Aktionen den berechtigten Anliegen der Queerszene eher ein Bärendienst erwiesen wird.»
Profit sieht das anders: «Mit seinen sechs Anbaugebieten und rund zwei Drittel der deutschen Rebfläche ist Wein nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Rheinland-Pfalz. Mit der Vielfalt seiner Rebsorten und Geschmacksrichtungen prägt Wein auch die Kultur und das Lebensgefühl des Landes. Beim Wein kommen Menschen zusammen, die ihn in Geselligkeit geniessen.»
Er trage zu der besonderen Willkommenskultur und Gastfreundlichkeit bei, die wir hier in Rheinland-Pfalz pflegen. Werte wie Respekt, Freiheit, Akzeptanz und ein gutes und verständnisvolles Miteinander gilt es diese Tage wieder umso mehr hervorzuheben – und das gerne auch mit unkonventionellen Methoden», sagte Andy Becht, Staatssekretär im Weinbauministerium, der dem Landesbeauftragten zum Start der Initiative «QueerWein Rheinland-Pfalz» mit weinbaulicher Fachkompetenz beratend zur Seite steht.
Mit dem QueerWein will der Landesbeauftragte David Profit auch für Akzeptanz werben. Obwohl die Gesellschaft in den letzten Jahren offener geworden und die rechtliche Gleichstellung vorangekommen sei, erfahren LGBTIQ immer noch auch Diskriminierungen. David Profit: «Der QueerWein ist ein Beitrag für mehr Selbstverständlichkeit.»
Weingüter in Rheinland-Pfalz, in denen queere Menschen in verantwortungsvoller Position tätig sind, können sich mit je zwei Weinen an der Initiative beteiligen. In einer Verkostung ermitteln Expert*innen bis zu zwei Weine, die Botschafter für «QueerWein Rheinland-Pfalz» sein werden. Die ausgewählten «QueerWeine» sollen am 18. Mai, dem Verfassungstag des Landes, vorgestellt und bundesweit an Multiplikator*innen in Politik und Gesellschaft versendet werden.
Homosexuelle Winzer*innen gibt es natürlich überall: Holger Hagen übernahm zum Beispiel nach dem Studium ein Weingut in Österreich und führt den Betrieb gemeinsam mit Ehemann René (MANNSCHAFT+). Und Cordula Fehlow bewirtschaftet ein Weingut in Gelsenheim in der Nähe von Frankfurt am Main (MANNSCHAFT+)
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