Viel Kritik an UEFA-Entscheid gegen Arena in Regenbogenfarben
Regenbogen-Beleuchtung auch in Wolfsburg und Augsburg
Deutsche Politiker*innen haben nach dem UEFA-Verbot für eine Beleuchtung der Münchner EM-Arena in Regenbogenfarben Kritik am Fussball-Dachverband geäussert.
«Liebe UEFA, es ist nicht so, dass ich von euch viel erwartet habe. Aber ihr seid noch peinlicher als ich dachte. Schämt euch!», schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Dienstag bei Twitter zu der Entscheidung vor dem EM-Gruppenspiel der deutschen Fussball-Nationalmannschaft gegen Ungarn. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte in Berlin: «Die Ablehung ist eine Entscheidung der Gestrigen.» Katarina Barley (SPD), Vize-Präsidentin des Europaparlaments, schrieb: «Vor Autokraten einzuknicken hat noch nie zu etwas Gutem geführt.»
Die Grünen riefen dazu auf, Regenbogenflagge zu zeigen. «Für Toleranz. Gegen Homofeindlichkeit. Nicht nur, wenn es um Fussball geht. Lasst uns ein starkes Zeichen der Vielfalt setzen und den Regenbogen durchs Land tragen», schrieb Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in dem Kurznachrichtendienst. Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, erklärte: «Menschenrechte gelten für alle Menschen, überall. Auch im Stadion. (…) Flagge können wir morgen trotzdem zeigen. Im Stadion oder eben am Balkon».
Die Linke schrieb auf ihrem Twitter-Account: «Wer bei Menschenrechten von Neutralität spricht, hat nichts verstanden.» Auch der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Marco Buschmann, bedauerte die Entscheidung. «Die #Regenbogenfarben stehen für Selbstbestimmung, Toleranz, Weltoffenheit, Freiheit», schrieb er.
Auch der ehemalige Fussballprofi Thomas Hitzlsperger hat die UEFA in die Pflicht genommen. «Denkt an die, die immer noch diskriminiert werden. Sie brauchen Unterstützung. Eure Unterstützung auch!», schrieb Hitzlsperger am Dienstag bei Twitter. Der 39-Jährige hatte sich 2014 nach Abschluss seiner Karriere geoutet (MANNSCHAFT berichtete).
Nach dem UEFA-Verbot will der Fernsehsender ProSieben sein Logo bunt erstrahlen lassen. «Aus guten Gründen ändern wir morgen On Air unser Senderlogo», hiess es am Dienstag auf dem Twitter-Account des Senders aus Unterföhring bei München. Dazu wurde ein Bild des Logos in Regenbogenfarben gepostet. In den Kanälen in den Sozialen Medien werde man das Logo schon am Dienstag ändern, sagte ein Sprecher. ProSieben-Chef Daniel Rosemann ergänzte bei Twitter: «Wenn die #AllianzArena schon nicht darf – wir dürfen. Und wir WOLLEN. Morgen ändern wir unser Senderlogo für ein wichtiges Zeichen.»
Die UEFA hatte zuvor entschieden, dass das EM-Stadion in München beim Gruppenfinale der deutschen Fussball-Nationalmannschaft gegen Ungarn an diesem Mittwoch nicht in Regenbogenfarben als Zeichen für Toleranz und Gleichstellung erstrahlen darf. Die UEFA lehnte einen entsprechenden Antrag des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) ab. Die UEFA sei «aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ablehnen.»
Der LSVD Bayern fordert die Betreiber der Münchner Fussball-Arena und den Besitzer FC Bayern auf, das Stadion am Mittwoch trotz einer Ablehnung der UEFA in den Regenbogenfarben zu beleuchten. «Hier muss ein Zeichen gesetzt werden», sagte Markus Apel, der Vorstand des LSVD Bayern, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Derweil wurde bekannt, dass auch in Wolfsburg das Fussball-Stadion am Mittwochabend während des deutschen EM-Spiels gegen Ungarn in den Regenbogenfarben erstrahlt. Das kündigte der VfL Wolfsburg am Dienstag via Twitter an. Angesichts des UEFA-Verbots für eine bunte Beleuchtung der Münchner EM-Arena in Regenbogenfarben hatten die Stadionbetreiber in Frankfurt am Main, Köln und in Berlin (Olympiastadion) ähnliche Schritte angekündigt (MANNSCHAFT berichtete). Die Spielführer*innen der Wolfsburger Profiteams traten bereits in der Vergangenheit mit Armbinden in den Regenbogenfarben an und setzten somit ein Zeichen für Toleranz und Menschenrechte (MANNSCHAFT berichtete).
Wir freuen uns, unsere schöne Fassade in bunten Farben erleuchten zu lassen.
Auch das Augsburger Fussballstadion wird in Regenbogenfarben erleuchtet. «Wir nutzen unsere Stadionbeleuchtung immer wieder, um auf wichtige gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen», sagte Michael Ströll, Geschäftsführer des FC Augsburg, am Dienstag. «Wenn die UEFA ein solch selbstverständliches und wichtiges Zeichen in München im Rahmen des EM-Spiels nicht zulässt, dann wollen wir dies gerne tun und freuen uns, unsere schöne Fassade in bunten Farben erleuchten zu lassen.»
Hintergrund der Beleuchtungs-Aktion der Stadien am Mittwoch ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf LGBTIQ in Ungarn einschränkt und in der vergangenen Woche vom ungarischen Parlament gebilligt wurde (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Schwul
USA: Make-up-Artist wegen Tattoos in Mega-Gefängnis abgeschoben
Andry Hernández flüchtete aus Venezuela in die USA und beantragte Asyl. Die US-Einwanderungsbehörde stufte ihn als Gangmitglied ein und schob ihn nach El Salvador ab, vermutlich aufgrund seiner Tattoos. Nun regt sich internationaler Widerstand.
Von Newsdesk Staff
International
Deutschland
Anschlagsdrohung gegen CSD im Harz: Polizei findet Munition
Am Pfingstwochenende fanden wieder zahlreiche CSD-Events statt, etwa in Wernigerode. Dort war ein Anschlag geplant, wie nun bekannt wird.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Österreich
Nach Amoklauf in Graz: Vienna Pride ändert ihr Programm
Aus Respekt und in Gedenken an die Opfer in Graz verzichtet die Vienna Pride zum Auftakt auf das Musikprogramm, das Pride Village soll zu einem stillen, würdevollen Ort werden.
Von Newsdesk Staff
News
Pride
Deutschland
Solidarität mit Maja T. – Hungerstreik in mehreren Städten geplant
Maja T. aus der linken Szene steht seit Monaten in Budapest vor Gericht. Aus Protest will die Person in den Hungerstreik treten. Unterstützer*innen in Hamburg, Ulm, Leipzig, Frankfurt und Berlin wollen es ihr aus Solidarität gleichtun.
Von Newsdesk/©DPA
News
TIN
Justiz