Ukraine: Polizei führt aggressive Razzia in Schwulenclub durch
Die Polizisten haben sich nach Angaben von Augenzeugen sehr aggressiv und homophob verhalten, die Gäste seien beleidigt und lächerlich gemacht worden
In der Nacht vom 19. auf den 20. April stürmten 20 bis 25 Polizisten den Schwulenclub Potemkin in der ukrainischen Stadt Dnipro mit einer knappen Million Einwohner. Das Verhalten der Einsatzkräfte wird als homophob und aggressiv beschrieben.
Alle rund 25 Gäste sowie das Barpersonal mussten sich auf den Boden legen, während die Einsatzkräfte alle Fenster öffneten – bei Aussentemperaturen unter 5 Grad. Drei Stunden lang habe niemand aufstehen dürfen. Mobiltelefone wurden eingesammelt, und aus der Garderobe sollen ebenso Gegenstände verschwunden sein wie Teile des Equipments des Clubs. Dnipro ist die viertgrösste Stadt der Ukraine und liegt rund 400 km südöstlich der Hauptstadt Kiew.
Das BAMF will geflüchtetes Paar nach Malaysia zurückschicken
Augenzeugen berichten, die Polizisten hätten sich sehr aggressiv und homophob verhalten, die Gäste seien beleidigt und lächerlich gemacht worden. Zwei ausländische Gäste seien gezwungen worden, laut die ukrainische Nationalhymne zu singen. Ein Gast wurde offenbar auch verletzt. Die Besitzer des Clubs und einige Gäste sollen Anzeige erstattet haben.
Wie sich herausstellte, gehörte diese Razzia zu einer Untersuchung im Vorfeld eines Prozesses zu Artikel 302 des ukrainischen Strafgesetzbuches, der das Betreiben von Bordellen und die Förderung von Prostitution verbietet. Dieses Video von der Razzia veröffentlichte die Polizei am Mittwoch:
Wie sich in dem Video zeigt, betrachtet die Polizei der Ukraine sexuelle Kontakte zwischen erwachsenen Männern als unmoralisch, das Betreiben eines Clubs, in dem getanzt wird und Show stattfinden, als kriminell und das Verteilen von Kondomen als Verführung zu ausschweifendem Verhalten. Diese Erklärung liefert keinen Beweis, dass Artikel 302 verletzt worden wäre. Die Polizei liefert auch keine Erklärung für ihre offensichtliche illegale Aktion, ihr unprofessionelles und unethisches Verhalten sowie für das Belästigen der Clubbesucher, die sich nichts haben zu schulden kommen lassen.
«Wir verurteilen dieses offensichtlich homophobe wie illegale Verhalten der Polizei scharf», kritisiert Andriy Maymulakhin, Sprecher der LGBTIQ-Organisation Nash Mir. «In einer Zeit, wo es an tatsächlichen kriminellen Vorfällen in der Ukraine nicht gerade mangelt – dazu gehören auch Hassverbrechen gegen die LGBTIQ-Community -, bekämpft die Polizei einvernehmlichen Sex zwischen Männern.»
Neue Verhaftungswelle von LGBTIQ in Tschetschenien
Nash Mir hat die Polizeiführung des Landes und der Doblast Dnipropetrovsk sowie den Kommissar für Menschenrechte aufgefordert, die Angaben der Opfer der Razzia zu überprüfen und – sollten sie sich bestätigen – die Täter zur Verantwortung zu ziehen.
«Unserer Ansicht nach unterstreicht dieser krasse Vorfall die dringende Notwendigkeit, das Strafgesetzbuch und die Exekutive zu reformieren sowie entschieden gegen Vorfälle von Homophobie in der Ukraine vorzugehen», so Maymulakhin.
Rémy Bonny ist Osteuropa-Experte für LGBTIQ und lebt in Budapest. Mehr von unserem Autor bei Twitter.
Das könnte dich auch interessieren
TV
Enthüllungen über Royals: Orgien, homosexuelle Kontakte und Ausschweifungen
Die neue Doku «Sex, Macht und Lügen: Hinter Palastmauern» arbeitet Skandalgeschichte(n) auf.
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Geschichte
International
People
News
Niederländer antworten auf Online-Queerfeindlichkeit mit rosa Herzchen
Als die Amsterdamer Bürgermeisterin jüngst für ihre Unterstützung von LGBTIQ einen Preis bekam, schossen Hasskommentare durch die Decke.
Von Newsdesk/©DPA
Soziale Medien
International
People
USA
Trump holt schwulen Hochstapler George Santos aus dem Gefängnis
US-Präsident Donald Trump hat die sofortige Freilassung des schwulen Republikaners George Santos angeordnet. Der 37-Jährige sollte eine über siebenjährige Haftstrafe in einem Bundesgefängnis verbüssen.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Justiz
News
Sonderregister für trans Personen? Bundesregierung «kassiert Pleite»
Seit bald einem Jahr ist das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Dies erleichtert TIN-Personen die Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrags. Das Innenministerium wollte per Verordnung ein stark kritisiertes «Sonderregister» im Bundesrat durchsetzen.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
TIN