Tessa Ganserer will gegen Deadnaming auf Wahlzettel vorgehen
Die Politikerin aus Bayern will sich ihre Menschenwürde nicht nehmen lassen
Den Plan der Wahlbehörde, Tessa Ganserer mit ihrem Deadname auf den Wahlzettel zu drucken, nannte die trans Politikerin «verwirrend» für die Wähler*innen und «schmerzhaft für mich selbst».
Darüber berichtete am Dienstag der Spiegel (bezahlpflichtier Artikel). Tessa Ganserer kündigte bei Facebook an: «Ich werde verspottet, beleidigt und bisweilen bedroht. Ich habe viele demütigende Momente ertragen, aber ich lasse mir meine Menschenwürde nicht nehmen.»
Ganserer weiter: «Mit der Nennung meines Deadnames auf dem Wahlzettel ist für mich das Maß an erträglichen Demütigungen überschritten. Deswegen habe ich zusammen mit meiner Anwältin die Personenstands- und Vornamensänderung nach dem TSG beantragt. Allerdings ohne die psychologische Zwangsbegutachtung. Diese Begutachtung ist entwürdigend und verletzt meine grundgesetzlich geschützten Persönlichkeitsrechte. Ich verlange dass dieser Staat mich endlich vollumfänglich als die Frau anerkennt und akzeptiert, die ich bin.» Dafür werde sie notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht ziehen.
Sven Lehmann, Sprecher für Queerpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, erklärte: «Tessa ist Tessa und niemand sonst. Der Vorgang zeigt, wie sehr das Transsexuellengesetz die Persönlichkeitsrechte von Menschen verletzt. Es ist eine Zumutung, wenn der abgelegte Name und damit das falsche Geschlecht nun auf offiziellen Wahldokumenten auftaucht.»
Die Frage der geschlechtlichen Identität sei eine höchstpersönliche, das habe auch das Bundesverfassungsgericht klar zum Ausdruck gebracht. «Über sein Geschlecht kann nur eine Person Auskunft geben und das ist jeder Mensch selber. Deswegen müssen Fremdbegutachtungen durch Dritte abgeschafft werden. Der korrekte Geschlechtseintrag soll ein einfacher Akt beim Standesamt sein, wie dies in vielen Ländern bereits problemlos praktiziert wird.»
Die Grünen hätten mit ihrem Selbstbestimmungsgesetz gezeigt, wie dies auch in Deutschland gehen kann. «Dass CDU/CSU und SPD es nicht geschafft haben das menschenrechtswidrige Transsexuellengesetz zu novellieren, ist eine Schande.»
Tessa Ganserer kündigte im vergangenen Jahr an, dass sie einen Wechsel in die Bundespolitik anstrebt. Im Kampf für ein reformiertes Transsexuellengesetz will die Nürnberger Grünen-Politikerin in den Bundestag wechseln (MANNSCHAFT berichtete).
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