Pride-Verbot für BBC-Journalist*innen
Die neuen Regeln kamen auf Druck rechter Medienplattformen.
«Keine Teilnahme an Demonstrationen zu kontroversen Themen.» Daran müssen sich BBC-Journalist*innen neu halten. Die gestern eingeführte Regel verbietet somit auch die Teilnahme an Pride-Märschen und an Black-Lives-Matter-Kundgebungen. Das Ganze soll die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt unterstreichen und ist ein Resultat rechter Kritik.
BBC-Generaldirektor Tim Davie stellte am gestrigen Donnerstag neue Verhaltensregeln vor, welche die Unabhängigkeit der Rundfunkanstalt nach aussen verdeutlichen soll. Die Journalist*innen dürfen in Zukunft nicht mehr an «öffentlichen Demonstrationen oder Versammlungen zu kontroversen Themen» teilnehmen. Da für die BBC-Direktor*innen auch Demonstrationen für LGBTIQ-Rechte in diese Kategorie gehören, haben die BBC-Mitarbeiter*innen nun ein faktisches Pride-Verbot.
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Pride sei «kontrovers» Zwar wird dieses Pride-Verbot nirgends explizit genannt: In den Richtlinien steht, dass jeweils erwogen werden müsse, ob ein Thema als «kontrovers» gelte. Jedoch heisst es weiter, dass angenommen werden solle, dass alle Märsche und Demonstrationen zu einem gewissen Grad «umstritten» seien.
Die BBC streitet das Pride-Verbot auf Anfrage des Guardians nicht ab, betont jedoch, dass die Interpretation der Richtlinien Sache der lokalen Direktor*innen sei. Ein BBC-Journalist sagte gegenüber dem Guardian, dass ihr Direktor ihnen die Teilnahme an Pride-Märschen nun explizit verboten habe. Seine Begründung: Die «wachsende mediale und politische Opposition gegen trans Rechte» bedeute, dass Pride-Veranstaltungen eher wieder als kontroverse Veranstaltungen gelten.
Reaktion auf rechte Kritik Das Pride-Verbot gilt auch dann, wenn die Mitarbeitenden als Privatpersonen ohne Bezug zur BBC teilnehmen wollen. Auch die Teilnahme an Black-Lives-Matter-Kundgebungen ist nicht erlaubt. Betroffen von diesen Einschränkungen sind nur die Journalist*innen der britischen Rundfunkanstalt, nicht die anderen Angestellten.
Die neuen Regeln zur Unparteilichkeit und Unabhängigkeit sind wohl eine Reaktion auf langanhaltende Kritik rechter Nachrichtenplattformen. Diese warfen den BBC-Mitarbeiter*innen politische Befangenheit vor.
Bereits im letzten Jahr verbot BBC Nordirland den Angestellten die Teilnahme an der Belfast Pride. Dies, nachdem Politiker*innen Bedenken geäussert hatten, dass die Mitmarschierenden sich implizit für die Eheöffnung aussprechen und so die Regeln zur Unparteilichkeit verletzen würden.
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Wachsames Liken gefragt Auch in den sozialen Medien müssen sich die BBC-Journalist*innen künftig zurückhalten. Nachrichtendirektorin Fran Unsworth betonte, dass man in gewissen Fällen bereits das Liken von Posts als Befangenheit deuten könne.
Die Ironie daran: Unsworth selbst hatte kürzlich einen politischen Tweet gegen Boris Johnson mit einem Like versehen. Sie habe nicht mal realisiert, dass sie hier auf «like» geklickt habe, sagte die BBC dazu. «Das zeigt uns umso mehr, wie wachsam wir alle sein müssen.»
Eine Pride-Veranstaltung, bei der die Teilnahme in der Tat auch ein «politisches Statement» darstellt, ist die Trump-Pride. Unseren Bericht zur LGBTIQ-Veranstaltung der besonderen Art kannst du hier nachlesen.
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