Pionier für LGBTIQ-Rechte Manfred Bruns ist tot

Fast 30 Jahre lang hat sich Bruns im LSVD engagiert - er wurde 85 Jahre alt

Manfred Bruns (Foto: SWR)
Manfred Bruns (Foto: SWR)

LSVD trauert um sein langjähriges Vorstandsmitglied und Justiziar Manfred Bruns: «Wir verlieren einen Vorkämpfer der LGBTIQ-Emanzipationsbewegung.»

An diesem Dienstag ist Manfred Bruns verstorben, teilte der LSVD mit. Mit seinem Tod verliert der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland eine prägende Persönlichkeit. Mit unglaublicher Energie hat sich der gebürtige Rheinländer fast 30 Jahren im LSVD engagiert, war lange Jahre im Bundesvorstand und hat bis zu seinem Tod als Justiziar des LSVD weiter für die Gleichstellung und für die Emanzipation von LGBTIQ gekämpft. «Manfred hat nicht nur den LSVD mit aufgebaut und entscheidend geprägt, sondern war auch juristische Koryphäe des Verbandes und Gründungsstifter der Hirschfeld-Eddy-Stiftung», so der LSVD in seinem Nachruf.

Ein Wahlsieg auch für LGBTIQ-Anliegen

Der Bundesanwalt a. D. war ohne Zweifel der Vorkämpfer in der deutschen LGBTIQ- Rechtsgestaltung und Gesetzgebung. Sein profundes juristisches Wissen und seine Hartnäckigkeit in der Durchsetzung der Gleichstellung war und ist immer noch die Grundlage der heutigen LGBTIQ-Gesetzgebung.

In den 80er Jahren war Bruns einer der wichtigsten Wegbereiter der liberalen Aids-Politik in der Bundesrepublik Deutschland. Gleichzeitig stritt er mehr als zwei Jahrzehnte lang mit dem LSVD für die Lebenspartnerschaft, die Gleichstellung und für die Öffnung der Ehe, die vor zwei Jahren vom Bundestag beschlossen wurde (MANNSCHAFT berichtete) und war damit einer der Pioniere für die Ehe für alle.

Berlins Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Dirk Behrendt, würdigte Bruns als grosses Vorbild für mehrere LGBTIQ-Generationen.

Manfred Bruns‘ Leben war durch die Gesetzgebung des Paragrafen 175 nicht einfach und geradlinig – davon berichtete er im Frühjahr 2019 im Interview mit dem SWR. Gerade deshalb hat er sich so intensiv für die Belange von LGBTI eingesetzt, damit kommenden Generationen dieses Leid erspart bleibt. Er kämpfte unerlässlich für die Rehabilitierung der nach §175 StGB verfolgten Homosexuellen (MANNSCHAFT berichtete), wie für die Reform des Transsexuellen-Gesetzes.

Zu seinem Lebenswerk gehören auch die Mitgestaltung am Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) und bei der Modernisierung des Familien- und Abstammungsrechts. Bei Anhörungen im Bundestag, in Landtagen und bei Verhandlungen vor dem Bundesverfassungsgericht war er über Jahrzehnte unsere Stimme, die entschieden und so voller Sachkunde für die Rechte von LGBTIQ eintrat, das sie nicht abgetan oder ignoriert werden konnte.

In unermüdlicher Arbeit beriet er beim LSVD unzählige Menschen, darunter viele Geflüchtete und war für sie Ansprechpartner und Ratgeber. Seine gewissenhafte Sammlung und Ergänzung von Urteilen zu LGBTIQ-Rechtsprechung ist für Jurist*innen in Deutschland immer noch ein unverzichtbares Arbeitsmittel. Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung des LSVD hatte bereits 2012 Manfreds juristischem Wirken die Festschrift «Vom Verbot zur Gleichstellung» gewidmet.

Nach homophobem Hassbrief: Viel Solidarität mit Tiroler Gastwirt

Für sein ehrenamtliches Engagement erhielt Manfred Bruns vielen Auszeichnungen und Würdigungen. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und erster Träger des Antidiskriminierungspreises der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2002 erhielt er die Magnus-Hirschfeld-Medaille für besondere Verdienste um die Sexualreform. Besonders gefreut habe er sich aber immer über Auszeichnungen, die ihm von «seiner» Community verliehen worden sind, heisst es im Nachruf des LSVD. Dazu gehörten auch der Zivilcourage Preis des CSD Berlin und die Kompassnadel des Schwulen Netzwerkes NRW.

Manfred, wir werden Dich sehr vermissen!

«Wir verlieren mit Manfred Bruns einen engen und lieben Freund und verneigen uns in tiefer Dankbarkeit vor seiner Arbeit. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinem Lebensgefährten», erklärte der LSVD am Dienstag. «Manfred, wir werden Dich sehr vermissen und Deine Arbeit mutig weiterführen. Du bist und bleibst Teil unseres Verbandes.»

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