Pfaffenhofen legt Partnerschaft mit Tarnów (Polen) auf Eis
Anfang Juli steht die endgültige Entscheidung über eine Verlängerung der Partnerschaft an
Klare Ansage aus dem Regierungsbezirk Oberbayern: Pfaffenhofen legt die Partnerschaft mit dem polnischen Partnerlandkreis Tarnów erstmal auf Eis.
Das erklärte das Landratsamt Pfaffenhofen gegenüber dem Donaukurier. Landrat Albert Gürtner (FW, Freie Wähler) habe sich mit den drei Stellvertreter*innen sowie den Fraktionssprecher*innen der Freien Wählern, SPD, Grünen und Bürgerliste geeinigt. Gürtner werde zudem in einem bereits angekündigten Brief an den Landrat von Tarnów «um eine Erklärung für die umstrittene Resolution bitten, da diese im Landkreis Pfaffenhofen zu vielen sehr negativen Reaktionen geführt hat». Eine Basis für eine Partnerschaft habe unter den gegenwärtigen Umständen jedenfalls niemand mehr gesehen.
Duda-Sprecher: Präsident hat keine «homophoben Ansichten»
Das sieht der ÖDP-Kreisvorsitzende Richard Fischer (Ökologisch-Demokratische Partei) anders. «Wann ist das letzte Mal etwas besser geworden, weil man nicht mehr miteinander geredet hat?», fragt er. Er könne nicht nachvollziehen, dass auf einmal die schärfsten Geschütze aufgefahren würden. Es sei ja wenig überraschend, dass es die homofeindlichen Tendenzen dort gebe. Mit der Beendigung der Partnerschaft verschwinde das Problem aber nicht, so Fischer. Man dürfe sich keinen Illusionen hingeben: der Landrat von Tarnów sei schliesslich von der Bevölkerung gewählt.
Selbst wenn die Verantwortlichen die «LGBT-freien Zonen» auf Druck von aussen zurücknehmen würden, ändere das nichts an der Einstellung der Bevölkerung. Lieber solle man in einen intensiveren Dialog eintreten und alle Teile des Partnerlandkreises kennenlernen. «Sorgen wir nicht für neue Filterblasen, sondern sagen wir ehrlich und direkt unsere Meinung, ohne dabei bevormundend zu wirken.» Man müsse auch die «einfachen Leute» erreichen, nicht nur den Landrat, so Fischer.
Anfang Juli soll in Pfaffenhofen die endgültige Entscheidung über eine Verlängerung der Partnerschaft anstehen.
2019 hatte sich Tarnów wie mittlerweile rund 100 polnische Kommunen zur LGBT-freien Zone erklärt, zudem wurde eine «Resolution gegen die LGBT-Ideologie» und die «Charta der Familienrechte» verabschiedet. Im März hatte der Bürgerrechtsbeauftragte Polens Klage am Krakauer Verwaltungsgericht eingereicht. Zudem kam heraus, dass sich Mitglieder der dortigen LGBTIQ-Bewegung wegen der Entwicklungen bereits an das Pfaffenhofener Landratsamt gewendet hatten.
EU-Kommission könnte «LGBT-freien Zonen» Geldhahn zudrehen
Der damalige CSU-Landrat Martin Wolf habe davon gewusst, so Landratsamtssprecherin Regina Brummer zum Donaukurier. Man habe das nicht als Aufforderung verstanden und angesichts der Corona-Krise das Thema erstmal nicht weiter verfolgt.
Im Dezember nahm das EU-Parlament eine Entschliessung an, mit der eine LGBTIQ-Strategie und gezielte Massnahmen der EU-Kommission und der Mitgliedstaaten gefordert wurden, um der Zunahme von Hassreden und ihrer Folgen in der gesamten EU entgegenzuwirken (MANNSCHAFT berichtete).
Der LSVD hatte im Frühjahr über 300 deutsche Bürgermeister*innen angeschrieben und sie gebeten, LGBTIQ-feindliche Resolutionen anzusprechen, zu kritisieren und zu handeln. Hier die Antwort der Städte Weimar und Gotha (MANNSCHAFT berichtete).
Homofeindliche Hetze – Anzeige gegen TVP-Korrespondenten!
Zuvor hatte die französische Gemeinde Saint-Jean-de-Braye beschlossen, die Partnerschaft mit der südpolnischen Kleinstadt Tuchów (Woiwodschaft Kleinpolen) zu beenden. Martin-Chabbert, Berater des dortigen Bürgermeisters, betonte, dass die Gemeinde die Vernachlässigung der Menschenrechte nicht zulassen könne, und verwies auf die Verfolgung von Homosexuellen durch Nazideutschland.
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