Papst weist Kritik an Segnungen homosexueller Paare zurück

Jetzt wird präzisiert, dass eine Segnung nur «10 bis 15 Sekunden» dauern soll

Symbolfoto: Sebastian Kahnert/ dpa-Zentralbild/ dpa
Symbolfoto: Sebastian Kahnert/ dpa-Zentralbild/ dpa

Aus Deutschland bekam Papst Franziskus für seine Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare viel Lob. Anderswo hingegen gab es harsche Kritik. Jetzt erläutert der Vatikan nochmals genau, was erlaubt ist und was nicht – bis in die Sekunden hinein.

Papst Franziskus hat teils harsche Kritik aus dem konservativen Lager an seinen neuen Leitlinien zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zurückweisen lassen. Das vatikanische Amt für die Glaubenslehre veröffentlichte dazu am Donnerstag in Rom eine weitere Erklärung.

Darin wird abermals betont, dass solche Segnungen keinesfalls mit einem kirchlichen Segen bei einer Hochzeit zwischen Frau und Mann gleichzustellen seien. Der Vatikan will den katholischen Kirchen in den verschiedenen Weltregionen zudem einigen Spielraum lassen, wie und wann die Leitlinien angewendet werden.

Papst Franziskus (Foto: Michael Kappeler/dpa)
Papst Franziskus (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Als Oberhaupt von mehr als 1,4 Milliarden Katholik*innen hatte Franziskus kurz vor Weihnachten überraschend erlaubt, dass katholische Priester im Grundsatz «Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren» ihren Segen geben dürfen – allerdings nur unter strikten Bedingungen. Aus Deutschland gab es für die Erklärung «Fiducia supplicans» (in etwa: «Flehendes Vertrauen») überwiegend Lob, auch wenn vielen in der katholischen Reformbewegung die Erklärung nicht weit genug geht.

«Eine gefährliche Tür geöffnet» Aus anderen Staaten – insbesondere aus Afrika, wo Homosexualität vielerorts noch unter Strafe steht (MANNSCHAFT berichtete) – kam jedoch massive Kritik. Der kenianische Bischof Paul Kariuki zürnte, Franziskus habe «eine gefährliche Tür geöffnet».

Auch in Uganda, Malawi, Nigeria, Südafrika und Sambia lehnten die örtlichen Bischofskonferenzen das Papier ab. Der konservative deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller sprach sogar von «Blasphemie», von Gotteslästerung.

Das Amt für Glaubenslehre wehrte sich nun gegen solche Kritik. Die Erklärung biete «keinen Rahmen, um ihr gegenüber lehrmässig auf Distanz zu gehen oder sie als häretisch, der kirchlichen Tradition zuwiderlaufend oder blasphemisch zu betrachten». Zugleich betonte der Vatikan aber auch, dass mit solchen Segnungen Verbindungen ausserhalb der Ehe weder gebilligt noch gerechtfertigt würden. Dies betrifft neben gleichgeschlechtlichen Paaren auch Beziehungen, in denen ein oder beide Partner*innen eine Scheidung hinter sich haben.

Ebenso wie die Erklärung an sich wurden auch die Erläuterungen von Kardinalpräfekt Victor Manuel Fernández verfasst. Der Leiter der Behörde für Glaubenslehre, der wie der Papst aus Argentinien kommt, verwies ausdrücklich auf regionale Besonderheiten.

Wörtlich heisst es: «An einigen Orten steht einer sofortigen Anwendung nichts entgegen, während es an anderen notwendig erscheint, nichts zu erneuern und sich so viel Zeit wie nötig für die Lektüre und Auslegung der Erklärung zu nehmen.» Die Entscheidung liege beim Bischof vor Ort.

«10 bis 15 Sekunden» Abermals betonte der Vatikan den Unterschied zu Hochzeiten zwischen Frau und Mann und anderen Formen des rituellen Segens. Dazu gehöre insbesondere, dass solche Segnungen nur ausserhalb von Kirchen stattfinden und wenige Sekunden lang sein dürfen.

Als angemessener Zeitraum werden «10 bis 15 Sekunden» genannt. Als Beispiel für einen Segenstext wird angeführt: «Herr, schau auf diese deine Kinder. Gib ihnen Gesundheit, Arbeit, Frieden und gegenseitige Hilfe. Befreie sie von allem, was deinem Evangelium widerspricht, und gib ihnen, dass sie nach deinem Willen leben. Amen.»

Die katholische Kirche verurteilte zuletzt das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda (MANNSCHAFT berichtete).

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