«Mr. Gay Germany 2020» kämpft gegen Homophobie im Fussball

Benjamin Näßler aus Frankfurt überzeugte mit der Kampagne #Doppelpass

Foto: Gleichlaut/Mr Gay Germany
Foto: Gleichlaut/Mr Gay Germany

Die Entscheidung ist in Köln gefallen. Aus ursprünglich elf Kandidaten (MANNSCHAFT berichtete) wurde am Samstag der neue Mr Gay Germany 2020 gekürt: der Frankfurter Benjamin Näßler.

Er ist 30 Jahre alt und arbeitet bei einer Versicherung im Aussendienst. Seit gut zehn Jahren ist er mit Christophe zusammen, vor zwei Jahren haben sich die beiden verpartnert, noch kurz vor der Eheöffnung. Dieses Interview führten wir vor dem Finale.

«Jede Liebe ist echte Liebe» – Guerilla-Plakate gegen Homophobie

Benjamin, ist es das erste Mal, dass du dich für einen Mister-Wettbewerb bewirbst? Ja, auch das erste Mal, dass ich vor einer Kamera stehe. Letztes Jahr hat ein Kumpel von uns mitgemacht. Ich fand die Idee ganz cool, dass man sich bei dieser Wahl nicht nur auf das Äusserliche konzentriert. Jeder Teilnehmer muss ja auch eine Kampagne entwickeln und zur Verbesserung der Situation für die Community beitragen. Wir sind zwar in Deutschland schon recht weit, aber die Frage ist, wie die Gesellschaft auf Homosexualität schaut. Da ist noch einiges an Aufklärung zu leisten, um es uns, aber vor allem den zukünftigen jungen Schwulen deutlich einfacher zu machen.

Du hast dir das Thema Homophobie im Fussball ausgesucht – warum? Ich war mit Bekannten unterwegs, und wir sprachen darüber, was man so in seiner Freizeit macht. Als ich sagte, ich gucke gerne Fussball, kam die Reaktion: Hä, du guckst Fussball? Ich dachte, du bist schwul? Da dachte ich, das kann ja irgendwie nicht sein, dass man mit Fussball ausschliesslich Heterosexualität verbindet. Darum will ich das aufgreifen.

Hast Du selber mal Fussball gespielt? Ich habe früher in einem Dorfverein gespielt, daher kenne ich auch die Sprüche. Was war das für ein schwuler Pass?! oder So ein schwuler Ball! Deshalb habe ich mich damals auch nicht getraut, dort offen zuzugeben, dass ich schwul bin. Mein älterer Bruder hat in derselben Mannschaft gespielt und ich hatte Schiss vorm Coming-out.

Man trinkt ja oft nach dem Training noch ein Bier im Vereinsheim, das ging dann so: Nach dem Zuprosten musste man das Glas absetzen – «sonst gibt es schwule Kinder», hiess es. Erst nach dem Absetzen durfte man trinken. Mit 17 oder 18 fragst du dich dann zweimal, ob du dich traust, da nicht mitzumachen. Also war ich im Verein, wo ich gespielt habe, bis ich 20 war. der Hetero.

Wie willst du das Thema angehen? Das Gute ist: Fussball hat eine sehr grosse Reichweite und Popularität in der Gesellschaft. Hier kann man viel bewegen. Der 1. FC Köln hat ja am 6. Spieltag in Regenbogenfarben gespielt, aber das sind nur einmalige Aktionen (MANNSCHAFT berichtete). Wie ist denn ein Verein intern aufgestellt, wie steht er hinter homosexuellen Spielern? Aktuell gibt es ja keinen offen schwulen Spieler.

Nur einer hat es in seiner aktiven Zeit gewagt: Robbie Rodgers, und der bekam auch von seinem Verein LA Galaxy grosse Unterstützung (MANNSCHAFT berichtete) – das fand ich genial. Ich frage mich: Welche interne Unterstützung hätte Hitzlsperger wohl damals gebraucht, um sich noch als aktiver Spieler zu outen?

Benjamin (li) und sein Mann Christophe (Foto: privat)
Benjamin (li) und sein Mann Christophe (Foto: privat)

Dein Mann unterstützt dich? Christophe steht zu 110 % hinter mir und unterstützt mich. Er treibt mich an, wenn es z. B. darum geht, Fotos zu machen etc. Ich habe die volle Rückendeckung von ihm, aber auch von vielen Freunden und Bekannten.

Marcel aus Berlin ist der neue Mr. Gay Germany

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