«Bin keine Aktivistin» – Frankreichs erste trans Bürgermeisterin
Die 55-jährige Marie Cau versteht sich in erster Linie als Kommunalpolitikerin
Ein kleines französisches Städtchen an der belgischen Grenze wählte am vergangenen Wochenende eine trans Frau zur Bürgermeisterin. Für diese historische Wahl gab es auch Gratulationen aus Paris.
Die Gemeinde Tilloy-lez-Marchiennes liegt im Nordosten Frankreichs und hat etwa 600 Einwohner*innen. Eine von ihnen ist die 55-jährige trans Frau Marie Cau. Sie ist seit vergangenem Wochenende die neue Bürgermeisterin der Ortschaft an der belgischen Grenze.
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Fast einstimmige Wahl Somit hat Frankreich seine erste trans Bürgermeisterin überhaupt und damit ein kleines Medienereignis. Doch Marie Cau versteht sich nicht als LGBTIQ-Aktivistin, sondern in erster Linie als Kommunalpolitikerin, wie sie der Nachrichtenagentur AFP erklärte. Die Menschen hätten sie wegen ihres politischen Programms gewählt – und nicht für sie gestimmt, weil sie eine trans Frau sei.
In Tilloy-lez-Marchiennes wird der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin nicht direkt von der Bevölkerung gewählt, sondern vom Gemeinderat. Dort fiel der Entscheid für Marie Cau fast einstimmig aus.
Gratulationen aus Paris Auch Stéphanie Nicot, Mitgründerin der trans Organisation Association Nationale bestätigt gegenüber AFP: Noch nie zuvor wurde eine trans Frau oder ein trans Mann in Frankreich Bürgermeisterin oder Bürgermeister. Diese Wahl beweise, dass Frankreich fortschrittlicher werde, sagt Nicot. «Die Mitbürger*innen vergeben ihre Stimme unabhängig von der Geschlechtsidentität der Kandidat*innen.»
Anlässlich der Wahl meldete sich gar eine Staatssekretärin aus der 180 Kilometer entfernten Hauptstadt. Marlène Schiappa, Beauftragte für die Gleichstellung der Geschlechter und Diskriminierungsabbau, gratulierte via Twitter.
Die Sichtbarkeit von trans Menschen und damit auch der Kampf gegen Transphobie erfordere unter anderem die Ausübung öffentlicher Ämter, schrieb Schiappa. «Glückwunsch, Marie Cau!»
Zwei trans Frauen in Berlin beleidigt und attackiert
Zunahme von Hassgewalt Die Wahl der ersten trans Bürgermeisterin ist ein Zeichen des Fortschritts, das jedoch nicht über die schwierige Situation der LGBTIQ-Menschen in Frankreich hinwegtäuschen darf. Im Jahr 2019 ist dort nämlich die Zahl der LGBTIQ-feindlichen Straftaten um 36 Prozent gestiegen (MANSNCHAFT berichtete). Opfer der Taten waren nach Angaben des Ministeriums hauptsächlich Männer. Gut zwei Drittel der Opfer waren jünger als 35.
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