Joe Biden über Queers: «Sie haben mehr Mut als die meisten Menschen»

Der US-Präsident machte auch etwas Wahlkampf für seine Partei

US-Präsident Joe Biden beim Parteitag der Demokratischen Partei im August 2024. (Bild: Laura Brett/ZUMA Press Wire/dpa )
US-Präsident Joe Biden beim Parteitag der Demokratischen Partei im August 2024. (Bild: Laura Brett/ZUMA Press Wire/dpa )

US-Präsident Joe Biden gewährte dem LGBTIQ-Magazin The Washington Blade ein Interview. Darin würdigte er die queere Community und ihre historische Rolle im Kampf gegen Gewalt und Diskriminierung.

«Es geht nicht darum, welche sexuelle Orientierung man hat, sondern darum, welche intellektuelle Kapazität und welchen Mut man besitzt», sagte Biden. Besonders beeindruckt zeigte er sich von den offen schwulen und lesbischen Menschen, mit denen er im Laufe seiner Karriere zusammengearbeitet habe. «Die meisten der offen homosexuellen Menschen, mit denen ich arbeitete, haben den Vorteil, dass sie mehr Mut haben als die meisten anderen.»

Biden reflektierte dabei auch über die LGBTIQ-Aktivist*innen, die sich in den letzten Jahrzehnten gegen Gewalt und Vorurteile eingesetzt haben. Er sprach über die rund 770m² grosse Stonewall-Gedenkstätte in New York City, die seit 2016 den Status eines nationalen Denkmals trägt. «Ich war wirklich beeindruckt, als ich nach Stonewall ging. Und ich war beeindruckt von den Menschen, die sich damals aufgelehnt hatten», sagte er über die Geburtsstunde der modernen LGBTIQ-Bewegung in der Stonewall Bar in der Christopher Street. «Was unterschätzt wird, ist der körperliche und moralische Mut der Community – derjenigen Menschen, die sich wehrten und sagten ‹Genug, genug!›, und die ihr Leben riskierten.»

Politische Fortschritte unter Bidens Regierung Angesichts der anstehenden Präsidentschaftswahlen im November betrieb Biden auch etwas Wahlkampf und hob die Erfolge seiner Regierung im Hinblick auf LGBTIQ-Rechte hervor. Dazu zählen die Verabschiedung des «Respect for Marriage Act», die Ernennung von LGBTIQ-Vertreter*innen in hohe Ämter und Gerichte sowie das Ende des Blutspendeverbots für schwule und bi Männer. Biden betonte ausserdem, dass seine Regierung Regeln eingeführt habe, um LGBTIQ-Minderjährige in Pflegefamilien zu schützen, und Massnahmen ergriffen habe, um Diskriminierung von Schüler*innen und Arbeitnehmende zu bekämpfen.

Trotz dieser Fortschritte betonte der Präsident, dass es noch viel zu tun gebe, um die volle Gleichstellung zu erreichen. «Wenn ein Mensch heiraten kann und dann in einem Restaurant auftaucht und hinausgeworfen wird, weil er queer ist, ist das falsch», sagte Biden und forderte die Verabschiedung des Equality Act. Dieses Gesetz würde die Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung zu den bundesstaatlichen Bürgerrechtsschutzmassnahmen hinzufügen. Doch um Gesetzeskraft zu erlangen, wäre die Unterstützung von mindestens 60 Senator*innen erforderlich, was auch Stimmen aus der republikanischen Partei erfordert.

Bei den Republikaner*innen gäbe es durchhaus Mitglieder ohne Vorurteile gegenüver Queers, die aber unter dem Druck der «Make America Great Again»-Bewegung stünden, dies nicht offen zu zeigen. Der ehemalige Präsident Donald Trump sei, so Biden, «eine andere Kategorie» und habe sich in seiner gesamten politischen Laufbahn gegen die LGBTIQ-Community gestellt. Im Interview übte Biden auch scharfe Kritik an Clarence Thomas, Richter beim Obersten Gerichtshof. Dieser habe die Absicht, das Urteil von 2015 zur Ehe für alle rückgängig zu machen (MANNSCHAFT berichtete).

Bidens persönliche Motivation In dem Interview erinnerte sich Biden auch an eine prägende Erfahrung aus seiner Jugend. Als Teenager sah er zwei Männer, die sich küssten, und äusserte sich verwundert darüber. Sein Vater erklärte ihm damals: «Joey, es ist einfach. Sie lieben sich.» Diese Lektion der Akzeptanz habe ihn sein ganzes Leben begleitet und beeinflusse seine Entscheidungen bis heute. «Das meiste, was ich getan habe, basiert auf dem Prinzip der grundsätzlichen Fairness und Anständigkeit», sagte Biden abschliessend.

Gegen Des­information und Hass in Deutschland: Mehr Anlauf­stellen für LGBTIQ gefordert (MANNSCHAFT berichtete)

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