Indonesien: Schwules Paar festgenommen, jetzt droht Auspeitschung
Die Männer leben in Aceh, der einzigen indonesischen Provinz, in der die Scharia gilt
Das schwule Paar (34, 26) aus Indonesien wurde von einem Mob angegriffen und der Polizei übergeben. Bei einer Verurteilung werden die beiden Männer öffentlich ausgepeitscht.
Einem schwulen Paar in der Provinz Aceh an der Nordwestspitze der Insel Sumatra drohen 100 Peitschenhiebe wegen «illegaler sexueller Orientierung». Die beiden Männer kommen binnen 20 Tagen vor ein Schariagericht.
TV-Sprecherin der Muslimbruderschaft: «Tötet Homosexuelle!»
Am 14. November war einem Bericht von asianews.it zufolge eine Menschenmenge in das Haus der Männer, die nur mit den Initialen M.U. und T.A. genannt werden, in Kuta Alam (Aceh) eingedrungen. Der Mob brachte die Männer gewaltsam zur Behörde für öffentliche Ordnung der Provinzhauptstadt.
Die drakonische Prügelstrafe wurde erstmals 2017 angewendet – u. a. gegen zwei schwule Männer: Beide erhielten in der Öffentlichkeit 83 Stockhiebe. Auch zwei unverheiratete Paare wurden damals wegen «unzüchtigen» Umgangs mit Stockhieben «bestraft».
«Baghdad in My Shadow» bricht Tabus auf
Aceh ist die einzige indonesische Provinz, in der die Scharia, das islamische Gesetz, in Kraft ist. Artikel 63 des örtlichen Strafgesetzbuchs (Qanun Jinayat) verbietet homosexuelle Handlungen. Der Verband der Psychiater hat Homo- und Transsexualität zu «Geisteskrankheiten» erklärt. Schläge mit dem Stock drohen u. a. auch bei Vergehen wie Ehebruch, Glücksspiel oder dem Konsum von Alkohol.
In anderen Teilen des Landes sind gleichgeschlechtliche Beziehungen zulässig, es sei denn, es sind Minderjährige beteiligt. Human Rights Watch weist jedoch darauf hin, dass die indonesischen Behörden häufig auf das Pornografierecht zurückgreifen, um LGBTIQ-Personen zu verfolgen.
Bei einer Verurteilung werden die beiden in Kuta Alam angegriffenen Männer öffentlich ausgepeitscht. Alternativ ist eine Zahlung eines Kilogramms Gold oder einer Höchststrafe von etwa acht Jahren Gefängnis vorgesehen.
Erst Anfang September hatte die indonesische Polizei nach einer Hotelparty in Jakarta 56 mutmasslich homosexuelle Männer festgenommen, 47 von ihnen kamen kurz danach wieder frei. Sie sollen gegen das Pornografie-Gesetz verstossen haben.
Im vergangenen Jahr hatten muslimische Volksvertreter ihre Anti-LGBTIQ-Rhetorik verschärft, um vor der anstehenden Wahl auf Stimmenfang zu gehen und die Stimmung anzuheizen für ihre religiös-konservativen politischen Anliegen (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
News
Trump stellt schwulen US-Botschafter für Belgien ab
Der designierte Präsident Donald Trump hat einen neuen US-Botschafter in Belgien ernannt. Seine Wahl scheint auf den ersten Blick verwunderlich
Von Newsdesk Staff
News
FPÖ hetzt gegen trans-freundlichen Kindergarten
FPÖ und Queers – das passt selten zusammen. Einen neuesten Beleg lieferte die rechtspopulistische Partei nun, indem sie einer LGBTIQ-freundlichen Einrichtung das Geld streichen will.
Von Newsdesk Staff
TIN
Österreich
Bildung
News
Klagen abgewiesen: Ghana macht Weg für Anti-LGBTIQ-Gesetz frei
Ghana plant eines der restriktivsten queerphoben Gesetze Afrikas einzuführen. Rechtlich wurde dafür nun der nächste Schritt getan.
Von Newsdesk Staff
International
USA
Schüsse an US-Schule: Polizei geht nicht auf Trans-Gerüchte ein
Nach einer Schiesserei an einer christlichen Schule gehen Gerüchte herum über die Geschlechtsidentität der angeblichen Schützin. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit, von Spekulationen abzusehen.
Von Newsdesk/©DPA, Greg Zwygart
News
TIN
International