Frauentag in der Türkei: «Wir wollen alle nur frei und gleich sein»
Frauenrechtlerinnen kritisieren die LGBTIQ-Feindlichkeit der Regierung
Türkische Frauenrechtlerinnen haben der Regierung des Landes anlässlich des Weltfrauentags vorgeworfen, Hass in der Gesellschaft zu schüren.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan und andere Vertreter würde mit LGBTQI-feindlichen Aussagen dazu beitragen, dass sich viele Menschen nicht sicher fühlen könnten, sagte eine Sprecherin der Organisation «Wir werden Frauenmorde stoppen» der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen alle nur frei und gleich sein.»
Erdogan hatte sich in der Vergangenheit immer wieder abwertend zu dem Thema geäussert. «LGBT, so etwas gibt es nicht», sagte er. Auch Innenminister Süleyman Soylu hatte sich ähnlich geäussert (MANNSCHAFT berichtete). Der Kampf für Gerechtigkeit für Frauen sei unlösbar mit dem Kampf gegen LGBTIQ-Feindlichkeiten verbunden, sagte die Sprecherin.
Nach Daten von «Wir werden Frauenmorde stoppen» wurden in den ersten Monaten dieses Jahres 51 Frauen Opfer solcher Frauenmorde in der Türkei. Im Jahr 2020 waren es 300 Frauen gewesen. Die Organisation dringt auf die Anwendung der sogenannten Istanbul-Konvention. Das Übereinkommen wurde 2011 vom Europarat ausgearbeitet und soll einen europaweiten Rechtsrahmen schaffen, um Gewalt gegen Frauen zu verhüten und zu bekämpfen. Auch die Türkei hat das Abkommen ratifiziert. Die rechtlichen Grundlagen würden im Land bestehen, aber schlichtweg nicht angewendet, sagte die Sprecherin.
Aktivist*innen attackiert – Armeniens Polizei ermittelt endlich
Die Organisation hat zum Weltfrauentag am heutigen 8. März zu Demonstrationen aufgerufen. Türkeiweit sind Proteste geplant. In Deutschland mahnt der LSVD, noch zu häufig würden die Bedürfnisse und Belange von lesbischen Frauen und trans Frauen in Gesellschaft und Politik, aber auch in der Community wenig bis gar nicht thematisiert (MANNSCHAFT berichtete).
Derzeit sorgt in der Türkei das Video von einem Mann für Entsetzen, der auf offener Strasse vor den Augen der gemeinsamen Tochter brutal auf seine Ex-Frau eintritt und schlägt. Gegen den Mann sei am Sonntag wegen versuchten vorsätzlichen Totschlags Haftbefehl erlassen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Die Tat hatte sich Anadolu zufolge am Samstagabend in der nordtürkischen Stadt Samsun ereignet. Ein Video, das aus dem Fenster von umliegenden Häusern aufgenommen wurde, zeigt, wie die Frau leblos am Boden liegt. Der Mann tritt mehrfach gegen Kopf und Körper der Frau, schlägt ihr ins Gesicht, hebt ihren Kopf hoch und knallt ihn auf den Boden. Die fünf Jahre alte Tochter steht daneben und schreit. Anwohner*innen riefen Anadolu zufolge einen Krankenwagen. Die Frau schwebt nach offiziellen Angaben nicht in Lebensgefahr. Der mutmassliche Täter war noch am Abend festgenommen worden.
Das Video wurde vielfach in den sozialen Medien geteilt und löste scharfe Reaktionen aus. Der Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten Erdoğan, Fahrettin Altun, bezeichnete die Tat auf Twitter als «Brutalität», die wütend mache. Man werde den Fall genau verfolgen.
Das könnte dich auch interessieren
News
Trump stellt schwulen US-Botschafter für Belgien ab
Der designierte Präsident Donald Trump hat einen neuen US-Botschafter in Belgien ernannt. Seine Wahl scheint auf den ersten Blick verwunderlich
Von Newsdesk Staff
News
FPÖ hetzt gegen trans-freundlichen Kindergarten
FPÖ und Queers – das passt selten zusammen. Einen neuesten Beleg lieferte die rechtspopulistische Partei nun, indem sie einer LGBTIQ-freundlichen Einrichtung das Geld streichen will.
Von Newsdesk Staff
TIN
Österreich
Bildung
News
Klagen abgewiesen: Ghana macht Weg für Anti-LGBTIQ-Gesetz frei
Ghana plant eines der restriktivsten queerphoben Gesetze Afrikas einzuführen. Rechtlich wurde dafür nun der nächste Schritt getan.
Von Newsdesk Staff
International
USA
Schüsse an US-Schule: Polizei geht nicht auf Trans-Gerüchte ein
Nach einer Schiesserei an einer christlichen Schule gehen Gerüchte herum über die Geschlechtsidentität der angeblichen Schützin. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit, von Spekulationen abzusehen.
Von Newsdesk/©DPA, Greg Zwygart
News
TIN
International