Das Wallis bekommt wieder eine Pride – diesmal in Martigny

Die ausgewählte Gemeinde zeige bei Abstimmungen «Fortschrittlichkeit und Respekt»

Pride Wallis 2015 in Sitten (Bild: Twitter/Didier Bonny)
Pride Wallis 2015 in Sitten (Bild: Twitter/Didier Bonny)

Nach den beiden Veranstaltungen in Sitten 2001 und 2015 wird die nächste Pride Valais 2024 in Martigny stattfinden. Der 12-köpfige Vorstand informierte über erste Details der Organisation.

Vor der «teuflischen Versuchung» warnte eine erzkatholische Gruppierung in einem ganzseitigen Zeitungsinserat bereits Monate vor der ersten Pride im Kanton Wallis im Sommer 2001. «Man sollte sie einsperren und anzünden», sagte ein Mann in Sitten vor den Kameras des Schweizer Fernsehens. Mit «sie» meinte er «die Schwulen». «Solange sie das unter sich machen, ist es okay, aber wenn sie dann Kinder anfassen», sagte gemäss NZZ ein zweiter Mann, während sich die Stadt gerade auf den Umzug vorbereitete. Dazu gehörte auch ein riesiges Polizeiaufgebot. Am Ende verlief die Veranstaltung friedlich.

Die zweite Pride in Sitten 14 Jahre später schlug dann bereits weniger hohe Wellen. Dennoch: Der Sittener Bischof bezeichnete Homosexualität als «heilbar» und «Schwäche der Natur». Der Widerstand gegen die Veranstaltung formierte sich zeitgemäss vor allem in den sozialen Medien. Es waren letztlich rund 8’000 Teilnehmer*innen dabei.

«Fortschrittlichkeit und Respekt» Ob beim nächsten Mal Anfeindungen ganz ausbleiben, wird sich bald zeigen: Die dritte Pride im Kanton Wallis wird nämlich 2024 stattfinden. Dies gaben am heutigen Freitag die Organisator*innen bekannt; sie informierten in der Medienmitteilung noch über weitere erste Details.

Dazu gehört etwa die Wahl des Veranstaltungsortes. Nachdem Kantonshauptort Sitten zweimal Gastgeber war, wird die Pride diesmal durchs Unterwallis ziehen. Mit Martigny habe der Verein Pride Valais/Wallis 2024 eine Gemeinde gewählt, die «Fortschrittlichkeit und Respekt» beweise, wenn über LGBTIQ-Themen abgestimmt werde.

Der Verein führt in seiner Pressemitteilung gleich einige Beispiele auf: 2005 hat Martigny die eingetragene Partnerschaft mit 51,4 % angenommen, das Wallis lehnte die Vorlage hingegen mit über 55 % ab. Auch die Erweiterung der Anti-Rassismusstrafnorm 2020 und die Ehe für alle 2021 nahm die Gemeinde deutlich höher an als der restliche Kanton.

Die Pride sei eine Veranstaltung, bei der Vielfalt und Inklusion gefeiert werden und die darauf abziele, die Bevölkerung für die Gleichberechtigung und den Kampf gegen Diskriminierung zu sensibilisieren. «Wir möchten mit dieser Veranstaltung erneut zeigen, dass unser Kanton ein Wallis der Offenheit, der Kultur und des Respekts vor den anderen ist. Es ist dieses Wallis, welches reich an Vielfalt ist, das wir mit der Organisation dieser Veranstaltung sichtbar machen möchten», so Sprecherin Cindy Giroud.

Zugleich Jubiläumsfeier Diese Pride werde auch die Gelegenheit bieten, das 30-jährige Jubiläum des Walliser Vereins Alpagai zu feiern und die kürzlich erfolgte Gründung des Vereins Qlub Queer in Martigny zu unterstützen, heisst es in der Medienmitteilung weiter.

Insgesamt besteht der Vorstand aus 12 Mitgliedern und wird präsidiert von Yannik Tapparel, der bereits die Organisation der Walliser Pride 2015 leitete.

Personen, die den Verein bei seiner Arbeit unterstützen wollen, seien herzlich eingeladen, Kontakt aufzunehmen. Demnächst wird man über weitere Details wie etwa das gewählte Thema und das genaue Programm informieren.

Das Zentralschweizer Pendant zur Walliser Pride hat eine ganz ähnliche Geschichte: Bei der ersten Veranstaltung 2005 in Luzern kam es zu religiösen Gegenkundgebungen mit «Störgebeten». 17 Jahre später ging dann alles sehr viel ruhiger über die Bühne (MANNSCHAFT berichtete).

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