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Das volle Programm in D.C. und eine Stippvisite in der Heimat

LGBT-Delegation unterwegs in den USA: Der Mittwoch begann mit einem Gespräch mit Vertretern des U.S. Department of Justice.

Wir wurden äusserst freundlich empfangen und erfuhren unter anderem Spannendes über die Arbeit der Kriminalabteilung des Departements. Diese ist zum einen damit beauftragt, Polizisten für unangebrachtes oder gar verbotenes Verhalten im Dienst zur Verantwortung zu ziehen. Zum anderen verfolgt die Kriminalabteilung sogenannte «hate crimes»: Straftaten, bei denen der Täter das Opfer aufgrund dessen Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe angreift. Diese Taten können zum Beispiel rassistisch oder antisemitisch, aber auch homo- oder transphob motiviert sein.

Mehrere Fälle homophober Gewaltverbrechen
Im Jahr 2009 wurde in den USA der «Matthew Shepard Act» erlassen, der ein US-Bundesgesetz gegen Hassverbrechen aus dem Jahre 1969 um die Komponenten der sexuellen Orientierung, Gender, Gender-Identität und Behinderung erweiterte. Der «Shepard Act» ist die gesetzgeberische Reaktion auf ein Verbrechen, das sich 1998 in Wyoming ereignete. Damals wurde der Student Matthew Shepard auf grausame Art und Weise gequält und ermordet, weil er schwul war. Die Täter wurden zwar bestraft, sie konnten aber nicht für ein «hate crime» verantwortlich gemacht werden – in Wyoming waren Homosexuelle damals noch keine geschützte Gruppe. Seit Erlass des «Shepard Act» hat die Kriminalabteilung nun schon mehrere Hassverbrechen auf der Grundlage des neuen Gesetzes verfolgt. So zum Beispiel in Oregon, wo vor ein paar Jahren ein homophober Angreifer auf offener Strasse auf ein schwules Paar losging.


Der «LGBT-Caucus»

Zu Besuch im US-Department of Justice: Renatio Pfeffer (EVP), Markus Stehle (Mannschaft Magazin), Maria von Känel (Dachverband Regenbogenfamilien) und Delphine Roux (Fédération genevoise des associations LGBT) nehmen fleissig Notizen.
Zu Besuch beim Kongressabgeordneten Mark Pocan: Renato Pfeffer (EVP), Markus Stehle (Mannschaft Magazin), Maria von Känel (Dachverband Regenbogenfamilien) und Delphine Roux (Fédération genevoise des associations LGBT) machen fleissig Notizen.
Nach dem Besuch beim Department of Justice durften wir den Kongressabgeordneten Mark Pocan treffen, der seit 2013 den Staat Wisconsin im Repräsentantenhaus des US-Kongresses – dem Parlament der vereinigten Staaten – vertritt. Mark Pocan ist Co-Präsident des «Congressional LGBT Equality Caucus», einer parlamentarischen Interessengruppe, deren Mitglieder sich seit der Gründung im Jahr 2008 für die Anliegen der LGBT-Community einsetzt. Der Caucus ist zum Beispiel Anlaufstelle für Politiker, die sich über LGBT-relevante Fragen informieren wollen. Zudem werden regelmässig Diskussionsrunden und Vorträge zu den entsprechenden Themen durchgeführt. Pocan sowie die anderen fünf Co-Präsidenten sind alle öffentlich geoutete Kongressabgeordnete. Sie werden demnächst eine Vorlage für ein Bundesgesetz einreichen, das LGBTI-Personen umfassend und landesweit vor Diskriminierungen schützen soll – unter anderem am Arbeitsplatz oder im Wohnungswesen.

Im Gespräch unterstrich Mark Pocan die grossartige Unterstützung, die der LGBT-Community seitens der Regierung in den letzten Jahren zugekommen sei. Dies habe sich auch erst kürzlich wieder gezeigt, als das Weisse Haus symbolisch in den Regenbogenfarben erstrahlte, nachdem der Supreme Court den Entscheid zur Öffnung der Ehe für Homosexuelle gefällt hatte.

«Home Sweet Home»
Nach der Unterhaltung mit dem Kongressabgeordneten ging es sozusagen zurück in die Heimat. Wir wurden auf der Schweizerischen Botschaft in Washington D.C. von David Best empfangen, dem Leiter Öffentliche Diplomatie & Berater Kulturausschuss. Wir unterhielten uns über das IVLP, unsere bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse sowie über den Werdegang und die Arbeit von David Best. Bald schon musste er weiter: Hoher Besuch wurde erwartet, Bundesrat Johann Schneider-Ammann war in der Stadt und gab auf der Botschaft nur wenig später eine Pressekonferenz zum Bildungsabkommen, das zwischen der Schweiz und den USA geschlossen wurde.

Die «Blade»
Danach stand noch ein Programmpunkt bevor: Ein Besuch der Redaktion der renommierten Washingtoner LGBTI-Zeitschrift «The Washington Blade». Seit 1969 Jahren versorgt die wöchentlich erscheinende Publikation ihre Leser mit internationalen, nationalen und lokalen News. Gerade die nationale Politik ist eine Stärke der Blade: Sie verfügt mit Chris Johnson über ihren eigenen White-House-Reporter, der täglich seine Runden in Washingtons Polit-Gewässern dreht. Die Zeitung verdaut aber nicht nur «schwere Kost», nebst politischen Themen deckt sie auch Bereiche wie Unterhaltung, Lifestyle oder Gesundheit ab.


Nach einem angeregten Austausch über die Situation von LGBTI-Personen in den USA und der Schweiz verabschiedeten wir uns von den äusserst sympathischen Blade-Mitarbeitern und beendeten einen bereichernden Tag mit Enchiladas, Bier und Margaritas.


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