CSD Pirna spricht mit AfD und erntet Kritik

Das Gespräch sei konstruktiv und offen gewesen

Archivbild: CSD Pirna
Archivbild: CSD Pirna

Ende November wird in Pirna ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Für die AfD tritt Tim Lochner an. Dass sich der CSD-Verein mit ihm getroffen hat, stösst bei vielen LGBTIQ auf Unverständnis.

Gerichtet an die Mitglieder des CSD Pirna und die Bürger*innen der sächsischen Stadt teilte der CSD-Verein mit, man habe sich mit dem AfD-Kandidaten zur OB-Wahl, Tim Lochner getroffen.

«Dieses Gespräch war durch eine konstruktive, aber auch offene und zum Teil kontroverse Diskussion geprägt. Thema waren Probleme in der Kommunikation miteinander, Fragen zur Arbeit, zur Finanzierung des Vereins und zur Zukunft das CSD in Pirna überhaupt. Dabei wurden auch kritische Punkte und Vorbehalte sowie Fehleinschätzungen beider Seiten nicht ausgespart. Wir haben als Verein deutlich gemacht, dass sich unsere Arbeit nicht nur auf den Tag des CSD begrenzt, sondern darüber hinaus auch Beratungen und die Unterstützung queerer Menschen im ganzen Landkreis SOE umfasst, auch welche Rolle unserem Verein als einziger Ansprechpartner für Betroffene im Landkreis zukommt.»

Dabei hat der Verein nochmals hervorgehoben, für seine Arbeit keine Fördermittel der Stadt Pirna zu beziehen, was auch durch Herrn Lochner bestätigt worden ist. Abschliessend hiess es: «Wir bedanken uns bei Herrn Lochner für das konstruktive und offene Gespräch.»

Bei Facebook und Instagram wurde das Treffen heftig diskutiert und kritisiert. Ein User schrieb: «Menschen sollten, so lange es irgendwie geht, im Gespräch bleiben . Wohin gegenseitige Verachtung , Herabsetzung und Ausgrenzung letztendlich führt, sieht man ja aktuell in ganzen Regionen der Welt. Ein richtige Entscheidung des CSD, dieses Gespräch zu führen. Alle Achtung!»

Ein anderer meinte: «Ich finde es richtig und mutig, was Christian und der CSD Pirna e.V. damit gewagt haben. Jedoch wirkt es auf mich eher so, sich der AfD annähern zu wollen, um weiterhin als Verein aktiv bleiben zu können, falls die AfD in Pirna bei einer politischen Wende an die Macht kommt. Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich nicht dass jemals ein Vertreter einer offen homophoben und rechts gerichteten Partei in Pirna an die Macht kommt!»

Andere zweifeln an der Sinnhaftigkeit des Treffens: «Ein konstruktives Gespräch mit einem AfDler?“, schreibt eine. Eine andere fragt «Warum macht ihr sowas?» Der CSD-Verein stellte daraufhin nochmal fest: «Wir werden niemals mit einer AfD zusammen arbeiten.»

Der CSD Pirna wurde im Jahr 2018 für einen Einsatz für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt mit dem Förderpreis für Demokratie ausgezeichnet. Hier betreibt der Verein das «Begegnungszentrum zur Förderung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge», was in der Region ein bislang einmaliges Projekt ist.

Immer wieder werden queere Vereine und Organisation in Sachsen – wo die AfD bei der Bundestagswahl 2017 stärkste Partei wurde – angefeindet, teils auch bedroht oder sabotiert (MANNSCHAFT berichtete). So wurden in Pirna in der Nacht vorm CSD 2017 die gesamte Bühnenplane aufgeschlitzt und auch die Regenbogenfahnen am Bühnendach abgerissen.

Die LGBTIQ-freundliche Moschee in Berlin bleibt zu. Grund sind mögliche Anschlagsrisiken im Zusammenhang mit IS-Terroristen aus Tadschikistan. Diese seien zwar inzwischen in Haft. Dennoch könne die Moscheegemeinde nicht weitermachen, als sei nichts passiert, erklärte Gründerin Seyran Ateş (MANNSCHAFT berichtete).

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