Ehrenmord im Iran: Schwuler 20-Jähriger entführt und enthauptet

Alireza soll geplant haben, in die Türkei zu fliehen

Foto: Twitter
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Der 20-jährige Alireza Fazeli-Monfared aus dem Iran wurde von einem Halbbruder und zwei Cousins getötet, weil er schwul war.

Es war am 4. Mai 2021: Alireza hatte ein letztes Mal mit seiner Mutter telefoniert, dann sei sein Halbbruder gekommen und habe behauptet, ihr Vater müsse ihn sehen. So beschreibt es ein enger Freund namens Aghil Abyat gegenüber dem Portal Iran Wire. Der 20-Jährige wurde laut Medienberichten mit dem Auto in ein Dorf nahe der Hauptstadt Ahvaz verschleppt und dort von seinem Halbbruder und zwei Cousins ​​ermordet. Danach sollen die Täter Alirezas Mutter angerufen haben, um ihr mitzuteilen, wo sie seine Leiche finden könne. Die Männer sollen mittlerweile festgenommen worden sein.

Alireza war das einzige Kind aus der ersten Ehe des Vaters. Sein Halbbruder soll anhand einer Freistellungskarte für den Militärdienst von seiner Homosexualität erfahren haben. Als diese Freistellungskarte eintraf, war Alireza war nicht zu Hause.

Der Halbbruder, der sich zuvor wiederholt bei seinem Vater über Alirezas «beschämende» Kleidung beschwert haben soll, soll die Post geöffnet und so erfahren haben, dass Alireza aufgrund seiner sexuellen Identität von der zweijährigen Wehrpflicht befreit worden war. Schwule Männer bzw. Personen mit «moralischen und sexuellen Missständen wie Transsexualität» sind gemäss Abschnitt 5 Absatz 7 des militärischen Satzungsentwurfs vom Armeedienst im Iran befreit. Jeder Verweis auf diesen Absatz auf einer Befreiungskarte verrät, dass der Inhaber homosexuell ist.

Die letzten Sprachnachrichten, die Aghil von Alireza erhalten hatte, seien voller Hoffnung gewesen. Sie verrieten sowohl eine Leidenschaft für das Leben als auch die Erwartung, dass er bald frei sein würde, so zu leben, wie er es wollte. Er war vom Militärdienst befreit worden und plante, in die Türkei zu ziehen, um dort ein neues Leben zu beginnen.

«Nichts ist schwieriger als zu erwarten, jemanden zu sehen, den du liebst, und plötzlich hörst du, dass er tot ist», sagt Aghil. «Nichts ist schwieriger, als ihn niemals für immer sehen oder seine Stimme hören zu können. Dies ist ein qualvoller Schmerz, der bis ans Ende der Zeit in meinem Herzen bleiben wird.»

Die Nachricht von dem Ehrenmord löste in den sozialen Medien, insbesondere auf Twitter und Instagram, weit verbreitete Reaktionen von LGBTIQ-Aktivist*innen, Journalist*innen und vielen anderen aus.

Stellt euch vor, wie sein Leben gewesen wäre, wenn er geflohen wäre!

«RuPaul’s Drag Race»-Star Jackie Cox, dessen Mutter aus dem Iran stammt, äusserte sich in den sozialen Medien ebenfalls zum Tod von Alireza: «Mein Herz ist gebrochen für #Alireza – im Iran von seinem eigenen Bruder enthauptet, weil er schwul ist. Er versuchte, mit seinem Freund in der Türkei Asyl zu suchen. Nur 20 Jahre alt. Stellt euch vor, wie sein Leben gewesen wäre, wenn er geflohen wäre!»

Im Februar war ein UN-Bericht über Menschenrechtsverletzungen im Iran bekannt geworden, der Hinweise darauf gibt, dass dort queere Kinder mit Elektroschocks gefoltert werden (MANNSCHAFT berichtete).

Im Februar legte Abbas Tabrizian seiner Gefolgschaft nahe, sich nicht gegen Corona zu impfen. Wer sich den Impfstoff verabreichen lässt, werde homosexuell, so der Ajatollah (MANNSCHAFT berichtete).

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