Afghanistan: So sah Schreckensherrschaft der Taliban aus
Homosexuelle wurden gesteinigt, Mörder von Verwandten exekutiert
In Afghanistan haben die Taliban die Macht übernommen. Am Kabuler Flughafen suchen verzweifelte Menschen Zugang zu Flugzeugen. Was droht dem Land nun? Ein Blick zurück.
In Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban ab Mitte der 1990er einen islamischen Gottesstaat errichtet. Mit ihrer Schreckensherrschaft kehrten in dem Land mittelalterliche Zustände ein, bis zum Einmarsch der westlichen Truppen 2001.
Frauen durften nicht mehr arbeiten und nur noch verschleiert mit einer Burka und in Begleitung eines männlichen Familienmitglieds das Haus verlassen. In der Öffentlichkeit war für sie lautes Sprechen oder Lachen verboten. Das Fotografieren und Filmen von Frauen war untersagt. Mädchen wurden vom Schulunterricht ausgeschlossen. Männer mussten Turban und langen Bart tragen. Die Sittenpolizei verprügelte diejenigen auf offener Strasse, die gegen diese Regeln verstiessen.
Die Willkürherrschaft in Afghanistan kannte keine klaren Gesetze und einklagbaren Rechte. Vergehen wurden mit Auspeitschungen geahndet, Dieben die Hand abgehackt. Homosexuelle wurden gesteinigt.
Schwulen droht die Todesstrafe Bereits im Juli erklärte ein Richter der Taliban, Gul Rahim, gegenüber Bild, es sei erklärtes Ziel die Scharia wieder im ganzen Land einzuführen. Schwulen drohe die Todesstrafe: entweder durch Steinigung oder durch eine bis zu drei Meter hohe Mauer, die auf eine Person «falle».
Unter der Taliban-Herrschaft wurden Mörder von den Verwandten ihrer Opfer exekutiert. Afghanen, die zu einer anderen Religion wechselten oder diese propagierten, konnten hingerichtet werden. Die Taliban untersagten den Gebrauch des Internets – etwa weil dort Obszönitäten, Unmoral und Propaganda gegen den Islam verbreitet würden, wie es hiess. Auch Fernsehen, Musik und Tanzen waren verboten.
Die Milizen verfolgten ihre Gegner rigoros. Der frühere Präsident Mohammed Nadschibullah etwa wurde nach der Eroberung Kabuls aus einem UN-Gebäude verschleppt und öffentlich hingerichtet.
Andere Religionen und Kulturen hatten für die Taliban keinen Wert: Ein UN-Report von 1998 berichtete etwa von Massenhinrichtungen von schiitischen Hasara, einer ethnischen Minderheit, dazu brutale Folterungen und Vergewaltigungen. Die Hindu-Minderheit im Land wurde zum Beispiel gezwungen, ein gelbes Kennzeichen auf der Brust zu tragen – angeblich um nicht mehr von der Sittenpolizei wegen zu kurzer Bärte und fehlender Turbane belästigt zu werden.
In Erinnerung bleibt auch die Zerstörung zweier berühmter, in den Fels gehauener Buddha-Statuen im März 2001. Die 55 und 38 Meter hohen Bildnisse aus vor-islamischer Zeit in der Bamian-Provinz hatte die Unesco als einzigartiges Gut des Welterbes eingeschätzt. Für den Obersten Rat der Taliban waren sie unislamisch.
Es ist unklar, ob die Taliban heute gleich regieren werden, wie damals. Sie besprechen derzeit, wie ihre Regierung aussehen wird, welchen Namen und Struktur sie haben und wer sie führen wird. Bislang unterliessen es ihre Offiziellen, konkrete Aussagen zu machen. Insgesamt geben sie sich jüngst sehr versöhnlich. Frauen sind auch nach ihrer faktischen Machtübernahme in der Hauptstadt in den Strassen unterwegs, sie sind auch weiter in Fernsehsendungen zu sehen. Taliban-Offizielle riefen auch explizit Frauen dazu auf, ihre Arbeit in den Regierungsstellen wieder aufzunehmen. Beobachter zweifeln, ob diese weiche Linie bleibt.
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