Gesucht: Gutes Pflegemanagement für Schwule und Lesben

Aus Angst vor ablehnenden oder herabwürdigenden Reaktionen von Mitpatient*innen oder Personal vermeiden gleichgeschlechtliche Paare Händchenhalten oder Umarmungen

Dennis Nano (Foto: privat)
Dennis Nano (Foto: privat)

Dennis Nano hat Pflegewissenschaften studiert und im Anschluss seinen Master in Pflegemanagement gemacht. Zum Thema «Kultursensible Pflege für Lesben und Schwule im Krankenhaus» hat er seinen Master gemacht.

Nicht dass Schwule oder Lesben eine «andere» Art von Pflege benötigen, als es bei Heteros der Fall ist. Aber es sei schon entscheidend, dass LGBTIQ  Patient*innen eine individuelle Lebensgeschichte haben. Biografiearbeit sei wichtig in der Pflege, sagt Dennis Nano. Und tatsächlich gibt es immer mehr Verbände und Einrichtungen, die sich für LGBTIQ öffnen (MANNSCHAFT berichtete).

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Nano hat Pflegewissenschaften studiert und im Anschluss seinen Master in Pflegemanagement gemacht. Über das Thema «Kultursensible Pflege für Lesben und Schwule im Krankenhaus – Eine Pflegemanagementaufgabe?!» hat er seine Arbeit geschrieben, die nun veröffentlicht wurde. Der ausgebildete Gesundheits- und Krankenpfleger arbeitet seit 1996 in unterschiedlichen Fachbereichen und leitenden Positionen im Krankenhauswesen und lebt in Köln.

Er habe es häufig erlebt, dass gleichgeschlechtliche Paare körperliche Nähe vermeiden, wie z.B. sich die Hand halten oder umarmen, aus Angst vor ablehnenden oder herabwürdigenden Reaktionen von Mitpatient*innen oder Personal, erzählt der Autor im Interview mit dem LSVD.

In den wenigsten Fällen würden Beschwerden bei einer Leitungsperson vorgebracht, aus Angst, dass dies zu einer weiteren Benachteiligung führen könne. «Aber auch umgekehrt werden Pflegepersonen von ihrer Arbeit ausgeschlossen:Von dem da lass ich mich doch nicht waschen!»

Pflegemanagement für Schwule und Lesben (Foto: Mabuse Verlag)
Pflegemanagement für Schwule und Lesben (Foto: Mabuse Verlag)

Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung geschehe auch auf der Ebene der Beschäftigten oder auch durch Pflegende an Patient*innen, sagt Nano. «Neben der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung ergibt sich für die Pflegeberufe somit auch aus gesetzlicher und einem beruflich-ethischen Verständnis heraus ein Bedarf, sich der Thematik zu nähern und sein eigenes Handeln gegenüber gleichgeschlechtlich liebenden Menschen hierauf zu prüfen und zu sensibilisieren.»

Seine Arbeit zeigt die historische Entwicklung im Umgang mit Homosexualität in Deutschland anhand der Entwicklung des Strafparagrafen §175 auf, der 123 Jahre galt (MANNSCHAFT berichtete), und koppelt wichtige gesellschaftlich prägende Ereignisse wie auch jüngste gesetzliche Entwicklungen in Deutschland. Nach dem geschichtlichen Abriss zeigt der Autor anhand aktueller Studien die Relevanz dieser Problematik, denn Homosexuelle erleben nach wie vor aufgrund ihrer sexuellen Identität Vorurteile, Diskriminierungen, Hass und Gewalt. Diese Arbeit will aufklären, sensibilisieren und Wege aufzeigen, wie Vielfalt gelebt werden kann und welche Instrumente einem Management hierfür zur Verfügung stehen.

Trans Community: Backlash bei Gesundheitsversorgung?

Ein Pflegemanagement, bzw. die Führungsebene eines Krankenhauses muss per Gesetz die Inhalte des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) beachten, auch Antidiskriminierungsgesetz genannt, erklärt Dennis Nano. Darüber hinaus habe es etwas mit Haltung zu tun, wie mit Vielfalt in einem Krankenhaus umgegangen werde. Es reiche in seinen Augen nicht, die Gesetzeslage zu befolgen, aber nicht inhaltlich zu arbeiten. Nano nennt als Beispiel Strategien für ein Diversity Management mit dem Ziel Führungskräfte und Mitarbeitende zu sensibilisieren, aufzuklären und zu befähigen mit der Vielfalt in einem Unternehmen umzugehen und Potenziale auszuschöpfen, die die Vielfalt an Menschen mit sich bringt.

Darüber hinaus gebe es Möglichkeiten z. B. der Charta der Vielfalt oder Bündnissen beizutreten (etwa gegen Bündnis gegen Homophobie). Auch besteht mittlerweile die Chance sich in Bezug auf Vielfalt zertifizieren zu lassen. Ende 2018 fand die erstmalige Verleihung des Qualitätssiegels Lebensort Vielfalt® statt (MANNSCHAFT berichtete) – eine Auszeichnung, die Alten- und Pflegeeinrichtungen erhalten, die in struktureller, organisationspolitischer und personeller Hinsicht Voraussetzungen schaffen, sexuelle und geschlechtliche Minderheiten zu integrieren.

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