«Warum muss der Mann an der Leine gehen?»
Menschen in Latexanzügen, Dominas mit Peitschen und viel nackte Haut. Die Kölner Christopher-Street-Day-Parade (CSD) kann eine Demonstration der Extreme sein. Unter den Hunderttauenden Besuchern sind auch viele Kinder. Wie familientauglich ist der CSD?
Text: Kathy Stolzenbach Foto: Raffi P.N. Falchi, www.raffifalchi.ch
(dpa)
Der fünfjährige Nick weicht einen Schritt zurück, als die Gruppe an ihm vorbei geht. «Die sehen etwas finster aus, aber die tun nichts», sagt Annette Lenz zu ihrem Sohn. Sie geht jedes Jahr mit ihren beiden fünf- und neunjährigen Kindern zur Christopher-Street-Day-Parade (CSD) in Köln. «Sie wissen natürlich, was Schwule und Lesben sind. Aber die gefesselten Menschen in Lack und Leder irritieren sie etwas», sagt Lenz. Was genau es damit auf sich hat, wolle sie ihnen noch nicht erklären: «Das würde sie überfordern.»
Die Gruppe fällt auf in ihren schrillen Kleidern mit bunten Federboas und blinkenden Strasssteinen. «Natürlich wollen wir mit unseren Kostümen Aufmerksamkeit erregen. Aber uns geht es um viel mehr, nämlich um den Respekt für jeden Menschen, ganz gleich welche sexuelle Orientierung er hat», sagt Finke. Und diesen Respekt allen Menschen gegenüber sollten auch Kinder schon erlernen.
Solche Fragen muss Sabrina Roth noch nicht beantworten. Tochter Martha ist noch zu klein. Dennoch ist es Sabrina Roth wichtig, dass die fast Vierjährige beim CSD dabei ist. Denn: «Martha ist ein Regenbogenkind. Sie hat drei Eltern: Meine Partnerin und mich sowie ihren leiblichen Papa, der mit einem Mann zusammenlebt», sagt Roth.
«Ich habe Martha kindgerecht erklärt, warum wir heute hier sind: Dass wir zusammen feiern, uns aber auch dagegen wehren müssen, wenn uns Andere ungerecht behandeln», sagt Sabrina Roth. «Schliesslich muss ich sie auf mögliche Diskriminierungen vorbereiten.» Bei CSD-Gruppen, die sehr sexualisiert auftreten und einen Fetisch offen zur Schau stellen, wolle sie ihre Tochter allerdings ablenken. Das schwarze Pferd bekommt Martha also nicht zu Gesicht.
Hunderttausende Besucher am CSD
Die Christopher-Street-Day-Parade in Köln ist den Veranstaltern zufolge mit rund 40 000 Teilnehmern die grösste in Europa. Sie wird seit 1991 vom Kölner Lesben- und Schwulentag veranstaltet. Der Verein setzt sich für die Rechte und gegen die Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern ein.
Der Christopher Street Day erinnert an die Vorfälle am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street: Nach einer Polizeirazzia in einer Bar kam es damals zum Aufstand von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen die Polizeiwillkür mit Strassenschlachten.
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