Schweizerischer Fussballverband plant Anlaufstelle für LGBTIQ
Wegen Corona ist noch unklar, wann das Projekt umgesetzt werden kann
In Österreich gibt es seit vergangener Saison eine Anlaufstelle gegen Homophobie im Fussball. MANNSCHAFT wollte wissen, ob der Schweizerische Fussballverband nachzieht – und tatsächlich: Es befindet ein entsprechendes Projekt in Planung.
Österreichs Fussballinstitutionen haben zum Start der letzten Saison eine Homophobie-Ombudsstelle eingerichtet (MANNSCHAFT berichtete). Wie Ombudsmann Oliver Egger vergangenen Frühling im Interview mit MANNSCHAFT sagte, hätten auch andere nationalen Verbände Interesse gezeigt. Wir wollten vom Schweizerischen Fussballverband (SFV) wissen, ob man dem östlichen Nachbarn nacheifert und ebenfalls eine Anlaufstelle für LGBTIQ einrichten werde. «Tatsächlich ist ein Projekt in der Pipeline», verrät Stefan Baumgartner, Medienverantwortlicher des SFV.
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Konkreter auf Thema LGBTIQ eingehen Baumgartner verweist darauf, dass es bereits heute ein allgemeines Beratungstelefon gibt. Dort können Trainer*innen, Jugendliche und Kinder gratis Unterstützung in persönlichen Belangen anfordern.
Doch der Schweizerische Fussballverband sei sich bewusst, dass diese Lösung noch nicht den Erwartungen und Anforderungen der LGBTIQ-Community entspreche. «Das neue Projekt würde konkreter auf das Thema Sport und LGBTIQ+ eingehen», verspricht Baumgartner.
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Keine spezifische Daten Wir wollen ausserdem wissen, ob Fälle von Diskriminierung im Amateurfussball gesammelt und kategorisiert werden. Der Schweizerische Fussballverband erfasse jede Art von Verfehlung in einer zentralen Datenbank. «Allerdings sind wir aktuell noch nicht in der Lage, diese Daten sauber zu generieren» gesteht Baumgartner.
Im Gegensatz dazu gibt es etwa aus England konkrete Zahlen: Eine Auswertung der englischen Organisation «Kick it out» zeigt für die Saison 19/20 einen alarmierenden Anstieg von homophoben Vorfällen im englischen Fussball. Mit 117 eingegangenen Meldungen hat sich die Zahl im Vergleich zur Vorsaison fast verdoppelt (MANNSCHAFT berichtete).
Zeitplan noch offen Ist in der Schweiz auch ohne quantitativen Beweis eine ähnliche Entwicklung feststellbar? «Unseres Wissens nicht», sagt Baumgartner. «Wir haben auch keine Zunahme der medialen Berichterstattung über das Thema festgestellt. Eine solche wäre mutmasslich zu erwarten, wenn es einen Anstieg gäbe.»
Wann der Schweizerische Fussballverband die LGBTIQ-Anlaufstelle genau eröffnet, ist noch nicht klar. Auch ein ungefähres Datum kann der Medienverantwortliche nicht angeben. Einmal mehr ist auch hier der Grund: Corona.
Die Dachorganisation des Schweizer Fussballs zählt 1’389 Vereine mit 14’206 Teams. Auf der Stufe des Amateurfussballs gliedert sich der SFV in 13 Regionalverbände. Das Angebot einer neuen LGBTIQ-Anlaufstelle stünde allen rund 274’000 Spieler*innen und deren Trainer*innen offen.
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