Scheuende Pferde sorgen bei Homohasser*innen für Jubel
Wie RT UK ein harmloses Video als LGBTIQ-feindliche Propaganda einsetzt
Die berittene Polizei von Sheffield kommt nur mit Mühe über einen Regenbogen-Fussgängerstreifen. Jetzt sehen sich Homohasser*innen bestätigt und sind plötzlich Pferde-Fans.
Zurzeit macht in den sozialen Medien ein kurzes Video eines Polizeieinsatzes in England die Runde. Es zeigt scheuende Pferde, die sich kurz sträuben, einen regenbogenfarbenen LGBTIQ-Fussgängerstreifen zu überqueren. Das eine Polizeipferd macht schliesslich einen Bogen darum herum, das andere geht – sichtlich verwirrt ob dieser Farbenpracht – etwas bockig über die ungewohnte Strassenbemalung. Die Tiere glaubten vielleicht, dass ein Hindernis vor ihnen stünde.
«Homophobe Pferde» Laut RT UK stammen die Bilder von einer Demo gegen die Corona-Massnahmen der britischen Regierung in Sheffield, die am letzten Wochenende stattgefunden hat. Kurze Recherchen von MANNSCHAFT haben ergeben, dass diese Angaben glaubwürdig sind. Dem britischen Ableger von Russia Today mit Sitz in London kommen diese scheinbar harmlosen Aufnahmen gerade recht.
Der Fernsehsender, der im letzten Jahr wegen mehrerer Falschdarstellungen gebüsst wurde, stellt das Video ohne ausführlichen Kommentar ins Internet: «Homophobe Pferde… Oder allergisch auf das Zurschaustellen moralischer Werte?»
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Homohasser*innen sind begeistert RT UK will sich nicht weiter die Finger schmutzig machen mit einer LGBTIQ-feindlichen Auslegung dieser Aufnahmen. Dies überlässt der Sender seinem Publikum – und das schnappt sich den Köder: «Ich bin froh, fühlen die Pferde das Gleiche wie wir. Ihre Solidarität ist sehr berührend», heisst es unter dem YouTube-Video. In einem anderen Kommentar schreibt dort jemand: «Sogar Pferde hassen LGBTQ», und dazu ein paar lachende Smileys.
Eine andere Person sieht in diesem Filmchen gar biblische Dimensionen: «Ha, die wollen nichts zu tun haben mit Sodom und Gomorrah [gemeint ist «Gomorrha»], sogar Pferde fürchten Gott, den Schöpfer, mehr als die meisten Menschen.» Kommentare wie «Pferde mögen keine Schweine» und «Sogar ein Tier kennt das Böse, wenn man es damit konfrontiert» erhielten auf YouTube und Facebook zahlreiche Likes.
Weitere rechte Medien machen mit Deutschsprachige rechte Medien berichten mittlerweile ebenfalls genüsslich über die «homophoben Pferde». So etwa der Wochenblick aus Oberösterreich, der politisch der rechtspopulistischen Partei FPÖ sehr nahe ist.
Im Online-Beitrag berichtet die Zeitung von den «umstrittenen LGBT-Überwegen», die Solidarität mit Personen aus der «Homosexuellen-Szene» symbolisieren sollen. Es werde hier deutlich, welche «negativen Aspekte für die öffentliche Sicherheit» diese Bemalungen hätten.
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Weltweite Solidarität Die Woodside High School in London feierte Anfang Jahr den Beginn des «LGBT History Month» mit einem regenbogenfarbenen Fussgängerübergang. Als Reaktion erhielt die Schule dann über 200 beleidigende Nachrichten. Aber die Verantwortlichen liessen sich davon nicht beeindrucken (MANNSCHAFT berichtete).
Doch Regenbogenfarbene Fussgängerstreifen als Zeichen für mehr Toleranz finden sich weltweit. Die Stadt Orlando baute 2017 in Erinnerung an die Opfer der Schiesserei im Nachtclub «Pulse» LGBTIQ-Fussgängerstreifen (MANNSCHAFT berichtete). Für dessen Errichtung sorgte eine Onlinepetition, die über 2’700 Menschen unterzeichneten.
Vor rund drei Jahren sorgten homophobe Vandalen an einem Fussgängerübergang in Paris für Ärger, denn sie übermalten einen regenbogenfarbener Fussgängerstreifen mit den Worten «LGBT raus aus Frankreich!» (MANNSCHAFT berichtete).
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