Mutter von «Queer as Folk»-Schöpfer hielt Serie für einen Softporno
Russell T. Davies durfte damals als Erster von offen schwulen Hauptfiguren erzählen
Schon vor 25 Jahren zeigte britische Fernsehen eine schwule Serie: «Queer as Folk» von Russell T. Davies. Dessen Mutter war damals wenig begeistert.
Gerade feierte die queere Erfolgsserie ihr 25. Jubiäum: Die 1. Folge «Queer as Folk» wurde am 23. Februar 1999 auf Channel 4 gezeigt. Der Schöpfer der Serie, Russell T. Davies, sprach darum anlässlich des National Student Pride auf einer Podiumsdiskussion über die Anfänge. Von der Serie hätten damals einige nicht viel erwartet, berichtet Attitude. «Viele weisse, heterosexuelle Führungskräfte mittleren Alters haben einen der Produzenten gefragt: ‚Wie läuft Ihr Schwulendrama?‘, als ob es so schrecklich und so klischeehaft und voller Tragödien werden würde falsche schwule Charaktere. Viele Leute haben das erwartet.»
Dies wurde aber noch übertroffen durch die Reakion seiner Mutter, so Russell T. Davies. Sie dachte, es handele sich um einen Softporno. Er hatte ihr die Serie gezeigt, bevor sie ausgestrahlt wurde. «Sie war wirklich schockiert darüber.»
Der heute 60-Jährige weiter: «Kurz nach der Ausstrahlung war ihr 70. Geburtstag und es gab Leute, die nicht zu ihrer Geburtstagsfeier kamen, weil ich dort sein würde.»
Die britische Serie «Queer as Folk» gilt als erste Fernsehserie der Welt, die offen schwule Hauptfiguren hatte und deren Erlebnisse in den Mittelpunkt stellte. Es geht um drei junge Männer und ihre Abenteuer in der Schwulenszene von Manchester: Teenager Nathan (Charlie Hunnam) ist im Coming-out-Stress und verliebt sich beim Ausgehen in den Yuppie und One-Night-Stand-Jäger Stuart (Aidan Gillen). Stuarts bester Jugendfreund Vince (Craig Kelly) hadert derweil mit dem scheinbar typisch schwulen Lifestyle der Promiskuität, also der Lust an ständig wechselnden Partnern.
Ausgestrahlt wurde die Serie in Grossbritannien 1999 und 2000 auf Channel 4. Im deutschsprachigen Raum wurde sie einst erstmals in der Schweiz und 2008 dann auch in Deutschland beim längst wieder eingestellten schwulen TV-Sender Timm ausgestrahlt. In den USA gab es ab dem Jahr 2000 vom Pay-TV-Sender Showtime ein amerikanisch-kanadisches Remake unter demselben Titel.
Die Handlung wurde auf nordamerikanische Gegebenheiten angepasst und von Manchester nach Pittsburgh verlegt (wobei viel in Toronto gedreht wurde). Die US-Version kam bis 2005 auf fünf Staffeln, während bei der englischen Version nach zehn Folgen Schluss war (acht halbstündige Episoden und zwei einstündige Abschlussfolgen).
Das britische Original von «Queer as Folk» war der erste grosse Erfolg von Davies. Er hat sich inzwischen auch mit Serien wie der Polit-Science-Fiction «Years and Years» und dem eindrucksvollen Fünfteiler «It’s a Sin» über die Aids-Pandemie unter Schwulen in den 80er und 90ern einen Namen gemacht hat (MANNSCHAFT berichtete).
Hier findest du zehn weitere queere Serien von Amazon über Disney+ bis ZDF. Sie erzählen u. a. von Sexrobotern und Zwangsstörungen, mal tragikomisch, mal dokumentarisch.
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