Portugals unwiderstehlicher Süden
Das bekannte Weinbaugebiet Alentejo erreicht man vom Flughafen Lissabon aus mit dem Mietwagen in rund anderthalb Stunden. Kurz vor den Toren der mittelalterlichen Stadt Évora lohnt sich ein Abstecher zur aussergewöhnlichen megalithischen Stätte von Almendres Cromlech, dem portugiesischen «Stonehenge». Hierbei handelt es sich um zwei bis vier Meter grosse Steine, die an dieser Stelle vor rund 4000 bis 5000 Jahren zu einem Kreis aufgestellt wurden. Bis heute sind sich Archäologen nicht einig, zu welchem Zweck dieses Steinmonument inmitten ausgedehnter Korkeichenwälder angelegt wurde. Einige sprechen von einer Kultstätte, andere wiederum vermuten eine Art Sternwarte oder Sonnenkalender. Mysteriös ist, dass derartige Gebilde von nahezu allen Kulturen der Welt in etwa dem gleichen Zeitraum errichtet worden sind – ob nun in Südamerika, Europa oder in Asien.
Wie ein begehbares Geschichtsbuch Von einer alten Stadtmauer umschlossen, verströmt die zum Weltkulturerbe gehörende Altstadt Évoras mit ihrem Gassengewirr, schattigen Plätzen und Baudenkmälern aus mehr als zwei Jahrtausenden viel Gemütlichkeit. Aus der Zeit der Römer ist bis heute eine Tempelanlage mit vierzehn korinthischen Säulen zu sehen. Gleich daneben steht die mächtige gotische Kathedrale Sé, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde und als grösstes mittelalterliches Gotteshaus Portugals gilt.
Ein paar Hundert Meter weiter darf ein Besuch der eindrücklichen und gleichzeitig auch etwas makabren Knochenkapelle nicht fehlen. Alle Wände dieses rund 500 Jahre alten Gebäudes sind nämlich mit übersichtlich angeordneten menschlichen Knochen und Schädeln bedeckt. Die damaligen Franziskanermönche wollten mit dieser Kapelle die Nachricht vermitteln, dass das Leben nur ein kurzer Abschnitt ist, bevor man in den Himmel oder die Hölle kommt. Zurück in der Welt der Lebendigen, laden entlang der Kopfsteinpflasterstrassen und Plätze unzählige Souvenirshops, Boutiquen, Cafés, Bars und Restaurants zum gemütlichen Verweilen und Stöbern ein.
[accordion] [item title=“Gay Life“] Während der bis zum Ende der Siebzigerjahre dauernden Diktatur wurden Schwule und Lesben in Portugal unterdrückt, ausgegrenzt und verfolgt. 1982, acht Jahre nach der Nelkenrevolution, wurde Homosexualität in Portugal endlich legalisiert. Seither hat die Akzeptanz von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft stark zugenommen. Seit 2004 bestehen Antidiskriminierungsgesetze zum Schutz der sexuellen Identität im Arbeitsrecht. Schwule Männer dürfen auch in der portugiesischen Armee dienen. Im Mai 2010 wurde im streng katholischen Portugal die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt, wobei der Adoptionsbereich zunächst ausgeklammert wurde. Am 20. Dezember 2015 verabschiedete das portugiesische Parlament einen Gesetzentwurf, der das gemeinschaftliche Adoptionsrecht für verheiratete gleichgeschlechtliche Paare vorsieht. Dagegen hat der scheidende portugiesische Präsident Aníbal Cavaco Silva Mitte Januar 2016 sein Veto eingelegt. Er wurde jedoch am 10. Februar dieses Jahres mit einer absoluten Mehrheit im Parlament überstimmt, womit Schwule und Lesben nun in Portugal ein vollständiges Adoptionsrecht geniessen.
Mehr Infos: portugalgay.pt
[/item] [item title=“Auf einen Blick“] Anreise TAP Portugal bietet Flüge ab der Schweiz und ab Deutschland nach Lissabon und Faro an (ab CHF 199.-/ EUR 149.-). flytap.com
Beste Reisezeit Von April bis Oktober. Während des Sommers können die Temperaturen zwar bis auf 40° C ansteigen, doch die erfrischende Meeresbrise sorgt immer für etwas Abkühlung. Die meisten Niederschläge fallen von November bis März, weshalb der Winter weniger zu empfehlen ist.
Sprache Die offizielle Landessprache ist Portugiesisch. Vielerorts kann man sich jedoch auch gut mit Englisch durchschlagen.
Einreise Schweizer und EU-Bürger benötigen eine Identitätskarte oder einen Personalausweis.
Sicherheit Der Süden Portugals gilt als sicheres Reiseziel. An belebten Stränden sollte man seine Wertsachen jedoch stets im Auge behalten.
Weitere Informationen visitportugal.com/de [/item] [/accordion]
Im Land des Weins Die ehemalige Königsstadt Évora befindet sich mitten in der zauberhaften Alentejo-Region, in welcher endlose, goldene Felder mit Olivenbäumen und Korkeichen das Landschaftsbild prägen. Rund eine Fahrstunde südlich von Évora thront der alte Festungsort Monsaraz mit seinen weiss gekalkten Häusern auf einem steilen Hügel hoch über dem weitverzweigten Stausee von Alqueva, der sich unweit der Grenze zu Spanien befindet.
Im pittoresken verkehrsfreien Städtchen kann man gemütlich durch die schmalen Gassen schlendern und dabei historische Bauwerke aus längst vergangenen Zeiten bewundern. Der schönste Ausblick über den Ort und die umliegende Landschaft lässt sich von den Türmen der mittelalterlichen Burg geniessen, die am höchsten Punkt des Städtchens erbaut wurde. Da Monsaraz im Zentrum der bekannten Weinregion Alentejo liegt, kann ein Besuch dieses Städtchens perfekt mit einer Weindegustation auf einem der zahlreichen Weingüter kombiniert werden. Renommierte Produzenten wie beispielsweise Esporão oder Carmim lassen Interessierte zudem gerne einen Blick hinter die Kulissen der Weinproduktion werfen.
Kultur und Natur Fährt man nun von Monsaraz aus weiter nach Süden, so lohnt es sich, in der geschichtsträchtigen Stadt Beja einen kurzen Halt einzulegen. In deren Zentrum lässt sich mit dem Castelo de Beja nämlich eine ganz spezielle Burganlage bewundern. Das Besondere an diesem Bauwerk ist, dass es zwar viele Merkmale einer portugiesischen Festung aufweist, ursprünglich jedoch von den Römern erbaut und im Laufe der Zeit auch von den Arabern militärisch genutzt wurde.
Auf dem weiteren Weg in Richtung Algarve erreicht man anschliessend nach rund 50 Kilometern das direkt am Ufer des Flusses Guadiana gelegene Städtchen Mértola. Im 8. Jahrhundert wurde es von Mauren aus Nordafrika besetzt, die von hier aus regen Handel betrieben und der Stadt dadurch schnell zu grossem Reichtum verhalfen. Aus der in der damaligen Zeit erbauten Moschee ging im 13. Jahrhundert eine Pfarrkirche hervor, die bis heute einzigartig in Portugal ist. Nach einer Besichtigung dieses Gotteshauses gilt es, das faszinierende Häusergewirr der Altstadt, das sich von den Fischerquais unten am Fluss bis hinauf zur alten Burg erstreckt, zu Fuss zu entdecken. Von Mértola aus sind es anschliessend nun nur noch knapp 100 Kilometer bis zu den langgezogenen Stränden der Algarve, wobei die Route durch abwechslungsreiche und oftmals menschenleere Landschaften führt.
Ferienstimmung pur! Entlang der rund 200 Kilometer langen Algarveküste im Süden Portugals reihen sich zahlreiche bekannte Ferienorte aneinander. Die Kleinstadt Tavira, die sich ganz im Osten in der Nähe der spanischen Grenze befindet, gehört mit ihren verwinkelten Gassen, Strassencafés und prunkvollen Gebäuden unbestritten zu den schönsten Ortschaften. Erfreulicherweise bleibt es hier selbst in der Hochsaison recht ruhig, was wohl daran liegt, dass sich die Strände der Stadt auf einer vorgelagerten Halbinsel befindenden und nur per Boot zu erreichen sind. Tavira wird von einem Fluss in zwei Stadthälften geteilt, wobei diese durch eine siebenbögige römische Brücke miteinander verbunden sind. Die Häuser, die sich entlang des Flussufers aneinanderreihen, vermitteln einen leichten Hauch von Venedig und beherbergen zahlreiche leckere Fischrestaurants.
Weiter im Westen liegt Faro, die geschäftige Hauptstadt der Region Algarve. Sie liegt direkt neben einem schönen Naturschutzgebiet mit Lagunen, natürlichen Dünen und atemberaubenden Stränden. Trotz des boomenden Tourismus konnte Faro seinen traditionellen Charme bewahren, was sich bei einem Spaziergang durch die engen Strassen des Altstadtzentrums schnell bestätigt. Das einstige Fischerdorf Albufeira, das sich westlich von Faro befindet, hat sich hingegen zur schillernden Partymetropole der Algarve entwickelt. Hier sorgen nebst dem legendären Nachtleben auch feinsandige Strände zwischen creme- und kupferfarbenen Klippen dafür, dass sich das mehrheitlich junge Publikum wohl fühlt.
Wer mit dem Trubel in Albufeira nichts anfangen kann, findet bereits ein paar Kilometer weiter ruhige Badebuchten und elegante Luxusresorts. Nicht weit entfernt ist auch der bei Schwulen beliebte Strandabschnitt von Cavalo Preto, wo selbst hüllenloses Bräunen erlaubt ist. Ebenfalls nicht verpassen sollte man einen Besuch des bezaubernden Fischerdörfchens Carvoeiro, dessen Strand harmonisch zwischen den schönsten Kalkklippen der Algarveküste eingebettet ist. In den heissen Sommermonaten lädt das kristallklare türkisfarbene Meer vor dieser pittoresken Kulisse zum paradiesischen Badespass ein.
Surfbretter und Neoprenanzüge Wer genügend Zeit hat und nicht bereits schon von Faro aus nach Hause fliegen muss, kann mit dem Mietwagen entlang der Atlantikküste zurück nach Lissabon fahren – dem Ausgangspunkt dieses Roadtrips. Sobald man die sonnenverwöhnte Algarve hinter sich gelassen hat, wird der Küstenverlauf schlagartig wild und einsam. Raue Atlantikwinde und hoher Wellengang halten hier die grossen Touristenmassen ganzjährig fern. Dafür begegnet man unterwegs immer wieder hippen Surfern, die tagsüber in die herausforderndsten Wellen eintauchen und sich abends in gemütlichen Chill-out-Strandbars treffen.
Wer nicht wellenreitet, kann die Gegend hervorragend auf Wanderwegen und Mountainbike-Trails erkunden oder einfach die Ruhe und Einsamkeit geniessen. Am Schluss der Reise besteht zudem die Gelegenheit, auch noch der bezaubernden portugiesischen Hauptstadt Lissabon einen Besuch abzustatten und so den Urlaub um ein paar genussvolle Tage zu verlängern.
[title maintitle=“Insidertipps“ subtitle=““]
[tabgroup layout=“horizontal“] [tab title=“Vila Vita Parc, Algarve“]
Dieses Strandresort thront auf einer Klippe hoch über dem Atlantik. Die luxuriös ausgestatteten Zimmer und Suiten verfügen alle über einen Balkon oder eine Terrasse und verteilen sich auf das Haupthaus sowie diverse Nebengebäude. Den Gästen stehen in der weitläufigen Parkanlage zum Sonnenbaden ein grosser Aussenpool sowie zwei abgeschiedene Sandbuchten zur Verfügung. Darüber hinaus bietet das Hotel einen Innenpool, Aromadampfbäder, eine Sauna, einen Fitnessraum sowie eine Minigolfanlage und einen Tennisplatz. Weinliebhaber dürfen sich im geschmackvoll eingerichteten Weinkeller auf auserlesene portugiesische Speisen in Begleitung edler Tropfen freuen.vilavitaparc.com[/tab]
[tab title=“Convento do Espinheiro, Évora“]
Dieses prachtvolle Hotel befindet sich innerhalb der Mauern eines ehemaligen Klosters aus dem 15. Jahrhundert, rund zwei Kilometer vom Stadtzentrum Évoras entfernt. Nebst luxuriös ausgestatteten Zimmern erwarten die Gäste hier ein Spezialitätenrestaurant, eine Bar, ein Hallenbad mit Sauna und Dampfbad sowie ein Spa. Der grosse Aussenpool lädt mit seinen weitläufigen Liegeflächen zum gemütlichen Verweilen in der rund acht Hektar grossen Gartenanlage ein. Sportbegeisterten stehen ein Fitnesscenter sowie Tennisplätze zur Verfügung. Abends wird im alten Weinkeller des Hotels zudem eine kostenlose Weinprobe mit Olivenöl- und Käseverkostung angeboten. conventodoespinheiro.com[/tab]
[tab title=“Pensão Agrícola, Tavira“]
Dieses umwerfende Boutiquehotel mit nur sechs Zimmern liegt unweit des Städtchens Tavira in ausgedehnten Olivenhainen. Die weiss gestrichenen Villen sind im Stil des Minimalismus erbaut und bieten jeglichen Komfort. Im Haupthaus erwartet die Gäste jeden Morgen ein liebevoll zubereitetes Bauernfrühstück. Ein Aussenpool mit bequemen Liegebetten lädt tagsüber im weitläufigen Garten zum gemütlichen Nichtstun ein. Auf Wunsch werden abends landestypische Spezialitäten serviert. Alternativ stehen in der näheren Umgebung auch zahlreiche Fischrestaurants zur Auswahl. Die langen Strände von Tavira und die Sehenswürdigkeiten der Region sind von hier aus gut erreichbar. pensaoagricola.com[/tab] [/tabgroup]
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