Neuer Anstieg von Hassverbrechen gegen LGBTIQ unter Trump
Die Rhetorik des abgewählten US-Präsidenten dürfte dafür mitverantwortlich sein
Hassverbrechen gegen LGBTIQ nahmen in den USA unter Präsident Donald Trump zu. Das zeigen neue Zahlen des FBI.
Jedes Jahr im November veröffentlicht das FBI einen jährlichen Bericht über Statistiken zu Hassverbrechen, in dem die Anzahl der in den USA im Vorjahr gemeldeten Vorfälle von Hassverbrechen aufgeführt ist. Der 2019er Bericht wurde Anfang dieser Woche veröffentlicht.
UMFRAGE DER WOCHE: Hund, Katze oder …?
1180 Hassverbrechen gegen LGBTIQ wurden im Jahr 2016 registriert, im vergangenen Jahr lag die Zahl bei 1395. Dass die Zahl gestiegen ist, dürfte auch auf die ausgrenzende Rhetorik des bisherigen Präsidenten Trump zurückzuführen sein. Forscher*innen der University of North Texas haben herausgefunden, dass sich die Zahl der Hassverbrechen in Bezirken, wo Trump Wahlkampfauftritte absolvierte, in den folgenden Monaten dramatisch erhöht hat. Das berichtete u.a. der Business Insider mit Verweis auf die Washington Post.
Demnach zeigte sich in Bezirke, in denen es 2016 politische Veranstaltungen mit Donald Trump gab, ein Anstieg der Hassverbrechen um ganze 226 Prozent im Verglich mit jenen Bezirken, die keine solchen Veranstaltungen hatten, fanden die Politologie-Professorinnen Regina Branton and Valerie Martinez-Ebers und der Doktorand Ayal Feinberg heraus.
4 von 10 LGBTIQ-Jugendlichen in den USA erwägen Selbstmord
Von den insgesamt 5.512 Hassverbrechen, die das FBI 2019 registrierte, waren 16,7 gegen die sexuelle Identität gerichtet, 2,7 gegen die geschlechtliche Identität. Bei 40% der gesamten Straftaten handelte es sich um Einschüchterungen, 36,7% waren «einfache» Angriffe und 21% schwere Körperverletzungen. Insgesamt wurden 51 Morde im Bereich Hassverbrechen gezählt.
Bei einer Einwohner*innenzahl von 328 Millionen scheinen die offiziellen Fälle von LGBTIQ-feindlicher Gewalt aber noch relativ gering. Das liegt zum einen daran, dass es bei Polizeibehörden kein bundesweit einheitliches Vorgehen im Umgang mit Hassverbrechen geht: Das Melden solcher Straftaten an das FBI ist nicht obligatorisch. 71 Städte mit über 100.000 Einwohner*innen meldeten entweder gar keine Daten oder sie berichteten, dass das ganze Jahr über keine Hassverbrechen jeglicher Art stattgefunden haben. Das nannte die Human Rights Campaign «eindeutig nicht glaubwürdig».
Auch in Deutschland gilt: Angezeigt und registriert wird immer nur ein kleiner Teil der Fälle von Hassgewalt. Expert*innen schätzen, dass die Dunkelziffer bei 80 bis 90 % liegt.
Zuvor hatte bereits der gewählte US-Präsident Joe Biden eingeräumt, dass Morde an trans Frauen – vor allem an Schwarzen und Latinx – explodiert seien und versprach, diese Gewalt zu stoppen (MANNSCHAFT berichtete). Schon in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 wurden mehr trans Personen ermordet als im gesamten Jahr 2019, wie das Portal transequality.org berichtete. Laut Human Rights Campaign wurden mittlerweile mindestens 33 trans Personen getötet, vor allem Frauen.
Biden dankte in seiner Siegesrede öffentlich sowohl den homosexuellen als auch den trans Wähler*innen und war damit der erste gewählte US-Präsident, der dies tat. Bisher weigert sich Trump seine Niederlage einzugestehen und will mit juristischen Mitteln verhindern, dass er das Weisse Haus verlassen und als Präsident abtreten muss.
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