Musik aus der Dunkelheit: Das ist Penelope Trappes
Penelope Trappes ist Klangkünstlerin und experimentelle Sängerin. Mit ihrem neuen Album «A Requiem» nimmt sie die Hörer*innen mit auf eine persönliche Reise und stellt sich ihren Dämonen und Traumata.
Am 4. April erschien das fünfte Studioalbum der australischen Musikerin Penelope Trappes. «A Requiem» heisst das Werk, das auf dem Label «One Little Independent» veröffentlicht wurde. Es ist ein stilles, düsteres und introspektives Album, das Trappes in völliger Isolation aufgenommen hat – als eine Art musikalische Selbsttherapie. Die in Brighton lebende Künstlerin ist im Mainstream eher unbekannt und daher ein echter Geheimtipp für Musikfans auf der Suche nach einem authentischen Sounderlebnis. Mit «A Requiem» gibt Trappes einen tiefen, persönlichen Einblick in ihre künstlerische Welt.
Trappes hat sich für die Produktion nach Schottland zurückgezogen. In meditativen und tranceartigen Zuständen hat sie dort an dem Album gearbeitet. Die Musik entstand in einem Zustand zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein – als Versuch, eigene und familiäre Traumata zu verarbeiten. Der Tod, Verlust und intergenerationelles Leid sind zentrale Themen.
«Albträume können wunderschön sein»
Penelope Trappes
«A Requiem» sei eine musikalische Feier zu Ehren der Toten, schreibt ihr Label in einer Medienmitteilung – ein Zufluchtsort, den Trappes für sich selbst gebaut habe, um familiäres Chaos und Geschichte zu erforschen. «Ich war auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen einem ‹Himmel› und einer ‹Hölle›», erklärt sie. «Ich suchte nach der Weisheit unserer Vormütter – sie tauchte auf und führte mich zu wahrer Stärke und Schönheit. Ich habe mir die Trauer genau angehört. Der Tod ist ein Teil unserer Realität. Unvermeidlich. Allgegenwärtig. Aber Albträume können wunderschön sein.»
Musikalisch bewegt sich «A Requiem» zwischen Ambient, Drone, Avantgarde-Pop und klassisch anmutenden Elementen. Es ist ein langsames, schweres Album, durchzogen von dunklen Klangflächen, knarzenden Cellodrones und klagenden Gesängen. Trappes’ Stimme steht dabei im Mittelpunkt – sie schwebt, flüstert, ruft, ohne je laut zu werden. Auffällig ist: Für das Album griff Trappes erstmals selbst zum Cello, obwohl sie das Instrument nie gelernt hat. Der rohe, körperliche Klang wurde für sie zum verlängernden Ausdruck ihres Innenlebens.
Trappes' Musik ist keine Pose, kein Schrei nach Aufmerksamkeit. Sie fordert Zuhörer*innen nicht auf, ihr Leiden zu betrachten, sondern nimmt sie mit auf eine persönliche Reise – ohne sich zu erklären. In ihren Stücken mischt sich Trauer mit Schönheit, Dunkelheit mit Licht. Es sind keine klassischen Songs, sondern eher klangliche Rituale, oft ohne klare Struktur, aber mit intensiver Atmosphäre.
Stücke wie «Sleep» oder «Red Dove» kombinieren elektronische Sounds mit archaischen Gesängen. Andere Titel wirken wie Zeremonien, etwa «Bandorai», das laut Trappes von alten keltischen Priesterinnen inspiriert wurde. Das abschliessende «Thou Art Mortal» – gesungen auf Gälisch – endet das Album mit einem Moment stiller Erlösung.
«A Requiem» ist keine leichte Kost. Es ist ein Album, das man nicht nebenbei hören kann – und auch nicht sollte. Wer sich darauf einlässt, hört das Ergebnis einer künstlerischen Suche: nach Trost, nach Erkenntnis, vielleicht nach Erlösung. Eine Antwort gibt es nicht. Aber das Suchen selbst wird bei Penelope Trappes zur Kunstform.
Mehr: Coming-out: Turn-Olympiasiegerin Jade Carey stellt ihre Freundin vor (MANNSCHAFT berichtete)
Das könnte dich auch interessieren
Buch
Liebe, Lust und andere Katastrophen – unsere queeren Lesetipps
Éric Chacour verwebt queere Liebe mit familiären Zwängen in Kairo. Chloé Caldwell zerlegt das lesbische Begehren in schmerzhafter Klarheit. Und Eryx Vail stellt die Frage, ob queeres Leben in dystopischen Zukunftsvisionen überhaupt vorkommen darf.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Lesbisch
Gesellschaft
Kultur
Queer
Buch
Warum verehrte eine lesbische Frau Adolf Hitler?
Wie kann sich eine lesbische Frau mit Hitler und den Nazis identifizieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine lesenswerte Biografie über Stephanie Hollenstein, Hitlers queere Künstlerin.
Von Christian Höller
Lesbisch
Geschichte
Kultur
Feiern
Schwuz braucht Spenden: «Noch lange kein Ende mit dem queeren Gelände»
Alarmstufe Pink: Einer der ältesten queeren Clubs Deutschlands, das Berliner Schwuz, kämpft ums Überleben. Nach dem Insolvenzantrag soll nun eine Spendenkampagne helfen.
Von Newsdesk/©DPA
Queer
Schwul
Europa
ESC 2026: Macht Israel mit, sind Niederlande und Irland raus!
Österreichs ESC-Gewinner JJ stiess mit seinem Wunsch nach einem Ausschluss Israels beim nächsten Song Contest auf taube Ohren bei Veranstaltenden und Ausrichtenden. Vielleicht kommt es nun doch noch dazu.
Von Newsdesk/©DPA
Österreich
Eurovision Song Contest
Musik