Mehr Scheidungen bei homosexuellen Paaren, Tiefstwert bei Heteros
2023 wurden in Deutschland 1300 gleichgeschlechtliche Ehen getrennt.
2023 gab es bei gleichgeschlechtlichen Ehepaaren in Deutschland mehr Scheidungen als im Vorjahr. Bei den Heteros sank die Zahl hingegen auf einen Tiefstwert.
2023 wurden in Deutschland insgesamt 1300 gleichgeschlechtliche Ehen getrennt. Dies waren etwa 200 oder 15 Prozent mehr als im Jahr 2022. Wieviele davon Frauen- bzw. Männerpaare sind, ist nicht bekannt. Tendenziell gilt: Lesbenpaare heiraten häufiger (MANNSCHAFT berichtete).
Seit der Einführung der «Ehe für alle» im Oktober 2017 können in Deutschland keine Lebenspartnerschaften mehr begründet werden. Gleichgeschlechtliche Paare, die in einer zuvor eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, können diese laut Bundesamt nicht durch Scheidung, sondern durch Aufhebung beenden. 2023 wurden mit rund 700 Aufhebungen von Lebenspartnerschaften etwa 200 oder 19,4 Prozent weniger erfasst als im Vorjahr. Damit sank diese Zahl das vierte Jahr in Folge.
Ebenfalls zurückgegangen sind die Zahl der Scheidungen von heterosexuellen Paaren. So wurden 2023 rund 129’000 Ehen durch richterlichen Beschluss getrennt, das sind 6,1 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Der Wert erreichte 2023 den niedrigsten Stand seit der Deutschen Vereinigung im Jahr 1990 und zugleich den zweitniedrigsten Stand seit 1950.
Auch die gesamte Zahl der Eheschliessungen ging 2023 zurück, nachdem sie im Vorjahr deutlich gestiegen war. Rund 360’000 Trauungen wurden den Angaben nach durchgeführt, im Vorjahr lag dieser Wert noch bei mehr als 390’000. 2021 war die Zahl der Eheschliessungen auf einen coronabedingten Tiefstwert von etwa 357’000 gefallen.
Bei den Heteros: «Ehen tatsächlich erheblich besser geworden» Was die heterosexuellen Ehen angeht, sagt der Psychotherapeut Wolfgang Krüger aus Berlin: «Wir beobachten, dass die Ehen tatsächlich in den letzten 20 Jahren erheblich besser geworden sind», sagte er der Deutschen Presse-Agentur Er führt diese Verbesserung auf mehrere Gründe zurück: Menschen würden mittlerweile oft nur noch heiraten, wenn sie wirklich ineinander verliebt seien und das Gefühl hätten, dass die Ehe gelinge. «Wir haben bei der Ehe vorher eine gewisse Qualitätsauswahl.» Im Unterschied zu den 60er- und 70er-Jahren müsse oftmals auch nicht mehr aus finanziellen Gründen oder wegen sozialen Drucks geheiratet werden.
Auch die verbesserte Krisenkommunikation spiele in länger haltende Ehen eine grosse Rolle. Viele Menschen wüssten mehr, wie man miteinander reden müsse oder Konflikte kläre. «Also wie Ehen wirklich gelingen, das wissen immer mehr Leute», sagte Krüger.
Zudem seien die äusseren Umstände ein Faktor: «Wir leben in schwierigen Zeiten, in denen man tiefe Verunsicherungen erlebt. Und dann will man einen Ort haben mit Sicherheit, wo man das Gefühl hat, ‹der andere hält zu mir›.» Dieser Ort sei noch immer die Liebe und für viele letztlich auch die Ehe.
Als eines der ersten homosexuellen Ehepaare in Deutschland haben sich Bodo Mende und Karl Kreile am 1. Oktober 2017 in Berlin das Jawort gegeben (MANNSCHAFT+).
Mehr: Es kehrt keine Ruhe ein im Fall um die Entlassung des schwulen Lehrers in Pfäffikon (MANNSCHAFT berichtete).
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