«Kweer Café & Bar»: Viererteam tritt Barfüsser-Nachfolge an
Einmal pro Woche sind kleinere Events geplant
Am einstigen Standort der legendären Zürcher «Barfüsser-Bar» entsteht ein neues LGBTIQ-Lokal. Die vier Macher von «Kweer» planen ein Café, das sich abends in eine Bar verwandelt. Anfang Oktober geht’s los.
Die Spitalgasse 14 im Zürcher Niederdorf beherbergte über viele Jahrzehnte die wohl älteste Schwulenbar Europas. Ein Stück Identität für die Schweizer LGBTIQ-Gemeinschaft. Nachdem der Barfüsser vor 15 Jahren zur Sushi-Bar umgestaltet wurde, ging der direkte LGBTIQ-Bezug etwas verloren. 2021 war dann endgültig Schluss (MANNSCHAFT berichtete).
Queeres Lokal «erwünscht» Die Stadt Zürich hat daraufhin das Lokal neu ausgeschrieben, wobei der berühmte Name «Barfüsser» mit den ehemaligen Mieter*innen an einen neuen Standort weiterzog. In der Ausschreibung hiess es explizit, dass Ideen aus der LGBTIQ-Community «erwünscht» seien. Mit «Kweer Café & Bar» hat ein entsprechendes Konzept den Zuschlag erhalten.
«Die historische Bedeutung des Lokals war sicher noch eine zusätzliche Motivation für die Bewerbung», sagt Mitinitiant Christian Forrer gegenüber MANNSCHAFT. Benedikt Hess, Marco Uhlig und Samuel Rensing komplettieren das Kweer-Quartett, das sich im Frühling erfolgreich für die Barfüsser-Nachfolge beworben hat.
Mit hybridem Konzept zum Erfolg «Marco und ich fanden es cool, dass die Stadt wieder etwas mit Bezug zur Community wollte», sagt Samuel. «Wir fragten herum, aber kaum jemand war wirklich bereit, etwas auf die Beine zu stellen. Dann haben wir uns dazu entschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.» Sie holten Benedikt ins Boot und über ihn kam dann die Anfrage Anfang März auch zu Christian. Dieser habe sich «von der Euphorie anstecken lassen» und nach nur zwei Tagen Bedenkzeit zugesagt.
Der schwierige Teil der Bewerbung seien vor allem die Bedingungen der Stadt gewesen: Das Lokal soll ganztägig und sieben Tage die Woche geöffnet sein. Es soll zudem für alle etwas zu bieten haben: für Nachbar*innen, Student*innen, Tourist*innen und für die LGBTIQ-Gemeinschaft. Ausserdem kann im Gebäude nicht gekocht werden, was natürlich eine gastronomische Einschränkung darstellt. Die Kombination von Café und Bar war deshalb wohl die optimale Lösung, die schliesslich auch die Stadt Zürich überzeugt hat.
Kompetenzen aufgeteilt Im Viererteam gibt es eine klare Rollenverteilung: Christian und Benedikt sind die Gründer von ViCAFE mit einer eigenen Rösterei und 11 Espresso-Bars in Zürich, Basel und Eglisau. Sie übernehmen den Café-Betrieb bis 17 Uhr. Ein Markenzeichen von ViCAFE sind die Ausgabefenster. Dieses Konzept wird – parallel zum klassischen Café-Betrieb mit Tischen und Stühlen – auch im Kweer umgesetzt werden. «Das Fenster dafür ist bereits vorhanden, was natürlich gleich nochmals ein Pluspunkt war», sagt Christian, der überdies von der guten Lage in der Nähe der Zentralbibliothek schwärmt.
Das Spezialgebiet von Marco und Samuel wiederum ist der Ausgang am Abend. Ihnen gehört die «Kweer Gastro AG», ein Joint-Venture der OX’n Gastro AG und der Heile Welt AG, die unter anderem den Queerclub «Heaven» im Niederdorf führt.
Alle sind Willkommen Wenn es am Abend mit der Bar losgeht, wird auch der Staff ausgetauscht. Aber es sei nicht so, dass Punkt 17 Uhr eine Disco-Kugel von der Decke fällt und alle Lichter ausgehen: Der Übergang in den abendlichen Betrieb soll vielmehr nahtlos verlaufen, so der Plan der vier Unternehmer. Einmal pro Woche stünden abends kleinere Events wie Drag Bingo, Karaoke oder ein Glamour Quiz auf dem Programm.
Den Bezug zur LGBTIQ-Community wolle man mit der Einrichtung nicht zu sehr betonen, damit sich alle gleichermassen willkommen fühlten. Es wird mit anderen Worten also nicht alles mit Regenbogenflaggen zugehängt sein. Dieser Vorsatz spiegelt sich auch im Namen wider: «Kweer» klingt ziemlich «queer» – aber eben nicht ganz.
Wie das Lokal am Eröffnungstag genau aussehen wird, ist noch nicht klar; die gemeinsame Planung des Innenausbaus sei ein Kompromissfindungsprozess. Eines stünde aber jetzt schon fest, meint Christian lachend: «Am Ende wird es wunderschön sein!»
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