Katar wirft deutscher Regierung «Doppelmoral» vor
Die Kritik aus Europa sei «sehr arrogant und sehr rassistisch»
Das Emirat Katar reagiert verärgert auf Kritik der Bundesregierung. Der Unmut geht auf Äusserungen von Bundeninnenministerin Faeser in Bezug auf die LGBTIQ-Community zurück.
In der Frankfurter Allgemeinen warf Aussenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani Berlin «Doppelmoral» vor und antwortete damit auf die Forderungen von Faeser, die Sicherheitsgarantien für queere Menschen gefordert hatte.
Einerseits werde «die deutsche Bevölkerung durch Regierungspolitiker falsch informiert». Andererseits habe die Regierung kein Problem mit Katar, wenn es um Energiepartnerschaften oder die Rettung deutscher Staatsbürger aus Afghanistan gehe. «Wenn wir eine Fussball-Weltmeisterschaft ausrichten, diesen Moment geniessen und zusammen mit der deutschen Mannschaft feiern wollen, dann gelten auf einmal andere Massstäbe», sagte der Aussenminister des Golfstaats.
Der Unmut in Doha hatte sich an Äusserungen von Innenministerin Nancy Faeser entzündet. Die SPD-Politikerin hatte vom WM-Gastgeber unter anderem Sicherheitsgarantien für die LGBTIQ-Community verlangt. «Bei allem Respekt, diese waren überhaupt nicht notwendig», sagte al-Thani über Faesers Aussagen. «Wir haben immer wieder von höchster Stelle wiederholt, dass jeder willkommen ist und niemand diskriminiert wird.» (MANNSCHAFT berichtete)
Es sei «bedauerlich, wenn Politiker versuchen, sich nach innen auf unsere Kosten zu profilieren und Punkte zu machen», sagte al-Thani. In Katar ist Homosexualität strafbar, die WM steht wegen Menschenrechtsverstössen und des Umgangs mit Arbeiter*innen aus anderen Ländern schon lange in der Kritik. Al Thani beteuerte allerdings, die Regierung habe bereits eine Reihe von Reformen in Gang gesetzt.
«Das ist ein fortlaufender Prozess, der nie aufhört – und der auch nach der WM nicht aufhören wird», sagte er. Es sei aber unfair, immer auf Katars Regierung zu zeigen. «Wenn es in einem europäischen Land ein Problem gibt, etwa mit der Sicherheit am Arbeitsplatz, dann stehen die Unternehmen in der Kritik», sagte Al Thani.
Die Kritik aus Europa an der Lage in Katar bezeichnete er als «sehr arrogant und sehr rassistisch» Dennoch sei die Vergabe der WM für sein Land «ein Segen», sagte Al Thani. «Wir sind sehr stolz darauf, und wir sind sehr zuversichtlich, dass diese Weltmeisterschaft eine der besten sein wird, die Sie je gesehen haben.»
Wegen kritischer Äusserungen Faesers zur Menschenrechtslage in dem Emirat hatte Katar Ende Oktober nach Angaben des Aussenministeriums in Doha den deutschen Botschafter einbestellt.
Zuletzt hatte sich auch der Fussball-Weltverband FIFA in einem Brief an die 32 Teilnehmer der Weltmeisterschaft gewandt und dafür plädiert, dass der Fussball und nicht politische Debatten im Mittelpunkt des Turniers stehen soll.
Die Antwort, auch aus Deutschland, liess nicht lange auf sich warten. Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) veröffentlichte ein Statement, das zuvor mit neun weiteren europäischen Verbänden abgestimmt worden war. Darin hiess es: «Wir werden weiterhin Impulse für positiven, progressiven Wandel unterstützen und uns weiter für ein überzeugendes Ergebnis hinsichtlich der zwei entscheidenden und offenen Themen einsetzen und engagieren, über die wir seit langer Zeit mit der FIFA diskutieren.» (MANNSCHAFT berichtete)
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