Junge Union spielt Intersexuelle gegen saubere Toiletten aus
Der Landesverband Rheinland-Pfalz steht wegen einer Fotomontage in der Kritik, geäussert etwa vom Verband Trier
Die Junge Union (JU) Rheinland-Pfalz steht in der Kritik: Mit einer Fotomontage hatte sie in den sozialen Medien gefordert, lieber Geld für Schulklos anstatt für Toiletten für Intersexuelle bereitzustellen. Die Junge Union Trier hatte sich vom Landesverband distanziert und wird nun selber angegriffen.
Die JU-Fotomontage erschien auf Instagram und Twitter. Dazu die Forderung: «Die Bundesländer ( … ) sollten die Schulträger endlich mit mehr Geld ausstatten. Damit der Besuch der Schulklos nicht weiter zur Ekel-Prüfung wird. Auch warmes Wasser zum Händewaschen wäre mal angebracht.»
Homophobe Parolen und Westerwaldlied – Kritik an CDU/CSU-Jugendorganisation
Auf Twitter und Instagram kommentierten User*innen, es sei nicht tragbar, Gruppen gegeneinander auszuspielen. Der Post sei völlig daneben und unangemessen, finden auch die Grünen. «Die JU RLP beweist damit, dass ihr die nötige Sensibilität im Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt fehlt“, meint beispielsweise die queerpolitische Sprecherin von B’90/Die Grünen, Pia Schellhammer, im SWR. Denn solche Äusserungen leisteten Übergriffen gegenüber Schwulen, Lesben und anderen queeren Menschen in Rheinland-Pfalz Vorschub.
Die Deutsche Gesellschaft für Trans- und Intergeschlechtliche Menschen mit Sitz in Mainz erklärte im SWR: «Die Haltung der CDU wie der JU sollte sein, mit der Tatsache eines dritten Personenstandes konstruktiv umzugehen.»
Auch die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte ihre Zustimmung signalisiert, indem sie den Tweet geliked hatte. Das beweisen Screenshots auf Twitter. Später entfernte sie ihr Herz aber wieder.
Die Junge Union in Trier sieht den Post ebenfalls als Fehler und distanzierte sich in einem bei Facebook veröffentlichten Statement vom Landesverband.
In den Kommentaren werden dafür die Trierer nun ebenfalls angegriffen. Der CDU-Mann Thorben Meier aus NRW etwa meint: «Wirklich sehr peinlicher Post. Ihr habt vom Umgang innerhalb der JU nicht wirklich einen Schimmer – oder?» Fynn Muir van Lintlo der sich als Parteifreund zu erkennen gibt, meint dagegen: «Richtige Reaktion der JU Trier und das sage ich als CDU Mitglied.»
Auch LSU fordert nach Toiletten-Witz Entschuldigung von AKK
Junge Union und CDU Rheinland-Pfalz verstehen die Aufregung nicht. Der Post beklage lediglich den schlechten Zustand von Schultoiletten – «damit ist aus meiner Sicht alles dazu gesagt», so der JU-Landesvorsitzende Jens Münster laut SWR.
Auch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hatte den Post als «diskriminierend» kritisiert.
Sören Landmann, Vorstandsvorsitzender des Aktionsbündnisses gegen Homophobie, schlug in einem Kommentar bei Facebook vor, dass die CSD-Vereine im Land «an diese unsägliche und menschenfeindliche Aktion der Junge Union Rheinland-Pfalz nicht nur in dieser, sondern auch in der kommenden Pride-Season 2021» erinnern und «dass die CDU auf CSDs und Strassenfesten nicht willkommen ist, bevor sie sich entweder glaubhaft von ihrer Jugendorganisation distanziert hat, oder diese sich selbst für diesen Griff ins dreckige, populistische Klo entschuldigt hat».
Das könnte dich auch interessieren
Ungarn
Orbán verbietet Budapest Pride in der Öffentlichkeit
«Zum Schutz der Kinder» soll die Budapest Pride nicht mehr in ihrer gewohnten Form stattfinden dürfen. Menschenrechtsorganisationen fordern die EU zum Handeln auf.
Von Newsdesk Staff
News
International
Pride
Fussball
UEFA sperrt umstrittenen schwulen Referee Coote
Der englische Schiedsrichter David Coote ist durch eine Schmähung gegen Jürgen Klopp bekanntgeworden und outete sich später. Nach einem weiteren Video trifft die UEFA nun eine Entscheidung.
Von Newsdesk/©DPA
Coming-out
Schwul
News
Österreich
Selbstbestimmung statt rechtem Kulturkampf: «Grund zu feiern»
Mario Lindner ist SPÖ-Sprecher für Gleichbehandlung, Diversität und LGBTIQ im Nationalrat und Bundesvorsitzender der queeren Soho. In seinem Gastbeitrag für MANNSCHAFT erklärt er den Erfolg der Koalitionsvereinbarung.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
TIN
News
USA: Pentagon will trans Menschen aus dem Militär rauswerfen
Ausgrenzung per Erlass: Wer seine Transidentität offen leben will, soll das US-Militär verlassen – so will es Präsident Donald Trump. Das Pentagon leistet Folge. Menschenrechtsgruppen laufen Sturm.
Von Newsdesk/©DPA
International
Queerfeindlichkeit
TIN